So profitieren Sie vom gut laufenden Lendingmarkt

«Peer-to-peer Lending» (P2P): Hinter dem Fachbegriff steht die direkte Kreditvermittlung zwischen Anlegern und Kreditnehmern über eine Internetplattform. Foto: Shutterstock

Wir erwarten in nächster Zeit einen grösseren Geldeingang aus einem Immobilienverkauf. Investieren möchten wir vor allem aus Altersgründen werterhaltend und nicht in Aktien. Kürzlich wurde ich auf den Quality P2P Anlagefonds/Valor 41591096, aufgelegt durch die Firma Hérens Quality Asset Management, aufmerksam gemacht. Meine Frage ist: Eignet er sich als Obligationenersatz und wie beurteilen Sie seine Sicherheit? E.S.

Dieser Fonds ist meines Erachtens kein Obligationenersatz. Der von Ihnen erwähnte Quality-P2P-Anlagefonds verschafft Ihnen als Privatanleger Zugang zum P2P-Lendingmarkt.

Hinter dem Fachbegriff «Peer-to-peer Lending», für den die Abkürzung P2P genutzt wird, steht die direkte Kreditvermittlung zwischen Anlegern und Kreditnehmern über eine Internetplattform. Dabei handelt es sich um eine Finanzierung ausserhalb des Bankensektors.

In den letzten Jahren haben sich auch hierzulande mehrere Anbieter, welche direkt Kredite an KMU vergeben, etabliert. Die P2P-Plattformen sind als Vermittler zwischen den Kreditnehmern und den Kreditgebern aktiv und wickeln alle dafür nötigen Prozesse ab.

Als Kapitalgeber für solche Kredite profitieren Sie von der mit den Krediten erwirtschafteten Rendite.

Die 2003 gegründete Hérens Quality Asset Management mit Sitz in Pfäffikon ermöglicht es Privatinvestoren, über den Fonds unkompliziert und breit diversifiziert in solche Kredite zu investieren, und kooperiert dabei mit Credit Gate 24, welche eine automatisierte Plattform für Investoren und Kreditnehmer anbietet und die Kredite ausschliesslich online abwickelt.

Als Kapitalgeber tragen Sie das Ausfallrisiko für die vergebenen Kredite. Dieses Ausfallrisiko wird durch die breite Diversifikation des Kreditportfolios deutlich abgefedert.

Die Idee, über einen Fonds in Peer-to-Peer-Lending zu investieren, finde ich an sich interessant, zumal kaum Korrelationen zu den Obligationen- und Aktienmärkten bestehen. Wie gross das verbleibende Ausfallrisiko für Sie ist, kann ich allerdings nicht abschätzen. Ich rate Ihnen, diesen Aspekt mit der Fondsfirma genauer zu klären.

Negativ bei dem Fonds erachte ich die geringe Flexibilität für Sie als Anleger. Die Ausgabe erfolgt jeweils monatlich während der Aufbauphase von 24 Monaten und ist danach geschlossen für zwei Jahre mit der Möglichkeit, zweimal für ein Jahr zu verlängern.

Nach der Sperrfrist sind Rücknahmen monatlich möglich, allerdings mit Beschränkungen auf maximal fünf Prozent des Nettoinventarwerts und maximal zehn Prozent des Nettoinventarwertes quartalsweise. Ausserdem müssten Sie mindestens 25’000 Franken investieren.

Die Managementgebühr von maximal 0,75 Prozent ist vergleichbar mit anderen klassischen Anlagefonds, welche etwa in Obligationen anlegen und teilweise sogar noch teurer sind.

Als Zinsrendite nennt die Fondsführung 350 bis 450 Basispunkte über dem 3-Monate-Libor in Schweizer Franken. Aktuell liegt der 3-Monate-Libor bei Minus 0,7 Prozent. Die Zielrendite liegt somit gerundet zwischen drei und vier Prozent. Ob Sie diese als Anleger aber mit dem Fonds tatsächlich erreichen, dafür haben Sie keine Garantie.

Punkto Sicherheit ist der Fonds nicht mit sehr sicheren Bundesobligationen zu vergleichen. Diese werfen derzeit denn auch eine Minusrendite ab.

Abgesehen von der nicht garantierten Rendite, den strengen Restriktionen und der schwierigen Handelbarkeit ist für mich das schwer abschätzbare Ausfallrisiko ein Negativfaktor für den Fonds.

Mit sehr sicheren Frankenanleihen sollten Sie diesen Fonds definitiv nicht vergleichen, da die Risiken für Sie in jeden Fall höher sind.

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