3 Prozent Gebühren sind inakzeptabel

Bankenplatz Zürich: Die Gebührenmodelle vieler Institute sind intransparent und oft schwer miteinander vergleichbar. Foto: Keystone

Seit Anfang 2015 habe ich einen renommierten Finanzdienstleister vertraglich beauftragt, 600’000 Franken von meinem Vermögen an der Börse zu investieren. Es fällt mir schwer die Höhe der verrechneten Kosten richtig zu werten. Gefühlsmässig habe ich jedoch einige Bedenken. Im letzten Jahr habe ich Gebühren von 17’169 Franken bezahlt. Wie beurteilen Sie das? T.K.

Sie können eine einfache Rechnung machen: Wenn Sie auf den 600’000 Franken Vermögen Gebühren von 17’169 Franken bezahlt haben, entspricht das 2,86 Prozent. Ihren Angaben entnehme ich, dass Sie einerseits 1,35 Prozent für die Verwaltung des Vermögens entrichten. Und weitere hohe Beträge für Courtagen, Depotgebühren, Administration und weitere berappen.

Unabhängig davon wie die Gebühren im Detail genau aufgeteilt sind, ist für Sie nur der Gesamtbetrag relevant, der letztlich von Ihrem Vermögen weggeht. Wenn Sie also alles in allem fast 3 Prozent Gebühren bezahlen, heisst das, dass Ihre Rendite unter dem Strich entsprechend massiv geschmälert wird.

Nun weiss ich nicht, wie erfolgreich Ihr Vermögensverwalter ist. Falls dieser aufgrund seiner Expertise eine ausgezeichnete Rendite erzielt, würden sich die Gebühren vielleicht etwas relativieren. Letztlich müssen Sie nur die Rendite nach Gebühren beurteilen.

In der Praxis ist es allerdings oft so, dass auch jene Anbieter, welche sehr hohe Gebühren verrechnen, nicht zwingend auch bei der Performance die Besten sind. Leider sehe ich immer wieder Depots, bei denen Banken und Vermögensverwalter zwar bei den Gebühren happig zugreifen, die Performance aber dennoch bescheiden ist.

Aus meiner Sicht sollte man sowohl regelmässig die Performance, als auch die Gebühren kritisch anschauen und vergleichen. Gesamtgebühren von fast 3 Prozent finde ich überrissen.

Die Gebührenmodelle vieler Institute sind intransparent und oft schwer miteinander vergleichbar. Es braucht einigen Aufwand, solche Vergleiche vorzunehmen, da die Gebühren meist punkto Vermögensgrösse und gewählter Anlagestrategie stark variieren.

Zudem muss genau angeschaut werden, welche Leistungen etwa für Courtagen und Depotgebühren in den Vermögensverwaltungskosten inbegriffen sind oder nicht.

In Ihrem Fall ist praktisch gar nichts inbegriffen, sodass Sie über die eigentlichen Verwaltungskosten noch zusätzlich hohe Beträge bezahlen. Viele Banken bieten Pauschalpakete an. Diese sind auch nicht billig, dafür sind immerhin die meisten Kosten eingeschlossen.

Bei der Zürcher Kantonalbank zum Beispiel bezahlen Sie für das Paket Premium für alle Risikoprofile eine Pauschalgebühr von 1,3 Prozent bis zum einem Betrag von einer Million Franken, minimal aber 6000 Franken pro Jahr.

Darin eingeschlossen sind über die eigentliche Beratung, die Verwaltungs- und Depotgebühren, eigene Courtagen, Reporting, Steuerausweise und Gebühren für die Konten. Nicht inbegriffen sind aber Fremdkommissionen, Produktegebühren oder staatliche Abgaben, wobei das nicht mehr so viel ausmacht.

Rein Technologie-basierte Vermögensverwaltungsmodelle – sogenannte Robo-Adviser-Vermögensverwaltungen –, die ganz auf Beratung verzichten und alles vollautomatisch abgewickelt wird, verlangen gar nur 0,5 Prozent pauschal pro Jahr.

Natürlich sind solche Modelle mit einem klassischen Vermögensverwaltungsmandat mit Beratung nicht vergleichbar und längst nicht für alle Kunden passend. Diese Modelle zeigen aber, dass die Digitalisierung und die damit verbundene Technologie auch die Gebührenmodelle unter Druck setzt.

Bei Ihrem Modell, welches die Courtagen nicht einschliesst, werden unter Umständen auch falsche Anreize gesetzt: Wenn der Vermögensverwalter die Courtagen separat verrechnen kann, dürfte dies dazu führen, dass er mehr Transaktionen vornimmt, als vielleicht für Ihr Depot sinnvoll wäre, da er auch bei diesen verdient.

Persönlich würde ich bei der Vermögensverwaltung nur noch Pauschalpakete wählen, welche möglichst alle Dienstleistungen einschliessen. Diese Pakete sind auch eher unter den verschiedenen Anbietern vergleichbar.

Gesamtgebühren von bis zu 3 Prozent wie in Ihrem Fall würde ich nicht akzeptieren: Entweder würde ich von Ihrem Finanzdienstleister eine deutlich tiefere Pauschalgebühr für sämtliche Dienstleistungen verlangen oder das Institut wechseln . Es sei denn Ihr Anbieter sei punkto seiner Performance so überragend, dass er selbst die hohen Gebühren problemlos kompensiert.

Das ich mir allerdings fast nicht vorstellen.

7 Kommentare zu «3 Prozent Gebühren sind inakzeptabel»

  • Der grosse Allwissende sagt:

    TK kann nicht mit Geld umgehen und somit ist er gezwungen, es anderen an zu vertrauen. So ergeht es vielen unter uns. Will er nun das Geldinstitut gemäss Spieler wechseln, löst das wiederum schöne Spesen aus. (Steht im Kleingedruckten, was TK jetzt natürlich ganz genau studiert, leider zu spät) Eine goldene Weisheit (nach Kostolany) besagt: Geld geht dorthin, wo es sich wohl fühlt. In diesem Fall fühlt es sich als schöne Provision beim „Bankberater“ sehr wohl. Dem ist nichts beizufügen !!!

  • Jean Gilette sagt:

    Hohe Gebühren = hohe Renditen. Die Hälfte meines Wertschriftendepots lasse ich seit ein paar Jahren durch einen Tech-Aktien-Spezialisten verwalten. Dieser verlangt pauschal 3.25 Prozent plus Gewinnbeteiligung (hi-water). Die durchschnittliche Rendite lag Netto nach Abzug der Kosten bei knapp 40 Prozent pro Jahr. 2016 lag die Rendite sogar über 100 Prozent. Damit meine ich; Wenn die Leistung stimmt, bin ich auch bereit, mehr zu zahlen.

    • Kurt Seiler sagt:

      Schönes Wetter haben wir…….

    • Thomas sagt:

      3.25% wären im fahrlässig zu viel für ein Aktien-Mandat im institutionellen Bereich. Tech-Titel liefen sowieso sehr gut – da ist es schwierig, die einmaligen 100% ohne weitere Kenntnisse zu beurteilen

  • Brunner sagt:

    Herr Gilette, an den Verlusten wird sich der Berater nicht beteiligen; Sie laufen daher ein hohes Risiko. Die 3.25% hat er aber auch in sehr schlechten Jahren.

  • Claude Fontana sagt:

    Der letzte Satz sagt alles- nichts.

  • Keller sagt:

    Warren Büfett schrieb zu diesem Thema, sollte man von diesem Geschäft nichts verstehen sollte man sein Geld in einem Indexfonds anlegen! (Hier sind die Kosten viel tiefer.) Bei seinen exorbitanten Gebühren würde ich mal die gesamten Kosten über 10 Jahre ausrechnen. (Zinseszins)

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