Spekulieren Sie nicht mit Ihrem Altersgeld!

Sichere Fonds statt riskanter Investments: Weshalb sollen Investoren mit zunehmendem Alter unnötige Risiken eingehen? Foto: iStock

Ich werde vorzeitig pensioniert und habe vor, das Altersguthaben in Rente und Kapital zu beziehen. Wie sollen wir dann unsere 1,65 Millionen Franken anlegen? ETF? Aktien? Anteilscheine der WIR-Bank, nachdem wir bereits über 300’000 Franken auf Sparkonten und weitere 130’000 Franken auf anderen Konten dieser Bank deponiert haben? Was halten Sie vom Cannabiszertifikat und vom aktiv verwalteten Multi-Kryptowährungszertifikat der Swissquote? R. H.

Ihren Angaben entnehme ich, dass Ihr Lebensstandard durch die Rente von Ihnen und Ihrer Frau schon gut abgedeckt ist und auch das von Ihnen bewohnte Einfamilienhaus schuldenfrei ist.

Sie hätten bei den Anlagen somit etwas mehr Spielraum. An sich würde ich Ihnen empfehlen, von mehreren Banken konkrete Anlagevorschläge ausarbeiten zu lassen. Denn einen solch hohen Betrag von 1,65 Millionen Franken sollte man strukturiert und mit einer klaren Strategie anlegen.

Allerdings schreiben Sie mir, dass Sie mit Banken und deren Vermögensverwaltung schon schlechte Erfahrungen gemacht haben und offenbar auch Verluste eingefahren und sich über hohe Gebühren geärgert haben.

Nun weiss ich natürlich nicht, was bei diesen Banken schiefgelaufen ist; ich würde dennoch nicht von vornherein ausschliessen, dass Sie die Expertise einer Bank nutzen. Gerade für die Strategieerarbeitung und deren Umsetzung halte ich das für wichtig.

Sie können der Bank punkto Risiken, die Sie eingehen möchten, und auch punkto Art der Produkte, welche eingesetzt werden sollen, konkrete Vorgaben machen.

Wenn Sie etwa konsequent auf kostengünstige Exchange Traded Funds setzen möchten, können Sie von mehreren Banken Strategien ausarbeiten lassen, welche auf solchen basieren.

Skeptisch bin ich bei Ihrer Frage, ob Sie Anteile der WIR-Bank kaufen sollen. Und zwar aus Risikoüberlegungen:

Laut Ihren Angaben haben Sie und Ihre Frau bereits über 400’000 Franken bei dieser Bank auf mehreren Konten parkiert. Sie müssen sich bewusst sein, dass bei einem Bankenzusammenbruch gemäss Gesetz nur maximal 100’000 Franken pro Kunde – also nicht pro Konto – gesichert sind.

Es wären somit bei Ihnen und Ihrer Frau zusammen lediglich 200’000 Franken gesichert. Wenn Sie bei der gleichen Bank auch noch Anteilscheine erwerben, würden Sie das bestehende Klumpenrisiko noch erhöhen, was ich nicht für sinnvoll halte.

Vielmehr würde ich gerade bei der Platzierung von liquiden Mitteln auch bei den Bankbeziehungen stärker diversifizieren. Noch besser ist es meines Erachtens indes, das Geld zumindest teilweise zu investieren. Wertschriften wie Fonds, Anleihen oder Aktien bleiben übrigens auch im Fall eines Bankkonkurses im Besitz der Kunden.

Bevor Sie das Geld investieren, sollten Sie sich genau überlegen, wie viele Risiken Sie eingehen möchten. Wichtig ist, dass Sie eine breite Diversifikation erreichen. Auch würde ich den Betrag gemäss Ihren verschiedenen Bedürfnissen und Anlagehorizonten aufteilen.

Ein Grossteil des Geldes würde ich konservativ – mehrheitlich in Anleihen von guten Schuldnern – anlegen. Immerhin ist es Ihr Altersgeld. Einen Teil könnten Sie allenfalls mit einem langen Anlagehorizont in Dividendenperlen – also in Aktien mit einer hohen Dividendenrendite wie Swiss Re, Zurich, Swiss Life, Swisscom, Nestlé, Roche und Novartis – anlegen.

Das kommt allerdings nur infrage, wenn Sie bereit sind, stärkere Kursschwankungen zu tragen. Denn ich rechne damit, dass wir in der nächsten Zeit mit einigen Turbulenzen an den Finanzmärkten konfrontiert sind.

Die steigenden Zinsen, die schwer berechenbare Handelspolitik der USA sowie geopolitische Risiken dürften die Börsen belasten und zu starken Schwankungen bei den Aktien führen.

Investments in Cannabiszertifikate oder Kryptowährungszertifikate, wie Sie sie ebenfalls in Ihrer Frage erwähnen, haben meines Erachtens spekulativen Charakter und eignen sich aus meiner Sicht nicht für die Anlage von Vorsorge- und Altersgeld.

Denn damit würde ich nicht spekulieren.

7 Kommentare zu «Spekulieren Sie nicht mit Ihrem Altersgeld!»

  • Pius Tschirky sagt:

    Mit so einem hohen Altersguthaben hätte ich sicherlich den Weg der Rente gewählt, weil die Rente sollte ja eigentlich sicher sein?

    • hanna sagt:

      stimmt, und sooo schlimm ist der momentane Umwandlungssatz ja nicht bei 1.5 Millionen… stimme den Aussage unten zu: deprimierend….

      • Pius Tschirky sagt:

        Ja, Hanna, weil es sich wohl um einen sehr reichen Menschen handelt, darum meinte ich auch, dass das Beispiel schon ein wenig deprimierend ist. Der Normalotto hat wohl andere Probleme 😀

  • Kurt Seiler sagt:

    Deprimierend…

  • Christoph Schlegel sagt:

    Abbezahltes Haus, hohe Sparguthaben plus 1.6m in der PK!!! Was hat so ein Beispiel im tagi zu suchen. Muss mir zweimal überlegen ob ich diesen Blog in Zukunft nochmals lese. Der Titel war hochinteressant aber der Inhalt nur deprimierend. Vielen Dank für den Vermissten Sonntag!

  • Hobbyberater sagt:

    Es gibt halt Reichere und weniger Reiche. Was mich aber bei Herrn Spieler immer wieder ein bisschen bekümmert, sind die Aktienempfehlungen auf Schweizer Aktien. Dies stellt meines Erachtens ein Klumpenrisiko dar. Lieber weltweite Aktien…

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