Rohstoff-Fonds bringen mehr als Glencore-Aktien

Korruption und Geldwäscherei: Besonders heikel sind die Geschäftsbeziehungen von Glencore in der Demokratischen Republik Kongo. Foto: Getty Images
Wir haben Aktien von Glencore im Depot. Dies mit dem Ziel, den Rohstoffsektor abzudecken. Nun gibt es Untersuchungen gegen Glencore in den USA, was die Aktie sinken liess. Ist der Kursrückgang nicht völlig übertrieben? U.R.
Nein. Ich rechne damit, dass die Ermittlungen in den USA im Zusammenhang mit verdächtigen Zahlungen in Nigeria, dem Kongo und Venezuela die Papiere der Rohstoffhändlerin mit Sitz im Kanton Zug noch einige Zeit belasten dürften.
Zwar geht es bei den Untersuchungen nicht um Verfehlungen direkt in den USA, sondern im Ausland. Gemäss dem amerikanischen Gesetz sind auch Schmiergeldzahlungen im Ausland unter Strafe gestellt.
Die US-amerikanische Tochterfirma von Glencore wurde vom Justizministerium der Vereinigten Staaten vorgeladen. Dabei werden mögliche Verstösse gegen Anti-Korruptions- und Geldwäschegesetze geprüft.
Zu diesem Zweck muss der Konzern dem United States Department of Justice (DOJ) eine Vielzahl von Belegen präsentieren. Allein der damit verbundene administrative Aufwand dürfte schnell Kosten in Millionenhöhe verursachen – erst recht aber die Honorare von US-Anwälten.
Laut Angaben von Glencore geht es bei den vom DOJ geforderten Belegen um Geschäfte von Glencorefirmen in Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo und Venezuela in den vergangenen elf Jahren.
Besonders heikel sind die Geschäftsbeziehungen in der Demokratischen Republik Kongo zwischen Glencore und dem israelischen Geschäftsmann Dan Gertler, welcher laut Medien über enge Kontakte zu Regierungskreisen in dem afrikanischen Land verfügt.
Gertler selbst befindet sich wegen Korruptionsvorwürfen auf der amerikanischen Sanktionsliste. Laut Nicht-Regierungs-Organisationen könnte es beim Abschluss von Bergbaulizenzen für die Kupfer- und Kobalt-Minen Mutanda und Katanga zu unlauteren Zahlungen gekommen sein.
Weitere Vorwürfe bestehen gegen Glencore im Kontext von Ölgeschäften in Nigeria und Venezuela.
Ob die Vorwürfe gerechtfertigt sind oder nicht, kann aus der Ferne nicht beurteilt werden. Die Untersuchungen des United States Department of Justice sind für Glencore aber brandgefährlich. Oft enden solche Abklärungen in einem teuren Vergleich und einer Busse.
Darum erwarte ich, dass aufgrund der Ermittlungen und eines möglichen längeren Rechtsstreites in den USA in Zukunft hohe Kosten bei Glencore anfallen.
Negativ im Falle von Glencore erachte ich auch weiterhin die hohe Verschuldung des Konzerns. Diese wurde zwar in letzter Zeit reduziert, ist aber nach wie vor beträchtlich. Immerhin hat die Ratingagentur Standard & Poor’s das langfristige Kreditrating für den Rohstoffkonzern auf BBB+ von zuvor BBB erhöht.
Damit ist Glencore aber nach wie vor noch weit davon entfernt, ein Top-Schuldner mit einem langfristigen Spitzenrating zu sein.
Wer bei Glencore investiert, muss sich aufgrund der stark schwankenden Rohstoffpreise ohnehin auf Achterbahnfahrten der Aktie einstellen. Allein in diesem Jahr sind die Glencore-Titel bislang über 15 Prozent getaucht, nachdem sie sich seit dem Tief im Jahr 2016 deutlich erholt hatten.
Wenn Sie in den Rohstoffsektor diversifizieren möchten, würde ich statt der sehr volatilen Glencore-Aktie eher einen Rohstoff-Fonds oder einen Exchange Traded Fund nutzen, der an einen Rohstoffindex gekoppelt ist. Damit erreichen Sie eine bessere Diversifikation.
Auch bei einem Rohstofffonds müssen Sie sich auf starke Kursschwankungen einstellen, zumal der Handelsstreit zwischen den USA, Europa und China die Preise an den Rohstoffmärkten zusätzlich in Bewegung bringt, wie der starke Preisanstieg beim Aluminium zeigte.
Immerhin: Als Anleger sind Sie hier mit einem Rohstofffonds konfrontiert – aber nicht zusätzlich mit einem heiklen Rechtsstreit, wie Glencore ihn in den USA am Hals hat.
10 Kommentare zu «Rohstoff-Fonds bringen mehr als Glencore-Aktien»
Da hat das Rohstoff Ex-Imperium von Marc Rich schon Schlimmeres bewältigt, inklusive manhunt und dann pardon durch Bill Clinton. Wenn Trump eines versteht sind es die wirtschaftlichen Interessen der US. Glencore ist in vitalen, strategischen Mineralien, Metallen der wichtigste noch ‚westliche‘ Zulieferer von Apple über Microsoft bis ‚deep state‘, die US Defense Industrie. Der Rest ist in unangreifbarem, unkontrolliertem Besitz von China. Dann sind da noch Israelische Interessen zu beachten. Das DoJ wird noch schattenboxen, wohl ein paar Milliarden einkassieren, aber Herr Glasenberg mag ruhig schlafen, ihn beschützen höhere Interessen und die Aktie bei einem guten Dip für mich eine Gelegenheit.
Es ist schon ein wenig verstörend, dass hier ernsthaft öffentlich empfohlen wird, in den Rohstoffsektor zu investieren – einer der korruptesten Sektoren, die Menschenrechte mit Füssen treten und von ausbeuterischer Kinderarbeit profitieren. Davon ist nicht nur Glencore betroffen – auch wenn diese Firma grössere Verantwortung als andere trägt.
Hallo Andrea,
Ihren Text konnten Sie unter anderem nur dank „kritischen Metallen“ absetzen. Vielleicht besitzen Sie ja auch ein smartphone – jedes davon ist mit über 20 verschiedenen kritischen Metallen bestückt.
Der Druck auf die Minengesellschaften seitens Investoren ist bestimmt nicht schlecht. Alleine damit aber bringen Sie kein korruptes Regime in die Knie. Am Ende des Tages versorgen uns die Minen-gesellschaften mit genau den Rohstoffen, die unsere Gesellschaft (und auch Sie) täglich brauchen und das schon seit 30-40 Jahren. Zu hoffen, dass Glencore et al dazu fähig sind die Korruption in schwierigen Ländern zu beenden wäre zwar schön, aber wohl auch naiv. Besser wären intelligente (!) Entwicklungsprogramme vor Ort – Geld (auch von Glencore’s Steuern) hat’s ja genug.
Eine Versicherung hat ein westeuropäisches Leben auf 6,5 Millionen Franken bewertet. In Afrika ist ein Leben nicht viel wert. Knallt dich dort im Urwald einer ab, interessiert das niemanden. Dortige Diktatoren legen sich eine grosse Armee zu, finanziert mit Geldern von Glencore und wer dort unten nicht spurt, fehlt bei nächst bester Gelegenheit. Also hör auf mit deinem Gejammer!
Wer in Rohstoffe investieren will, kauft Goldbarren und legt diese ins Schliessfach in guten Zeiten und steigt in schlechten in den Bunker und holt diese wieder raus und leistet sich etwas, was andere (Glencoreaktionäre) dann nicht mehr können.
@Andrea glauben Sie, dass Glencore in deren Minen Kinder einsetzt?
Diese Problematik haben Sie, wenn Sie die Leute sich selber überlassen, wie die NGO das so gerne hätten.
Dann regiert Korruption pur, die Umwelt wird ohne Schonung verschmutzt (Quecksilber) und die Gesundheit der Menschen aufs Spiel gesetzt.
Wöchentlich wenn nicht täglich hätten Sie Tote in den Minen und kriminelle Banden würden alles kontrollieren. Sie bringen den Alkohol und die Drogen, die Prostituierten (die geben dann wiederum ihren Anteil ab) und die Markenartikel zu völlig überhöhten Preisen und schon stehen die armen Bergleute wieder ohne etwas da.
Nein wir brauchen Firmen, die in Afrika, Asien, Lateinamerika so sauber arbeiten wie es geht (Korruption ist da überall ein Thema) und die gute Arbeitsstellen schaffen.
Ich gehe leider mit dem Autor überhaupt nicht einig.
Ein Rohstofffonds (oder Direktanlage in Gold) ist m.E. schlechter als in gut aufgestellte Bergbau Unternehmen zu investieren.
Normalerweise haben Sie bei Rohstoffen einen Rollverlust (Contango) und so haben die Institutionellen Investoren schon vor einiger Zeit ihr Interesse an Rohstoff Fonds verloren.
Die grösseren Bergbau Unternehmen machen jedoch über die Zeit gute Gewinne und sind aktuell auch recht günstig bewertet, man hat somit eine Rendite auf der Anlage. Auch können diese Unternehmen Absicherungsgeschäfte machen, bzw. im Fall von Glencore erzielen sie eine Gewinnspanne auf den Handelsgeschäften.
Die breit aufgestellte Glencore kann auch einige Sparten herunterfahren, wenn sie zeitweise unprofitable würden, wenn die Rohstoff Preise fallen sollten.
Die Justizprobleme sind zwar unschön, aber meines Wissens z.B. in den USA auf den zweifachen Gewinn limitiert. Diese Maximalstrafe wäre zwar sicher schmerzhaft, das Unternehmen könnte aber trotzdem überleben.
Interessant ist, dass Glencore auch in Mineralien tätig ist, die für Elektronik und Akku Produktion benötigt werden, da ist einige Phantasie drin.
Wenn man nach Kostolany bei den Kanonendonner kauft und bei den Friedensglocken verkaufen soll, dann hören wir bei dem Titel die ersten Donner und sehen wohl bald interessante Kaufkurse.
Natürlich könnte man besser diversifizieren mit einem ETF auf Rohstoff UNTERNEHMEN.
Ich erachte Silber und Platin aktuell als ausserordentlich günstig und habe somit am 19. und 20.07. die ETFs ZSIL und ZPLA der ZKB gekauft.