Wie gesund ist meine Pensionskasse?

Steuern sparen mit freiwilligen Beiträgen: Das funktioniert nur so lange, wie die Pensionskasse nicht in Schieflage gerät. Foto: iStock

Sie hatten schon mehrmals geschrieben, dass man mit Pensionskasseneinkäufen Steuern sparen kann. Ich überlege mir einen solchen Schritt in diesem Jahr. Sie haben auch geschrieben, dass man dies nur tun soll, wenn die Kasse sicher ist. Wie kann ich sehen, ob meine Kasse solid ist? R. O.

Eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Solidität einer Pensionskasse ist der Deckungsgrad. Die Kasse sollte in der Lage sein, jederzeit die eingegangenen Verpflichtungen zu decken.

Ob dies wirklich der Fall ist oder nicht, zeigt der Deckungsgrad. Dieser drückt das Verhältnis von vorhandenem Vorsorgevermögen zu den Verpflichtungen aus.

Eine solide Kasse weist einen Deckungsgrad aus, der deutlich über 100 Prozent liegt. Je höher dieser Wert über den 100 Prozent liegt, desto mehr verfügt die Kasse über einen finanziellen Puffer und kann problemlos einen Einbruch an den Finanzmärkten verkraften.

Um sich gegen Korrekturen abzusichern, legen die Vorsorgeeinrichtungen aus ihren Überschüssen Wertschwankungsreserve an. Problematisch und für Sie ein Alarmsignal ist es, wenn sich der Deckungsgrad unter 100 Prozent bewegt.

Dann wäre die Kasse am Stichtag erstens nicht in der Lage, alle Verpflichtungen zu erfüllen, und zweitens hat sie keine Wertschwankungsreserven, was sich bei einem Börsencrash als fatal erweisen könnte.

Im schlimmsten Fall könnte das zu einer Sanierung der Kasse führen, an der sich auch die Versicherten beteiligen müssten. In solche Kassen sollte man sicher nicht noch freiwillig über die obligatorischen Beiträge hinaus zusätzliches Geld einschiessen.

Wie hoch der Deckungsgrad Ihrer Kasse ist, sehen Sie auf dem PK-Ausweis, oder Sie können diese Kennzahl direkt bei Ihrer Kasse einfordern. Um Aufschluss über die Solidität Ihrer Vorsorgeeinrichtung zu bekommen, sollten Sie über den Deckungsgrad hinaus auch einen Blick auf den technischen Zinssatz bei Ihrer Kasse werfen, da dieser den Deckungsgrad beeinflusst.

Diesen technischen Zinssatz sollten Sie allerdings nicht mit dem Umwandlungssatz verwechseln. Letzterer drückt aus, mit welchem Satz Ihr Vorsorgegeld bei der Pensionierung in eine Rente umgewandelt wird. Beim Umwandlungssatz von 6,5 Prozent ergeben 100’000 Franken Vorsorgegeld eine jährliche Rente von 6500 Franken.

Der technische Zinssatz hingegen steht für die angenommenen Finanzerträge Ihrer Vorsorgeeinrichtung in der Zukunft. Er ist ein Diskontsatz. Mit diesem wird für die Berechnung des Vorsorgekapitals und der technischen Rückstellungen die erwartete Rendite auf diesen Kapitalien berücksichtigt.

Wie hoch das Kapital verzinst werden kann, hängt von den erwarteten Anlageerträgen ab. Der technische Zinssatz sollte aber nur so hoch sein, dass er realistischerweise durch die Anlageerträge finanziert werden kann.

Wenn eine Kasse aufgrund der tiefen Renditeperspektiven ihren technischen Zinssatz senkt, nimmt der Deckungsgrad ab. Wenn der technische Zinssatz aber zu hoch ist, präsentiert sich der Deckungsgrad zwar als gut, doch dies ist dann unter Umständen nicht realistisch, weil der zu hohe technische Zinssatz nicht der Realität entspricht.

Freiwillige Einzahlungen machen aus meiner Sicht eher für ältere Versicherte Sinn und nur dann, wenn die Kasse gesund ist und keine Sanierung droht.

8 Kommentare zu «Wie gesund ist meine Pensionskasse?»

  • Pius Tschirky sagt:

    So wie ich das lese macht sich in mehr der Eindruck breit, als wären selbst Penionskassengelder nicht mehr sicher. Das Problem scheint mir auch nicht eine anstehende Sanierung zu sein, sondern eben die ständig sinkenden Umwandlungssätze der Pensionkassen und wenn die so weiter machen, werden sie wohl noch weiter gesenkt. Ich werde sicher mein Altersguthaben auszahlen lassen, wenn es mal soweit ist. Hoffe, es gibt keinen saftigen Immobliien- oder Aktiencrash in der nächsten Zeit, denn genau dann wird wohl Herr Berset und seine Mannen auch noch beschliessen, dass ein Bezug nicht mehr möglich sein wird, weil die werden soviel Geld verlieren.

  • M. Vetterli sagt:

    Wie richtig erwähnt, ergibt der Deckungsgrad (DG) nur zusammen mit dem Techn.Zinssatz (TZ) eine vernünftige Aussage. Kasse mit einem tendenziell hohen Deckungsgrad (über 112% per Ende 2017) welcher mit einem TZ von z.B. eher tiefen 2% zustande kam entspricht einer gesunden PK.
    Im Umwandlungssatz ist jedoch auch ein Zins enthalten. Dieser müsste eigentlich streng genommen mit dem im Vorsorgekapital enthaltenen TZ übereinstimmen. Da diese eigentlich nie übereinstimmen fallen bei Neurenten Pensionierungsverluste an. Für diese Pens.Verluste sollten Rückstellungen in der Bilanz gebildet worden sein. Wenn ihre Kasse einen eher hohen UWS (über 5.75%) gewährt, müssen auch hohe Rückstellungen diesbezüglich in der Bilanz zu finden sein.
    Wenn nicht wird der Deckungsgrad wohl zu hoch ausgewiesen.

  • Nadine Binsberger sagt:

    Pensionskassen sind generell ungesund. Es gibt keine „solide“ Pensionskasse. Sie alle spekulieren darauf, dass unser heutiges Finanz- und Wirtschaftssystem auf Jahrhunderte hinaus dasselbe bleibt. In Tat und Wahrheit sind sie ein Kniff der Finanzwirtschaft, um jetzt und heute das Geld anderer Leute für den eigenen ganz aktuellen Profit im Kapitalismus-Kasino zu verzocken. Es gibt keine Altersvorsorge, sondern nur Alters-Sorge. Alters-Sorge, die ihren Namen verdient, funktioniert nur mit generationenübergreifender Solidarität. Diese ist eine rein politische Frage und kann unabhängig vom Finanz- und Wirtschaftssystem felxibel ausgestaltet.

    • M. Vetterli sagt:

      Die generationenübergreifende Solidarität wird ja auch in der 2.Säule massiv beansprucht.
      Auch die heute gesprochenen Renten sind grossmehrheitlich deutlich zu hoch. Jede zu hoch gesprochene Rente ergibt eine Umverteilung von Jung zu Alt.
      Sie denken allerdings wohl an die umlagefinanzierte Altersvorsorge. Bei heutiger demografische Konstellation kann die generationenübergreifende Solidaritiät nur mit massiver Ungleichheit der Kostenverteilung zwischen den Generationen erzielt werden. Solidarität ist ein schönes Wort. Die Forderung nach Solidarität der Jungen bzgl. AHV ist allerdings ein ausgesprochen unsolidarischer wenn nicht asozialer Akt. Solidarität darf nicht grenzenlos sein.
      Die umlagefinanzierte AHV ist in der falschen Zeit angekommen und müsste eigentlich redimensioniert werden.

  • Nadine Binsberger sagt:

    @Vetterli: Die AHV ist sicher näher an dem, wie es sein sollte, als die PK es ist. Aber die AHV ist bei weitem nicht das einzige Modell für generationenübergreifende Solidarität. Diese kann und soll sich auf umfassende Weise auch nichtmonetär ausdrücken. Zudem bedeutet generationenübergreifende Solidarität nicht einfach, dass die Jungen tragen müssen und die Alten empfangen dürfen. Es gibt auch sehr sinnvolle Leistungen, die von Alt zu Jung fliessen können und sollen. Aber davon haben wir in unserer hochindividualisierten, superegomanisierten und durchmonetarisierten Gesellschaft keine Ahnung mehr.

  • Andreas Schindler sagt:

    Kein normaler Arbeiter, kann gleichzeitig pro Jahr in die 2. und 3. Säule einzahlen, bzw. einkaufen. Wo würdet ihr einzahlen? Ich habe bisher immer in die Pensionskasse anstelle Bank einbezahlt, weil dort der techische Zinssatz (aktuell noch 3%) höher ist als auf der Bank. Wie ich nun lese hat das aber gar nichts mit der Verzinsung des eingekauften Betrags zu tun.. ?

    • fredy hölzli sagt:

      Bei freiwilligen Einzahlungen immer zuerst in die 3.Säule einzahlen, da diese jährliche Einlage nur im laufenden Jahr getätigt werden kann. Habe ich die Einzahlung in die 3.Säule verpasst kann ich dies nicht mehr nachholen.
      In die 2. Säule kann ich jederzeit einen beliebigen Betrag der maximal möglichen Einkaufssumme leisten. Mache ich dies nicht in diesem Jahr, geht es auch im Kommenden.

  • Peter Bochsler sagt:

    Wer weiss bei einer freiwilligen Einlage schon wie der Dekungsgrad der PK in 10- 15 Jahren sein wird?
    Was geschieht eigentlich mit freiwilligen Einzahlungen, wenn ich diese zu einem späteren Zeitpunkt für Wohneigentum beziehen möchte und dann zu mal der Deckungsgrad unter 100% liegt?

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