Soll ich den Finanzgarten selber pflegen?

Anlegen, pflegen, ernten: Wer sein Vermögen selber verwalten will, sollte sich nicht nur auskennen, sondern auch Freude daran haben – wie die Hobbygärtnerin. Foto: iStock

Wir haben uns einen Teil der Pensionskasse auszahlen lassen, das Geld liegt bei der Bank. Diese empfiehlt uns, ein Vermögensverwaltungsmandat bei ihr zu machen. Lohnt es sich, ein Mandat zu vergeben? Da bezahlen wir jedes Jahr 1 bis 2 Prozent Gebühren, die von unserem Gewinn abgehen. Können wir das auch selber machen, auch wenn wir keine grosse Ahnung von Anlagen haben? Gibt es sichere Anlagen, die wir selber tätigen können? Wir sprechen von rund einer Million Franken Anlagekapital. B. H.

Wenn Sie vor der Wahl stehen, ein Vermögensverwaltungsmandat zu vergeben, stehen zwei Fragen im Vordergrund: Sind Sie fachlich in der Lage, Ihr Kapital kompetent zu investieren und die damit verbundenen Chancen zu nutzen? Und: Wollen Sie sich überhaupt eingehend mit Anlagefragen beschäftigen?

Letztere Frage ist einfach zu beantworten: Wenn Sie sich selbst um die Verwaltung Ihres Vermögens kümmern, bedeutet dies, dass Sie dafür einige Zeit aufwerfen müssen. Auch wenn das Kapital dann mal angelegt ist, was viel Arbeit erfordert, müssen Sie die Anlagen regelmässig genau überwachen und bei veränderten Rahmenbedingungen Anpassungen vornehmen.

Ich vergleiche das mit einem Garten: Auch den müssen Sie zuerst anlegen und dann regelmässig pflegen, damit Sie schliesslich die gewünschte Ernte einbringen können. Wie bei der Gartenpflege müssen Sie sich fragen, ob Sie die für die Vermögensverwaltung nötige Zeit aufbringen wollen und können.

Schwieriger ist die fachliche Frage: Da Sie mir schreiben, dass Sie vom Geldanlegen keine grosse Ahnung haben, zweifle ich, dass es eine gute Idee wäre, alles selber zu machen. Der Grund: Selber machen bedeutet keineswegs, dass Sie keine Risiken tragen. Vor allem wenn Sie Klumpenrisiken eingehen, kann es passieren, dass Sie nach unerwarteten Marktverwerfungen plötzlich auf grösseren Buchverlusten sitzen.

Dazu kommt: Was heute als sicher gilt, kann morgen hoch riskant sein. Für viele war die frühere Swissair ein sicherer Wert, und doch brach sie zusammen.

Es gibt durchaus sehr sichere Anlagen, die man auch langfristig liegen lassen kann. Zum Beispiel Bundesobligationen der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Hier haben Sie höchste Sicherheit. Das Problem ist nur: Die Rendite, welche Sie hier erreichen, ist mickrig bei praktisch null oder sogar im Minus. Dennoch bezahlen Sie dafür der Bank Depotgebühren, was dazu führt, dass Sie Geld verlieren.

Dann können Sie das Kapital gleich auf dem Konto liegen lassen, tragen dann aber bei den liquiden Mitteln das Konkursrisiko, da nur maximal 100’000 Franken pro Kunde im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung garantiert sind.

Wenn Sie Ihr Kapital investieren möchten, müssen Sie zuerst eine passende Anlagestrategie definieren. Diese muss auf Ihre persönliche Risikobereitschaft und Risikofähigkeit abgestimmt sein. Welche Schwankungen möchten und können Sie tragen? Welches sind Ihre Anlage- und Renditeziele? Diese und viele weitere Fragen gilt es vor einer Anlage im Detail zu klären.

Ebenso komplex ist die Umsetzung der festgelegten Strategie. Ich verstehe gut, dass Sie die beträchtlichen Gebühren für eine Vermögensverwaltung abschrecken. Aber Sie müssen eine einfache Rechnung machen: Für Sie relevant ist letztlich nur die Rendite nach Gebühren. Sie müssen sich somit überlegen, wie viel Rendite Sie anstreben und was realistisch ist, und alle anfallenden Gebühren gleich mit einrechnen.

Wenn Sie das Kapital sehr konservativ investieren und nur eine sehr bescheidene Rendite resultiert, kann es durchaus sein, dass für Sie die Vermögensverwaltung ein Nullsummenspiel wird oder Sie sogar Geld verlieren.

Für Sie dürfte die Rechnung nur aufgehen, wenn es Ihrer Bank gelingt, deutlich mehr Rendite zu erzielen. Dafür müssen Sie aber Schwankungen in Kauf nehmen. Welche Auswirkungen Marktschwankungen auf Ihre Anlagen haben, kann Ihnen Ihre Bank mittels Computersimulationen gut aufzeichnen.

Wenn jemand keine Fachkenntnisse hat und sich auch nicht gerne um Anlagen kümmert, würde ich die Expertise der Bank nutzen und ein Vermögensverwaltungsmandat vergeben. Niemand baut ein Haus ohne Architekt, obwohl dieser auch beträchtliche Gebühren verursacht.

Ich rate Ihnen, mit mehreren Banken zu sprechen. Dann können Sie die Expertise und die Gebühren vergleichen und demjenigen Institut Ihr Geld anvertrauen, bei dem Sie sich am besten aufgehoben fühlen. Bei der Anlage Ihres Vermögens geht es um eine hohe Summe, die es sorgfältig und breit diversifiziert gemäss Ihrer Risikobereitschaft zu investieren gilt.

Wichtig ist, dass Sie Ihrer Bank klare schriftliche Vorgaben machen, was Sie möchten und was nicht, und dabei die Gebühren immer im Auge behalten.

5 Kommentare zu «Soll ich den Finanzgarten selber pflegen?»

  • Patrik sagt:

    Mit einem Vermögensverwaltungsauftrag kann die Zeit kommen, wo man im Minus liegt. Andererseits kostet die Eigenverwaltung Lehrgeld. Dass es nicht auch ohne Verluste abgeht, ist Wunschdenken.
    Das Wichtigste scheint, eine Asset-Strategie, z.B. 20% Akt. 20% Anleihen 20% Immo 20% Edelmet. 20% Liquide sowie Anlagehorizont.
    Das ganze Geld kann ÜBER LÄNGERE ZEIT investiert werden. Möglicherweise macht es Sinn, den Verwaltungsauftrag nur für bestimmte Assets zu geben, z.B: (Oblis, Immo, Geldmarkt), was einem Anlagebetrag von ca. 300 – 500 Tsd. entspräche. In Anbetracht
    der Welt-Gesamtschulden müssen Währungsreformen sowie Bankruns berücksichtigt werden. Vorsichtshalber würde ich keinesfalls die ganze Mio investieren. Das was Sie unter „Sicherheit“ verstehen, gibt es so möglicherweise nicht.

    • Karl Knapp sagt:

      Wer sich die PK auszahlen lässt, erhält entsprechend weniger oder gar keine Rente. Daher ist auch mit einem gewissen Vermögensverzehr zu rechnen (vom Ertrag zu leben ist fast nicht machbar) und der Anlagehorizont ist nicht mehr unendlich. Also vielleicht 50% Bank-gemanaged und den Rest verteilt Cash halten. Und gelegentlich vergleichen, was besser läuft ….

  • Daniel von Trub sagt:

    Das Geld mittels eines Vermögensverwaltungsauftrages einer Bank anzuvertrauen finde ich ein zweischneidiges Schwert.
    Eine Bank ist immer auf ihren eigenen Profit aus. Zu glauben, dass die Bank für den Kunden das optimale überhaupt herausholen will, finde ich gewagt.
    Aus irgendeinem Grund hat man in obigem Fall das vorhandene Pensionskassen Geld auszahlen lassen. Da gab es offensichtlich entsprechende Gründe dafür, was in dem Artikel nicht zum Ausdruck kommt.
    Eine Überlegung ist es vielleicht auch, das Thema Geld und Anlage im pensionierten Alter selber aktiv anzugehen.
    Es gibt sehr gute Bücher dafür . Gerade die Bücher über Benjamin Graham oder auch André Kostolany sind aus meiner Sicht unverzichtbare Pflichtbücher, wenn man die Geldanalage selber managen will.

  • Brigitte sagt:

    ich empfehle Ihnen eine Kapitalanlage mit einer Garantie. Sie können gerne mit mir Kontakt aufnehmen, so dass ich Ihnen diese persönlich vorstellen kann.

    • Stefan sagt:

      Ja genau… Kapitalschutzprodukte ohne den Begriff “Gegenparteirisiko” je gekannt zu haben, hat auch in der Finanzkrise super funktioniert.

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