Meyer Burger erlebt einen schweren Sturm

Meyer Burger in Thun BE: Der Solarspezialist soll Sonderkosten falsch verbucht haben. Foto: PD
Der Solarspezialist Meyer Burger durchlebt wieder finstere Zeiten. Schon Ende März wurden die Anleger mit einem verhaltenen Ausblick enttäuscht, hinzu kommt seit Anfang Jahr gähnende Leere in den Auftragsbüchern – grössere Projekte sind derzeit Fehlanzeige. Anfang Juni wurde zudem klar, dass in China dieses Jahr bedeutend weniger Solarkapazitäten installiert werden sollen. Chinesische Solarzellenhersteller sind Meyer Burgers wichtigste Kunden. Und als wäre das nicht genug, wurde vergangene Woche bekannt, dass die Börsenbetreiberin SIX ein Verfahren gegen Meyer Burger anstrengt. Das Unternehmen soll Sonderkosten falsch verbucht haben. Wie der Streit ausgeht, ist völlig offen, das Verfahren dürfte sich über Monate hinziehen. Resultat in der Summe: Die Aktien haben seit Anfang Jahr mehr als 45 Prozent verloren und wären nun für 90 Rappen das Stück zu haben. Ein Kauf drängt sich für kurzfristig Orientierte aber nicht auf. Bis die Probleme abgearbeitet sind, dürfte es eine ganze Weile dauern. Verkaufen
Bei Microsoft zählt der Cashflow
Satya Nadella hat ganze Arbeit geleistet. Sein Vorgänger, Steve Ballmer, war populärer – aber unter ihm hat Microsoft wichtige Trends verschlafen. Seit Nadella vor vier Jahren als Chef des weltweit grössten Softwarekonzerns angetreten ist, hat er das schwerfällige Unternehmen auf das Thema Cloud getrimmt: auf Dienste, ausgeführt in Microsoft-Rechenzentren, zum Computer des Kunden geliefert über das Internet. Die Büro-Software Office etwa wird seither nicht mehr für einen einmaligen Preis im Paket verkauft, die Kunden lösen ein Abo. Microsoft verschafft das stetige und planbare Einnahmen. An der Börse jedoch ist dieser Umbau noch nicht ganz in den Bewertungsmodellen der Analysten angekommen: Sie taxieren vielfach Microsoft noch nach dem Gewinn. Besser wäre es jedoch, auf den freien Cashflow zu schauen. Denn die Abogebühren werden erst mit Verzögerung als Umsatz und Gewinn verbucht. Der Mittelzufluss steigt aber sofort, wenn Kundenzahlungen eingehen. Verglichen auf dieser Basis, kommen Microsoft-Aktien günstiger als andere Cloud-Titel. Mittelfristig könnte sich ein Kauf der Papiere weiter auszahlen – obschon sie sich seit Antritt von Nadella fast verdreifacht haben. Dosiert kaufen
Stetiges Wachstum zu erwarten
Sie kennen vielleicht die Bahnhof Apotheke am Zürcher HB. Ich staune immer wieder über die hohe Kundenfrequenz, da geht es zu wie in einem Bienenstock. Die schweizweit umsatzstärkste Apotheke muss sich doch unglaublich rentieren, vermute ich und denke, da würde ich mich gerne beteiligen, um für mich die hohen Medikamentenpreise etwas erträglicher zu machen. Bald geht das, noch besser als bisher. Denn die Apotheke gehört per 1. Juli komplett zu Galenica, nicht mehr nur zu 49 Prozent. Die Galenica-Aktien sind seit dem Börsengang vor rund einem Jahr über 30 Prozent gestiegen. Dennoch bleiben die Titel attraktiv. Weiterhin kann mit einer Dividendenrendite von über 3 Prozent gerechnet werden – und das dank einer Ausschüttung aus den Kapitaleinlagereserven bis auf weiteres steuerfrei. Hinzu dürften weitere moderate Kursgewinne kommen. Zwar ist der Apothekenbetreiber keine Wachstumsrakete. Doch Umsatz und Gewinn werden weiter stetig zunehmen. Der Schweizer Medikamentenhandel wächst im Schnitt jährlich um rund 2 Prozent. Galenica ist bestens positioniert, um davon zu profitieren. Das Unternehmen verfügt über Verkaufsstellen an bester Lage mit viel Laufkundschaft. Dank Skaleneffekten lässt sich mit Akquisitionen der Gewinn stärker als der Umsatz steigern. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft in der Schweiz der führende Medikamenten-Logistiker ist. Die Risiken sind gering. Der Schweizer Apotheken-Markt ist stark reguliert, das schützt vor erbitterten Preiskämpfen. Kaufen
Von der Konjunktur abhängig
Am Mittwoch sind die Aktien des Zahnradmaschinenherstellers Klingelnberg erstmals an der Börse gehandelt worden. Es war kein Glanzauftritt. Die Titel schlossen schon am ersten Tag unter dem Ausgabekurs von 53 Franken. Der Preis war zu ambitiös. Auch in den folgenden Tagen blieben die Kurse meist unter 53 Franken. Die Aktien sind auf diesem Niveau mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 bewertet, was für einen Industriewert recht hoch ist. Ich renne den Aktien nicht nach. Klingelnberg ist keine VAT, die mit ihrer Vakuumtechnik boomende Hightech-Industrien bedient. Klingelnbergs Kunden sind zu einem guten Teil Auto- oder Getriebehersteller. Deren Geschäft hängt am Konjunkturzyklus. Und der scheint durch die Strafzölle von US-Präsident Donald Trump und die Gegenmassnahmen der Handelspartner gefährdet. Jedenfalls hat das deutsche IFO-Institut diese Woche bereits die Wachstumsprognose 2018 für Deutschland von 2,6 auf 1,8 Prozent reduziert. Deutschland ist ein Hauptmarkt Klingelnbergs. Abwarten
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