So profitieren Anleger von Chinas Wachstum

Wachstumsmarkt: Chinesische ETFs mit hohem Technologieanteil sind vielversprechend.
Der chinesische Wachstumsmarkt interessiert mich sehr. In einer der letzten Ausgaben der SonntagsZeitung haben Sie Alibaba, Tencent und JD.com erwähnt. Können Sie mir Fonds oder ETFs nennen, die Sie für Investments in China interessant finden? L.S.
Bevor Sie in Aktien aus China investieren, müssen Sie sich bewusst sein, dass der chinesische Aktienmarkt zwar aus meiner Sicht durchaus viel Potenzial hat – vorausgesetzt, dass man eine langfristige Perspektive von mehreren Jahren hat. Gleichzeitig sind die Risiken aber sehr hoch.
Bei chinesischen Aktien kommt es häufig zu sehr starken Kursschwankungen. In einzelnen Jahren geht es zwei- bis sogar dreistellig aufwärts, doch in anderen brechen die Kurse auch mal locker 30 Prozent oder mehr ein. Damit muss man leben können, was nicht immer einfach ist, wenn man dann zeitweise auf hohen Buchverlusten sitzt. Die chinesischen Börsen erinnern mich bisweilen auch ein wenig an Casinos, da viele Chinesen intensiv traden und nur eine kurzfristige Anlageperspektive haben.
Dennoch sehe ich in China aufgrund der künftigen Wirtschaftsperspektiven einiges Potenzial für Anleger. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass China die USA als grösste Volkswirtschaft der Welt ablösen wird. Das hohe Bevölkerungswachstum und der damit verbundene Konsum im Inland, aber auch der Erfolg vieler chinesischer Unternehmen im Ausland bieten eine robuste Basis für ein hohes Wachstum auch in Zukunft.
Leider ist es nicht ganz einfach, in chinesische Aktien zu investieren, zumal für ausländische Investoren Hürden bestanden. Inzwischen wurden diese gelockert. Die chinesischen Papiere werden in verschiedene Aktienklassen segmentiert, die an unterschiedlichen Börsen und in unterschiedlicher Währung gehandelt werden.
Der grösste Markt ist derjenige der in Renminbi gehandelten chinesischen Festlands-Aktien. Diese sind bekannt als A-Aktien. Anlegern, die breit diversifiziert und kostengünstig am chinesischen Aktienmarkt partizipieren möchten, empfiehlt Finanzanalystin Claudine Sydler von der Hinder Asset Management, welche sich auf die Vermögensverwaltung mit Indexanlagen spezialisiert hat, einen ETF auf den CSI-300-Index. Dieser Index umfasst die 300 grössten und liquidesten in Renminbi an den Börsen Shanghai und Shenzhen notierten A-Aktien.
Bei diesem Index ist der Finanzsektor mit fast 40 Prozent am stärksten vertreten, gefolgt von den Sektoren Basiskonsumgüter mit 17 Prozent und Industrieunternehmen mit 16 Prozent. Der Technologie-Anteil ist mit 5,5 Prozent sehr gering. Claudine Sydler: «DWS bietet einen physisch replizierten ETF auf den Index an: Der Xtrackers Harvest CSI300 UCITS ETF hat eine TER von 0,65% und kann an der Schweizer Börse in USD gehandelt werden.»
Der durchschnittliche Spread von rund 0,6 Prozent beim Kauf und Verkauf ist an der Schweizer Börse allerdings relativ hoch. «Die Liquidität des ETFs ist an der London Stock Exchange deutlich grösser und der durchschnittliche Spread mit 0,04 Prozent entsprechend tiefer. Es kann daher Sinn machen, den ETF in USD an der Börse in London zu kaufen», sagt Claudine Sydler.
Einen Nachteil finde ich allerdings bei diesem Index und dem daran gekoppelten Produkt, dass der Hauptfokus auf dem chinesischen Finanzsektor liegt und der Techbereich nur schwach gewichtet wird. Wenn Sie stärker auf chinesische Techaktien setzen möchten, was ich vorziehen würde, bietet ein ETF auf den MSCI China Index eine gute Möglichkeit, da der IT-Sektor in diesem Index mit fast 40 Prozent gewichtet wird und zu den weitaus grössten Positionen die Internetunternehmen Tencent und Alibaba zählen und damit den Index stark beeinflussen.
Claudine Sydler meint: «Das Universum des MSCI China Index umfasst am 1. Juni 2018 nach Aufnahme von 222 A-Aktien 423 Titel der Aktienklassen A, B, H, Red-Chip und P-Chip. Der Index wird in US-Dollar berechnet.» Neu wurden in einem ersten Schritt 1,26 Prozent A-Aktien im MSCI China Index aufgenommen und im September um weitere 1,26 Prozent erhöht. Der Xtrackers MSCI China UCITS ETF 1C bildet den Index physisch nach und gehört mit verwalteten Vermögen von 777 Millionen Dollar zu den grössten in Europa gehandelten China-ETFs. Gemäss Sydler sind auch die Kosten gut verträglich: «Die Total Expense Ratio beträgt 0,65 Prozent pro Jahr und der durchschnittliche Spread an der Schweizer Börse 0,29 Prozent», erklärt sie.
Xtrackers sind Exchange Traded Funds (ETFs) und kombinieren die Vorteile von Aktien und Fonds in einem Produkt und können wie Aktien an der Börse fortlaufend gehandelt werden. Beim Börsenhandel fallen keine Ausgabe- oder Rücknahmeaufschläge an, lediglich die üblichen Transaktionsgebühren wie beim Kauf einer Aktie.
Damit hat man auch als Privatanleger die Möglichkeit, zu günstigen Konditionen in den eher komplizierten chinesischen Markt zu investieren und so am künftigen Wachstum im Reich der Mitte zu partizipieren.
Ein Kommentar zu «So profitieren Anleger von Chinas Wachstum»
Welches hohe Bevölkerungswachstum? China steckt doch in der Demographiefalle, viele Alte, Arbeitskräfte werden bereits jetzt weniger. Zudem kann der Staat jederzeit den Abverkauf von Aktien verbieten. Ich würd nur Geld investieren, welches ich mental schon abgeschrieben habe.