Spezialfonds sind oft Gebührenfresser

Teure Nachhaltigkeit: Wer in Lösungsbeiträge für Nachhaltigkeitsprobleme investiert, zahlt oft höhere Gebühren.

Bei der ZKB unterhalte ich ein Wertschriftendepot von rund 500’000 Franken. Auf das Jahresende hin benötige ich 200’000 Bargeld. Ich werde also einen Teil der Wertschriften verkaufen. Aber welche soll ich verkaufen? Der Bestand besteht ausnahmslos aus Swisscanto-Fonds. Es sind dies die Valoren 237924 (18%), 237926 (22%), 70090 (5%), 3743094 (5%), 3711299 (10%), 2785829 (17%), 3118716 (23%). R.B.

Anhand Ihrer Angaben sehe ich, dass Ihr Vermögen in sehr unterschiedliche Anlagefonds investiert ist.

Der erste Fonds ist der Swisscanto (CH) Portfolio Fund I – Relax AA CHF. Dieser investiert in erster Linie direkt und indirekt in Obligationen und nur in sehr geringem Umfang als Beimischung in Aktien. Er eignet sich aufgrund der tendenziell geringeren Schwankungsanfälligkeit für konservative Anleger und weist eine Gesamtkostenkennziffer TER von 0,92 Prozent aus.

Der zweite Fonds ist der Swisscanto (CH) Portfolio Fund I – Select AA CHF. Auch dieser setzt mehrheitlich auf fest oder variabel verzinsliche Anleihen und maximal zu einem Drittel auf internationale Aktien. Hier sind Sie deshalb etwas stärkeren Kursschwankungen ausgesetzt. Punkto Gebühren ist der Fonds mit einer Gesamtkostenkennziffer TER von 1,34 Prozent teurer.

Beim dritten Fonds handelt es sich um den Swisscanto (CH) Bond Fund Corporate hedged CHF AAH CHF, welcher weltweit in Unternehmensanleihen von Schuldnern mit einem Rating im Bereich Investment Grade investiert und darüber hinaus auch in kleinem Umfang Schuldner mit einer tieferen Ratingqualität berücksichtigen kann. Damit soll eine höhere Gesamtrendite erzielt werden. Das Fremdwährungsrisiko wird gegenüber dem Franken abgesichert. Die Gesamtkostenkennziffer TER liegt bei 1 Prozent.

Als Diversifikation ist Ihrem Depot weiter der Swisscanto (CH) Real Estate Fund IFCA FA CHF beigemischt, was sinnvoll ist. Dieser legt das Kapital breit diversifiziert vorwiegend in Wohnliegenschaften in der Schweiz an. Die Gesamtkostenkennziffer TER liegt bei 0,81 Prozent.

Weiter sehe ich anhand Ihres Portfolios, dass Sie Wert auf nachhaltige Anlagen legen. Dafür spricht Ihr Engagement im Swisscanto (LU) Portfolio Fund Green Invest Yield AT, der weltweit in Aktien, Obligationen und Geldmarktinstrumente investiert, die gemäss Fondsbeschreibung «Lösungsbeiträge für gesellschaftliche Nachhaltigkeitsprobleme leisten», wobei der Aktienanteil bei maximal 40 Prozent liegt. Im Vergleich ist dieser Fonds allerdings mit einer Kostenkennziffer TER von 1,41 Prozent klar teurer.

Das Gleiche gilt für den Swisscanto (LU) Equity Fund Global Climate Invest AT in Ihrem Depot, der weltweit auf Aktien von Unternehmen setzt, die einen Beitrag leisten, um Kohlendioxidemissionen zu vermeiden. Hier bewegt sich die Gesamtkostenkennziffer sogar auf 1,98 Prozent, was Ihrer Rendite abgeht.

Eine Depotabrundung ist so auch der Swisscanto (LU) Equity Fund Global Water Invest. Dieser investiert weltweit in Aktien von Unternehmen, die einen Beitrag leisten, Wasser zu sparen oder zu schützen. Auch dieser aktiv geführte Spezialfonds weist hohe Gebühren von stolzen 1,98 Prozent aus.

Da Sie bis Ende Jahr liquide Mittel benötigen, müssen Sie Ihren Fondsbestand reduzieren. Damit Sie weiterhin eine möglichst breite Diversifikation erreichen, wie Sie sie jetzt haben, könnten Sie anteilig von jedem Fonds einen Teil gemäss der prozentualen Gewichtung im Depot abstossen. Das könnte Ihre Bank problemlos bewerkstelligen.

Persönlich würde ich indes einen anderen Weg gehen und die vergleichsweise teuren Spezialfonds abstossen, und zwar den Swisscanto (LU) Portfolio Fund Green Invest Yield AT, Swisscanto (LU) Equity Fund Global Climate Invest AT und den Swisscanto (LU) Equity Fund Global Water Invest. Ich halte diese Spezialfonds zwar inhaltlich für interessant – gleichzeitig sind sie aber recht teuer, was Ihrer Rendite abgeht und Ihren Ertrag auf lange Sicht hinaus deutlich schmälert.

Indem Sie sich von diesen Fonds trennen, senken Sie meines Erachtens zusätzlich Ihre Risiken. Über das gesamte Portfolio hinaus gesehen, erreichen Sie mit den verbleibenden Fonds weiter eine gute Diversifikation und ein vernünftiges Risiko-Rendite-Verhältnis.

2 Kommentare zu «Spezialfonds sind oft Gebührenfresser»

  • Mark Schradet sagt:

    … Sie geben damit aber dem Mainstream und „potentiellen Umwelt- und Sozialsündern“ den Vorrang gegenüber nachhaltigeren Investitionen

  • Karl Knapp sagt:

    Ja so erhält das Wort „unterhalten“ in der Anfrage auch die korrekte Bedeutung ! Klare Worte !

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