Richemont ist nur auf lange Sicht attraktiv

Richemont: Der Luxusgüterkonzern liegt hinter den Erwartungen zurück. Foto: Pierre Albouy/Reuters

Die Aktien von Richemont gehörten an der Schweizer Börse dieses Jahr zu den Überfliegern – bis am Freitag, als Richemont die Jahreszahlen präsentierte. Diese lagen unter den Erwartungen der Analysten, die Aktien büssten gleichentags mehr als die Hälfte der diesjährigen Kursgewinne ein. Die Titel von Mitbewerber Swatch Group gerieten in Sippenhaft und gaben leicht nach. Die harsche Reaktion der Finanzmärkte zeigt: Bei stolz bewerteten Aktien ist die Fallhöhe bereits bei leisen Enttäuschungen hoch. Insbesondere, wenn die Anleger kurzfristig auf positive Überraschungen setzen. Schaut man sich die Richemont-Ergebnisse aber genauer an, relativiert sich doch einiges. Das Management hat im vergangenen Jahr investiert, um für die kommenden Jahre ­fit und gut aufgestellt zu sein. Und Richemont bringt alles mit, um im Uhren- und Schmuckbereich langfristig an der Spitze mitzuwirken – wie übrigens auch Swatch Group. Solche Unternehmen gefallen mir. Rückschläge wie am Freitag sehe ich deshalb als Kaufchance. Nicht für die nächsten sechs Monate, sondern die kommenden sechs Jahre. Dosiert kaufen

Angelsächsische Investoren an Bord

Zwei Wochen nach dem Gang an die Schweizer Börse stelle ich nüchtern fest: Die Aktien von Ceva Logistics werden immer noch unter dem Ausgabepreis gehandelt. Klar, das Unternehmen hat die 1,2 Milliarden Dollar Kapital erhalten, die es anstrebte, um die grosse Schuldenlast abzubauen. Aber für die involvierten Investmentbanken ist das Ganze kein Ruhmesblatt. Und die Publikumsaktionäre haben noch nichts verdient. Ceva Logistics sagt Ihnen möglicherweise nicht viel. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen rund um den Transport und die Lagerung von Waren an, so wie Kühne + Nagel und Panalpina. Von der Grösse und der Profitabilität her ist Ceva viel näher an Panalpina – also deutlich kleiner und weniger profitabel als Kühne + Nagel. Nach und nach wird jetzt klar, welche Investoren in grösserem Stil eingestiegen sind. Interessanterweise gehören angelsächsische Investoren zu ihnen, nämlich Axar Capital, Pelham Fund und Och-Ziff des aktivistischen US-Hedge-Fund-Milliardärs Dan Och. Mutige Investoren können sich sagen, okay, ich setze mich zu ihnen ins Boot. Aber die Zeit drängt nicht. Zuerst muss das Management Vertrauen aufbauen und beweisen, dass die Fortschritte im Geschäft von Dauer sind. Abwarten

Arbonia setzt Konkurrenz unter Druck

Alexander von Witzleben, CEO und VR-Präsident von Arbonia, lässt seinen Worten Taten folgen und investiert weiter in die Expansion. Dieses Mal ist der Bereich Heizen, Lüften, Kühlen an der Reihe, die Division HLK. Der Gebäudeausrüster aus Arbon übernimmt dazu die belgische Gruppe Vasco. Arbonia vergrössert ihre HLK-­Division so um rund ein Viertel auf etwa 510 Millionen Franken Umsatz und holt sich auf einen Schlag führende Marktpositionen in Benelux ins Haus. Der europäische Markt ist zwar gesättigt, das Marktwachstum sehr bescheiden, und es herrscht Preiskampf. Gerade deshalb gilt: Wer mitmischen will, muss ganz vorne liegen. Wer zu klein ist, wird den Verdrängungskampf nicht überleben. So gesehen, setzt von Witzleben seine Strategie fort, den Konkurrenten das Leben schwer zu machen. Gelingt es ihm, die erhofften Synergien zu heben, wird Vasco auch bald die Marge im HLK-Bereich mindestens nicht mehr drücken, sondern erhöhen. Die Aktien von Arbonia sind auf Basis der Gewinnschätzungen von 2018 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26 und respektive 23 für das kommende Jahr 2019 bewertet. Das ist teuer, der Aktienkurs nimmt viel Positives vorweg. Abwarten

Die Fantasien bestimmen den Preis

Am Dienstag war es so weit. Polyphor feierte ihr Börsendebüt. Verkauft wurden die Titel anlässlich des Börsengangs zu 38 Franken das Stück. Mittlerweile werden sie zu 35.70 Franken gehandelt. Anleger erhalten sie also rund 6 Prozent günstiger als jene Investoren, die beim Börsengang mitgezogen haben. Doch was nun? Lohnt es sich, zu diesem Preis einzusteigen? Ich kann Ihnen auf die Frage keine abschliessende Antwort geben. Letztlich kommt es auf Ihre Risikofähigkeit an. Polyphor haben zwar ein hohes Gewinnpotenzial, weisen aber eben auch sehr hohes Enttäuschungspotenzial auf. Das Unternehmen ist auf Antibiotika und Krebstherapien spezialisiert. Beides sind Bereiche mit einem hohen medizinischen Bedarf. Doch Polyphor verfügt noch nicht über zugelassene Produkte. Das bedeutet, dass sich aus heutiger Sicht nicht sagen lässt, ob der Preis von 35.70 Franken gerechtfertigt ist. Bislang zahlen Anleger für die Fantasie auf einst hohe Gewinne. Die Titel sind damit eine reine Glaubenssache. Auf jeden Fall sollten die Valoren nur einem ausgewogenen Aktienportfolio als Nebenwette beigemischt werden. Risikofähige Anleger kaufen

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