Trügerische Sicherheit mit Hedgefonds

Verwechslung: Hedgefonds haben nichts mit «absichern» zu tun – abgeleitet vom englischen Wort «to hedge». Foto: iStock
Die Korrektur an den Aktienmärkten im Februar, März und April hat mich vorsichtig werden lassen. Darum überlege ich mir, meine Aktien zu verkaufen und stattdessen in einen Hedgefonds zu investieren, wo ich künftig abgesichert bin. Kann ich so meine Risiken senken? V.U.
Nein. Ich habe den Eindruck, dass Sie sich zu wenig bewusst sind, was Hedgefonds tatsächlich sind. Bei diesen Anlagevehikeln geht es nicht in erster Linie darum, dass Sie Ihre Anlagen absichern – abgeleitet vom englischen Wort «to hedge». Sie könnten Ihre Aktien durchaus absichern, aber nicht mittels eines Hedgefonds.
Zusätzlich zu speziellen Absicherungsinstrumenten für Ihr Depot könnten Sie strukturierte Produkte oder Fonds nutzen, welche Ihre Verlustrisiken eingrenzen.
Anders als Sie es sich wünschen, würden Sie mit einer Anlage in Hedgefonds deutlich erhöhte Risiken eingehen. Denn Hedgefonds, welche zur Anlageklasse der nicht traditionellen Anlagen oder auch alternativen Anlagen zählen, nutzen unterschiedliche Strategien, um eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Dabei werden auch im grossen Stil Derivate eingesetzt, Leerverkäufe getätigt und Anlagen auf Kredit getätigt, um mit dem Vehikel eine möglichst grosse Hebelwirkung zu erzielen.
Hedgefonds unterliegen weit geringeren Vorschriften und bieten manchmal nur eine beschränkte Transparenz. Wer in Hedgefonds investiert, sollte sich bewusst sein, dass er sehr grosse Risiken eingeht und das investierte Kapital oft sehr lange gebunden ist.
Anders als börsengehandelte Blue Chips oder traditionelle Anlagefonds ist es bei vielen Hedgefonds nicht möglich, seine erworbenen Anteile kurzfristig wieder zu verkaufen, oder ein Verkauf ist nur zu einem deutlich schlechteren Preis möglich. Oft setzen Hedgefonds auch Mindestanlagesummen voraus.
Für Privatanlegerinnen und Privatanleger ohne Spezialkenntnisse stufe ich eine Direktanlage in Hedgefonds als nicht sinnvoll ein, da diese die vom Hedgefonds verfolgten Strategie oft nur ungenügend verstehen und daher ihre tatsächlichen Risiken unter Umständen unterschätzen.
Lassen Sie sich also nicht vom englischen Begriff «to hedge» verwirren: Bei Hedgefonds sichern Sie sich keineswegs ab, sondern gehen in der Regel deutlich mehr Risiken ein, als Sie es derzeit mit Ihren Aktien tun.
20 Kommentare zu «Trügerische Sicherheit mit Hedgefonds»
Diese Sichtweise über Hedge Funds ist ein wenig veraltet. Wenn sie z.B. In einen Long/Short Equity Fund investieren, sind sie bei einem Börsensturz wohl besser geschützt als wenn Sie Blue Chips halten. Diese Produkte gibt es besser reguliert und mit täglicher Liquidität. Ein Update würde nicht Schaden Herr Spieler.
Schon der legendäre Kostolany hat zu diesen Vehikeln geschrieben:
Bereits der Name ist Betrug. Geben Sie mir Ihr Geld und gehen Sie für zwei Stunden spazieren, ich werde in der Zwischenzeit auf Ihre Rechnung Roulette spielen.
Hödli: Nur sind die sogenannten Schattenbanken zu denen auch die Hedge Funds gehören die am schnellsten wachsende Assetkategorie bei den Assets under Management. Ende 2016 schon 45 Bio $, mittlerweile dürfte es schon einiges mehr sein.
Und wenn sie mal auf der Forbes Milliardärsliste gucken, dann finden Sie auf einen ordinären Banker mittlerweile mindestens um die 5 HF Manager. Die Banker teilweise noch aus Erbdynastien, die HF praktisch durchs Band „Selfmademilliardäre“ dank other peoples money and risk appetite.
Gut die ganz fetten Jahre wie in den 90ern als viele HF noch 100+% Rendite herzauberten, dürfte infolge des verschärften Wettbewerbs durch die vielen HF am Markt auch vorbei sein.
Frau Schweizer, „Schattenbanken“ machen nur einen kleineren Teil der Hedge Fonds aus, nämlich die, welche sich in der Kreditvergabe betätigen. Z.B. Factoring und anderen Direct Lending. Diese HF übernehmen Geschäfte, die die Banken nicht mehr anbieten (v.a. an KMU) z.B. Finanzierung von Produkten, die schon verkauft aber noch nicht bezahlt wurden.
Die Banken zogen sich aus diesen Geschäften zurück, da es aufgrund der Regulierungen nicht mehr rendiert, das vorhandene Kapital dafür zu verwenden.
„Schattenbanken“ sind somit auch etwas sehr Gutes, da sie der Wirtschaft und v.a. den KMUs helfen.
Bühler: Auf der Graphik „Compostion of the narrow measures“ finden Sie die Komposition des ganzen Schattenbankensektors von 45 Bio $ per Ende 2016
http://www.fsb.org/2018/03/global-shadow-banking-monitoring-report-2017/
Auf den Excel Tabellen rechts die ganz interessante Komposition der gesamten 340 Bio $ financial Assets und wem die zugeordnet werden.
Frau Schweizer, das sind zwar viele Statistiken, aber die sind schlecht beschrieben und ich bin mir nicht sicher, ob Sie diese auch verstanden haben.
Oder was Sie überhaupt aussagen wollen (stimmen Sie meinem Kommentar bei oder nicht?).
Aber vielleicht hilft ja dieser Artikel:
https://www.reuters.com/article/us-g20-regulation-shadowbanking/worlds-shadow-banks-continue-to-expand-idUSKBN1GH1NJ
„Apart from debt investment funds, the measure of shadow banking also includes the repurchase and debt securitization markets as well as hedge funds involved in credit.“ Z.B. gehört auch Ihre Pensionskasse zum Shadow Banking System, wenn sie z.B. direkt Hypotheken vergibt.
Und bei HFs sind es wie ich geschrieben habe, nur der kleine Teil, der sich in direkter Kreditvergabe engagiert.
Hier noch ein interessanter Artikel zu dem Thema, leider auch auf Englisch.
https://www.bloomberg.com/news/articles/2017-09-19/what-s-direct-lending-bank-loans-without-a-bank-quicktake-q-a
Auf jeden Fall bei HF nur ein Bruchteil, denn das meiste Geld steckt in: Equity Long/Short, Equity Long, Equity Short, Equity Market Neutral, Disstressed Debt, Event Driven, CTAs, Fixed Income, Macro, Merger Arbitrage, Convertible Arbitrage, Distressed Securities, Multi-Strategie usw. usw.
Danke für Ihre Bemühungen Herr Bühler – ich habe mit fast allen Ihren erwähnten Strategien gearbeite im Detail – also mit den Einzelposition -, die Konstruktionen in ihre Einzelteile aufgedröselt, in Accounting Systeme nach den gängigen Standards gequetscht (anders kann es nicht sagen, viele Systeme waren damals etwas überfordert mit Derivaten und Forward Outrights), habe zudem mal der FINMA Derivate Statistiken für meinen ehemalige Arbeitgeber mit einem Volumen von mehreren hundert Mrd Notionals aufbereitet.
Kenne also Theorie und Praxis und Englisch (tw. auch Französisch, Italienisch oder Spanisch) war meine Arbeitssprache.
Bühler: Sie müssen halt den 103 seitigen Report runterladen und nicht nur die Zusammenfassung lesen und dann behaupten die seien schlecht beschrieben und mir noch Unverständnis unterstellen.
Frau Schweizer wieso sollte ich 103 Seitige Berichte lesen?
Was ist denn Ihre Behauptung? Dass alle HFs Schattenbanken seien? Oder wieviel Mrd. der HFs sind denn Schattenbanken?
Wie schon erwähnt gehört nur ein kleiner Teil der HF Strategien zu dem Shadow Banking, nämlich die, welche ausserhalb des Bankensystems Kredit generieren.
Somit ist Shadow Banking ein kleiner Teil des HF Universe und umgekehrt ist dieser kleine Teil noch ein viel kleinerer Teil des gesamten Shadow Banking Systems.
Übrigens mache ich auch Shadow Banking, wenn ich einem Kumpel 50 Franken leihe, oder wenn jemand privat eine Hypothek vergibt oder neu der Bereich von Crowd Funding.
Offenbar ist auch in der akademischen Literatur sehr umstritten, was alles zum Shadow Banking gehört.
https://en.wikipedia.org/wiki/Shadow_banking_system
Das FSB ist wohl gerne für alles zuständig und da ist dann offenbar wohl auch der long only Staatsanleihen Anlage Fonds potentiel eine Shadow Bank. Oder wenn ich ein unabhängiger Vermögensverwalter für seine Kunden Obligationen kauft, denn am nächsten Tag könnte er es auch wieder verkaufen („Bank run“).
Aus Überlegungen der „Finanzstabilität“ kann ich es auch verstehen, wenn sie überall Risiken sehen.
Trotzdem ist es m.E. falsch, wenn sie den Begriff aus Eigeninteresse ausdehnen und nicht nur HFs inkludiert werden die Credit generieren sondern auch jederman, der auch nur z.B. in Staatsanleihen investiert.
Es gibt mehr als 10’000 Hedge Fonds und darunter sehr viele, die in unsicheren Zeiten Risiken minimieren oder gar verhindern. Alle Hedge Fonds in den gleichen Topf werfen und ein paar Sterotype verbreiten zeugt nicht grade von Wissen oder Professionalität. Was stimmt ist, dass es spezielles Wissen braucht und die Kenntnis, was der Investor mit seiner Anlage erreichen will. Transparenz und Liquidität sind bei sehr vielen Hedge Fonds längst der Normalfall. Und dann gibt es selbstverständlich auch aggressivere und risikoreichere Fonds, genau wie es auch risikoreichere Blue Chip Aktien gibt! Übrigens werden die kommenden drei Jahre mit Long/Short Equity Funds einiges ruhiger und erfolgreicher werden als mit Blue Chip Aktien! Kein Wunder nach zehn Bullenjahren.
Ja, Herr Spieler. Dass Hedge Funds gewisses Wissen voraussetzen ist korrekt und wird durch den Rest Ihres Artikels eindrücklich unterstrichen. Mein Tipp: Schreiben Sie wieder über ETFs.
Ja, genau darum geht es, um „finanzielle Bildung“, welche ich dem Fragenden empfehlen kann.
Dazu kann ich folgende Buchempfehlung geben:“Der einfachste Weg zum Wohlstand: Mehr verdienen, weniger riskieren und besser schlafen“. Autor: Gottfried Heller. Nach dieser Lektüre können Sie die verschiedenen Finanztitel besser einordnen.
Ich finde es gut, dass soviele Leute, inkl. den Autor, diese Fonds missverstehen und deshalb Bammel vor ihnen haben, denn dann gibt es weniger Konkurrenz fuer Verstaendnisvolle. Dazu gehoert auch, zu wissen, dass es HF verschiedenster Art gibt, Spieler hat hier nur die beruecksichtigt, die ‚tail‘-riskant sind. Es gibt HF, die haben eine Performanzgeschichte von bald 20 Jahren. Da es bei Aktienfonds immer zu Rueckschlagen von 50% kommen kann, verbleiben nur HF als quasisichere Anlagen mit erhoehter Renditeerwartung.
Leider kennt sich Autor auch nicht mit Hedge Fonds (HF) aus.
Klar gibt es breites Spektrum an HFs, und man bekommt sicher auch Produkte, die höherer Risiko als Anlagen in Aktien eingehen. Es geht aber vor allem darum Chancen-Risiko Verhältnis zu verbessern.
Wenn man aber diversifizierten HF Indices anschaut sieht man, dass Risiko ein Bruchteil des Risikos von Aktien ist. Aber auch Gewinne waren in satten Jahren seit 2009 nicht so hoch wie wenn mit Aktien volles Risiko gefahren.
Ich gehe nicht davon aus, dass V.U. genügend diversifizieren kann, da bei HFs Anlagesummen doch recht hoch sind.
So könnte man in Fund of Hedge Funds investieren. Als Diversifikation zu einem reduzierten Aktien Porfolio, würde ich aber CTAs (eine Untergruppe der HFs) empfehlen und beimischen, da diese v.a. in Krisen outperformen.
Wird nur ungern gelesen in Spekulantenkreisen resp. von so schön genannten „Investoren“ und „Anlegern“: Dem Grossteil von ihnen geht es lediglich ums Schmarotzen von der echten Arbeit und Produktivität von Mitbürgern. Das ist noch nachvollziehbar. Grotesk ist hingegen die Ansicht der so schön genannten Finanzwirtschaft, sie erarbeite Wohlstand – nur den eigenen auf Kosten Anderer.
Aus diesem Blickwinkel ist die Wahl von Anlagevehikeln, welche allesamt dem Schmarotzertum und der Gier dienen, unwichtig.
Thomas und Sie wollen kein Vermögen aufbauen und die Allgemeinheit soll dann später für Sie sorgen, wenn es mit der AHV und PK vielleicht doch nicht reicht? Und in der Zeit bis dahin geben Sie Ihr Geld lieber aus als zu investieren.
Wer ist der Schmarotzer hier?
Die Finanzwirtschaft hilft, dass das Kapital möglichst effizient und „Geld bringend“ angelegt werden kann. In dem Prozess werden auch mal alte Zöpfe abgschnitten, damit dafür Innovation hervorkommt.
Wo haben wir den Grossteil unserer Errungenschaften her? Aus dem bösen Kapitalismus oder der Wunderwelt einer UDSSR oder eines Chinas unter Mao?
Ja so haben wir auch der Finanzwirtschaft zumindest einen Teil unseres Wohlstandes zu verdanken.
Naja Herr Bühler, ich baue mein Vermögen durch eigene Arbeit auf und kassiere nicht Dividenden von der Arbeit anderer.
Ihre Reaktion betr. UDSSR, etc. ist oft anzutreffen bei älteren Leuten mit engem perpiheren Blickfeld.