Zu viel Skepsis gegenüber Clariant

Clariant: Für China und Nordamerika bestehen ambitionierte Wachstumsziele. Foto: Arnd Wiegmann/Reuters
Clariant stösst bei vielen Anlegern auf Skepsis. Das hat durchaus Gründe, wie etwa die verhaltene Entwicklung der Marge. Es liegt aber auch an einer verbreiteten Grundhaltung gegenüber dem Baselbieter Spezialchemiekonzern. Das halte ich angesichts grosser Fortschritte in den letzten Jahren für überholt. Der Kursrutsch von Ende Januar ist dem erbärmlichen Abgang des US-Aktivisten White Tale geschuldet. Clariant hat grosse Pläne. Aus der Zusammenarbeit mit dem neuen strategischen Grossaktionär Sabic sollen Vorteile generiert werden, und für China und Nordamerika bestehen ambitionierte Wachstumsziele. In beiden Regionen will Clariant in den nächsten Jahren prozentual zweistellig wachsen. Das ist ambitioniert, aber nicht überzogen. Im Aktienkurs sehe ich davon nichts. Die Bewertung der Valoren liegt unter dem Durchschnitt des europäischen Chemiesektors. Clariant selbst ist aber kein unterdurchschnittliches Unternehmen. Das Management weiss, dass es liefern muss. Kaufen
Titel sind hoch bewertet
Die Aktien von OC Oerlikon werden von den Banken reihum zum Kauf empfohlen. Kein Wunder, das Unternehmen hat gerade eben eine Zunahme der Bestellungen um 35 Prozent bekannt gegeben, die Geschäfte laufen rund. Dennoch bleibe ich den Aktien gegenüber vorsichtig. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 30 für das laufende Jahr und etwa 25 für das kommende Jahr sind die Titel hoch bewertet. Das signalisiert, dass die Börse auf mehrere Jahre hinaus mit steigenden Gewinnen rechnet. Doch die Zuwachsraten werden in den kommenden Quartalen wohl zurückgehen, das Unternehmen kommt meines Erachtens dem Höhepunkt des laufenden Aufschwungszyklus immer näher. Zwar wird Oerlikon gut geführt, die Marktstellung ist vor allem in der Oberflächentechnik und im Bereich der Anlagen für synthetische Fasern stark, und mit dem Aufbau des 3-D-Druckgeschäfts dringt man in einen langfristig vielversprechenden Markt ein. Dennoch: Mir sind die Aktien jetzt schlicht zu teuer. Meiden
Starke Zweifel
Würde ein Alien in Zürich landen, würde er wohl meinen, Tesla sei eines der beliebtesten und erfolgreichsten Fortbewegungsmittel der Erde. Aber Zürich ist nicht die Welt und Tesla nicht erfolgreich. Die Zweifel, dass dem Elektroautohersteller aus dem Silicon Valley mit dem Model 3 der Durchbruch im Massengeschäft gelingt, bleiben. Konzernchef Elon Musk hat Investoren versprochen, dass ab Ende März wöchentlich 2500 Stück des Mittelklassewagens aus der Tesla-Fabrik in Fremont rollen werden. Bisher ist dieses Ziel nicht erreicht. Zudem verbrennt Tesla rasant Geld, im ersten Quartal war es mehr als eine Milliarde Dollar. Ich fürchte, dass Tesla auf einen Finanzengpass zusteuert und bald wieder frische Mittel braucht. Musk bestreitet das strikt und sagt, Tesla werde ab Mitte Jahr profitabel. «In rund zwei Monaten» will er die Produktion bis auf 5000 Wagen pro Woche steigern, womit Tesla im dritten und im vierten Quartal «endlich profitabel» arbeiten werde. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass der 46-jährige Entrepreneur zu viel verspricht. Analysten hat er während der Resultatbesprechung abgekanzelt, was an der Wallstreet für Aufruhr sorgt. Tesla ist mit einem Börsenwert von fast 50 Milliarden Dollar ganz einfach überbewertet. Meiden
Schlanker und berechenbarer
Besser gefällt mir da derzeit Lonza. Der Pharmazulieferer bleibt auf Erfolgskurs. Die Mitte letzten Jahres akquirierte US-Gesellschaft Capsugel und die Dienstleistungen im Bereich Biotech und Small Molecules wachsen erfreulich. Abseits der Healthcare-Bereiche lief das Geschäft durchwachsen. Während die Nachfrage nach Verbundwerkstoffen anhielt, hatte Lonza im Verkauf von Holzschutzlösungen Schwierigkeiten. Auch das Agrargeschäft zeigte teilweise Schwächen. Bei der Wassersparte – Produkte zur mikrobenfreien Aufbereitung von Wasser für Swimmingpools – stehen diverse Turnaround-Aktivitäten im Vordergrund. Erworben hat Lonza den Bereich zum Grossteil mit der Akquisition von Arch Chemicals 2012 für 1,4 Milliarden Dollar. Arch erzielte damals mit dem Wassergeschäft jährlich rund 600 Millionen Dollar Jahresumsatz. Auf Touren gekommen ist Arch unter Lonza jedoch nie. Aus heutiger Sicht wäre ein Verkauf der Sparte sinnvoll. Seit der Übernahme von Capsugel setzt Lonza den strategischen Schwerpunkt vor allem auf Gesundheitsmärkte. Ich setze darauf, dass das Geschäft bald abgestossen wird, auf welchem Weg auch immer. Das würde Lonza schlanker und berechenbarer machen, was den Kurs stützen würde. Dosiert kaufen
Neue Investoren
Kennen Sie Jürg Oleas? Der Schweizer Manager sitzt im Verwaltungsrat der Ruag Holding und von LafargeHolcim. Für Schlagzeilen sorgte er jüngst allerdings als Chef des deutschen Industriegüterkonzerns Gea Group. Oleas, früher bei Alstom und ABB, ist seit 2004 Unternehmenschef. Die Gruppe ist eine Industrieperle, ihre Maschinen und Anlagen dienen beispielsweise dem Abfüllen und Verpacken von Nahrungsmitteln, von nachwachsenden Rohstoffen, Getränken und Molkereiprodukten. Dazu kommen Anlagen zur Fertigung flüssiger Nahrungsmittel sowie etwa Brauereianlagen und Kältetechnologie. In den meisten Fällen besitzt Gea Group führende Weltmarktpositionen. Zuletzt hat das Management aber mehrmals enttäuscht. Neue Investoren sorgen nun für frischen Wind. Der Finanzchef muss überraschend das Haus verlassen, und auch Oleas muss früher als geplant den Hut nehmen. Bis Ende des Jahres soll ein Nachfolger präsentiert werden. Die Aktien sind nach einigen Kurskorrekturen nun niedrig bewertet. Bis sich der frische Wind in höheren Kursen niederschlägt, mag es noch etwas dauern, aber der Einstieg dürfte sich auf lange Sicht jetzt lohnen. Kaufen
Ein Kommentar zu «Zu viel Skepsis gegenüber Clariant»
Das Problem mit Tesla liegt m. E. darin, dass Musk alle Anzeichen einer bipolaren Persönlichkeit zeigt (bipolar gleich vulgo manisch-depressiv) In seinen manischen Phasen ist Musk zwar teils hoch kreativ, entwickelt aber auch Furzideen (wie bspw. einen Tesla auf den Mars zu schicken) und macht Versprechungen, die er + sein Konzern nicht halten können.
In den depressiven Phasen zieht er sich entweder komplett aus der Öffentlichkeit zurück oder er verprellt Wirtschaftsjournalisten + Anleger auf unmögliche Art + Weise.
Sorry – aber so kann man einen Konzern nicht erfolgreich führen. Da fehlt es dann schlicht an Konstanz! Ein Konzern ist wie ein Fisch – er stinkt vom Kopf her………..
Deshalb meide ich persönlich Tesla-Aktien!