Wer gern gut schläft, wählt sichere Anlagen

Höchste Sicherheit oder Rendite? Mit diesem Dilemma müssen Anleger zurechtkommen. Foto: iStock

Ich bin Rentner (79) und habe etwas flüssige Mittel. Die Banken geben auf Sparkonti keinen Zins mehr. Ich möchte daher etwas von diesem Geld, etwa 100’000 Franken, sicher anlegen, und es sollte auch etwas Zins oder Dividende geben. Was raten Sie mir, zu kaufen? A. B.

In Ihrer Frage kommt das Dilemma zum Ausdruck, in dem sich viele Anlegerinnen und Anleger schon seit einiger Zeit befinden: Sie wünschen sich mehr Rendite auf ihrem Sparbatzen, gleichzeitig möchten sie aber nicht höhere Risiken eingehen, sondern wollen das Geld sicher investieren.

Leider wird dies wegen der nach wie vor tiefen Zinsen momentan so nicht funktionieren. Gerade weil die Zinsen tief sind, bekommen Sie auf Ihrem Bankkonto und auch auf sehr sicheren Frankenobligationen praktisch keinen Zins mehr.

Höchste Sicherheit haben Sie beispielsweise, wenn Sie Bundesobligationen der Schweizerischen Eidgenossenschaft erwerben. Doch obwohl an den Obligationenmärkten die Langfristzinsen in letzter Zeit angezogen haben, bekommen Sie auch auf den «Eidgenossen» kaum Zins und verlieren nach Abzug aller Bankgebühren sogar Geld. Auch mit vielen anderen Frankenanleihen von Schuldnern mit sehr guter oder guter Bonität erwirtschaften Sie nach wie vor kaum Rendite.

Natürlich könnten Sie Anleihen von Schuldnern mit tieferer Bonität kaufen oder auch Fremdwährungsanleihen. Doch nun sehen Sie das Problem: Wenn Sie das tun, gehen Sie erhöhte Risiken ein. Sie müssen mit einem Kreditausfall oder einem Währungsverlust rechnen. Aber genau das wollen Sie ja nicht. Sie wünschen Sicherheit.

Nur: Sehr hohe Sicherheit und trotzdem eine anständige Rendite gibt es praktisch nicht. Die erhöhte Rendite in Form von mehr Zins oder einer Dividende hat immer einen Preis: nämlich mehr Risiko, das Sie eingehen müssen.

Ein anderes Beispiel: Sie können etwa Dividendenperlen wie Aktien der Zürich oder der Swiss Re kaufen, welche gerade wieder eine Dividendenrendite von stolzen fünf Prozent brachten. Davon können Sparer auf dem Konto nur träumen. Die hohen Dividenden sind in der Zukunft jedoch nie ganz gesichert. Sie müssen auch jederzeit mit starken Kursausschlägen rechnen, wie Sie es während der jüngsten Börsenturbulenzen im Februar und März erlebt haben.

Mit einem Dividendenfonds oder kostengünstigen Exchange Traded Funds, welche an einen Dividendenindex gekoppelt sind, erreichen Sie eine breite Diversifikation. Dennoch bleibt ein hohes Kursschwankungsrisiko, welches im Widerspruch zu Ihrem Wunsch nach hoher Sicherheit steht.

Sie müssen zuerst für sich selbst entscheiden, ob Sie wirklich für etwas mehr Rendite mehr Risiken tragen möchten und können. Falls Sie dazu Ja sagen, können Sie sich von Ihrer Bank konkrete Vorschläge für eine diversifizierte Anlage der 100’000 Franken machen lassen oder beispielsweise auch Dividendenperlen nutzen.

Falls Sie aber jemand sind, der bei Marktturbulenzen schlecht schläft, würde ich Ihnen abraten, in Wertpapiere mit erhöhten Kursschwankungen zu investieren. Dann würde ich das Geld konservativ auf einer sicheren Bank liegenlassen.

Nur etwas mehr Rendite ist es nicht wert, dass Sie sich im Alter Sorgen wegen Ihres Ersparten machen müssen und deswegen schlecht schlafen.    

 

14 Kommentare zu «Wer gern gut schläft, wählt sichere Anlagen»

  • Silvia Fröhlich sagt:

    Genossenschaftsanteile von Raiffeisenbanken kaufen.

  • Markus sagt:

    Ich für mich denke, man muss nicht immer alles vermehren. Ich kann von meinem Nettogehalt monatlich 3000.- auf mein Sparkonto legen. Dank einer 1-Zimmerwohnung und dem Verzicht auf ein Auto kann ich sehr gut leben und habe alles was ich brauche. Auch Städtereisen leiste ich mir ab und zu. Irgendwann reicht es ja dann auch und nicht alle wollen immer mehr. Ich spare bis ich 250’000.- dann höre ich auf, dass gibt mir dann genügend Sicherheit. Ich werde dann nicht sinnlos Geld ausgeben aber auch nicht mehr eisern 3000.- auf die Seite legen. Jeder muss aber selber wissen wie er mit seinem Geld umgeht.

    • Claudia sagt:

      250’000 empfinde ist ein schöner Batzen, aber definitiv zu wenig um sich darauf auszuruhen. Ich empfehle weiter zu sparen und dringend Wohneigentum an einer guten Lage zu kaufen. Dieses ist in den letzten zehn Jahren explodiert und falls sie im Alter ruhig schlafen möchten, kaufen Sie lieber eine Wohnung.

      • Markus sagt:

        Liebe Claudia, die 250’000 sind mein „Sackgeld“ Ich habe eine sehr gute Pensionskasse, auch wenn es nicht mehr viel Zinsen gibt und dann noch die AHV, die wird es noch geben wenn ich in Pension gehe. So gesehen ist das viel Geld. Kommt ja noch mehr dazu weil wenn ich aufhöre zu sparen werde ich die 3000.- nicht einfach ausgeben, nur einfach nicht mehr so eisern sparen. Das Geld vermehrt sich also sicherlich noch. Ich mache mir aber ehrlich gesagt nicht so viel daraus. Ich habe was ich brauche und ich bin Gesund, der Rest ist Zugabe. Das Kind ist gross und selbständig. Was jetzt kommt, der 3. Lebensabschnitt, der soll noch mehr Genuss sein als es die ersten 2 schon waren. Ps. Eine Eigentumswohnung habe ich schon, ich wohne nur nicht darin 😉

  • ZinsliPicker sagt:

    „Höchste Sicherheit haben Sie beispielsweise, wenn Sie Bundesobligationen der Schweizerischen Eidgenossenschaft erwerben.“ Genau, die Sicherheit, Geld zu verlieren.
    Weshalb soll das Risiko bei massiv überteuerten Staatsanleihen auf lange Frist geringer sein als bei einer Aktie von Nestlé oder Roche?

  • Steinmann sagt:

    „Dann würde ich das Geld konservativ auf einer sicheren Bank liegen lassen.“
    Ich finde es schon toll, dass Herr Spieler keine Anleihen, Aktien und Immobilien mehr empfiehlt, die sich alle in einer epochalen Blase befinden.
    Das Problem beim obigen Satz ist die „sichere“ Bank!
    Bei einem sich abzeichnenden Crash des aktuellen Finanzsystems wird es keine einzige sichere Bank mehr geben. Die Lüge der „sicheren“ 100’000.- CHF Einlagesicherheit ist von der BIZ offiziell enttarnt worden.
    Was bleibt?
    Reale Werte, physische Edelmetalle und Cash als offizielles Zahlungsmittel der Schweiz.
    Nur die Annahme der Vollgeld-Initiative könnte daran etwas ändern!
    Dann wäre unser Geld auf den Zahlungsverkehrs-Konten absolut sicher, weil ausserhalb der Bankbilanz.

  • Bob sagt:

    Sie sind 79 Jahre alt. Für was sparen Sie? Wie lange glauben Sie, dass Sie noch leben werden? Das ist nicht Böse gemeint, ich bin nur realistisch.

    Falls Sie noch irgendwelche Wünsche haben (z.B. nach Japan reisen oder so etwas ähnliches), verwenden Sie das Geld um sich Ihre letzten Wünsche zu erfüllen. Man lebt ja bekanntlich nur einmal (ausser James Bond, der hat zweimal gelebt).
    Den Rest geben Sie auf ein Sparkonto und schenken Sie es Ihren Enkeln, wenn Sie welche haben.

    • Anh Toàn sagt:

      Bravo!

      Das Problem ist die menschliche Natur: Die Angst, nicht genügend Geld zu haben, ist mathemässig ausgedrückt, eine Funktion des Alters, nicht des Vermögens.

      Im Alter haben die meisten kaum mehr Wünsche, aber viel mehr Ängste.

    • Peter Rohner sagt:

      Yep, sehe ich auch so.

    • Vinzenz Bieri sagt:

      Martin Spieler beantwortet die Frage zutreffend mit einem Foto: Siesta in der Horizontalen und „Bob“ bringt es klar auf den sozialen Punkt.

  • Roli sagt:

    Optionen schreiben mit dieser Strategie fährt man am besten.

  • Anh Toàn sagt:

    Die Vorstellung, es gäbe dauerhaft reale (nach Inflation) Erträge auf risikolose Anlagen ist eine Illusion: Gibt es dies über längere Dauer, wachsen die Vermögen und damit die Schulden immer weiter und es muss zum Kollaps kommen, der die zuvor erzielten Erträge und vermutlich noch mehr, vernichtet. Diese Illusion basiert auf der Vorstellung, Konsumaufschub (Geld ist ein Anspruch auf Konsum einer volkswirtschaftlichen Leistung, wird es gespart, wird der Konsum aufgeschoben) zu belohnen: Konsumaufschub ist ohne Kapitalismus immer mit Kosten verbunden („Schwund ist immer“, Lagerkosten), warum sollte dies plötzlich Ertrag bringen? Lange Zeit wurde aber genau dies gemacht, und darum haben wir heute diese riesigen Schulden und Vermögen.

    Rendite muss Entgelt für Risiko sein.

    • Anh Toàn sagt:

      Es kann reale Erträge geben, aber nicht mehr als das reale Wirtschaftswachstum. Und von diesem wollen die Arbeitnehmer auch noch etwas, bekommen die nichts davon, streiken sie und dann ist wieder kein Wirtschaftswachstum. Also sagen wir, die Hälfte des Wachstums für die Arbeitnehmer, die andere Hälfte kann es als reale Erträge auf risikolose Anlagen geben. Aber dies ist in einer entwickelten Volkswirtschaft ziemlich nahe an Null.

  • Stefan sagt:

    Hey – 0% ist immerhin 0.75% über Libor. Ist doch ein super Deal, dieses Konto!

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