Givaudan-Aktien bleiben eine Topwette

Der Aromen- und Duftstoffe-Hersteller Givaudan ist top. Foto: Gaetan Bally/Keystone

Hat Givaudan zu wenig erreicht, oder waren die Erwartungen zu hoch? Die Umsatzzahlen des Aroma- und Duftstoffherstellers zum Auftaktquartal haben Murren ausgelöst – obwohl sie an sich gut waren. 5 Prozent Zuwachs, währungs- und portfoliobereinigt, darf sich sehen lassen, zumal Exponenten der Gesellschaft die Erwartungen früh im Jahr zu dämpfen versucht hatten: 4 Prozent Umsatzwachstum aus eigener Kraft dürften im Gesamtjahr nicht enttäuschen. Kurzfristig lastet noch anderes auf dem Kurs. Die Marge zum Halbjahr wird ungewohnt niedrig ausfallen. Der Anstieg der Rohstoffpreise führt selbst bei voller Weitergabe rein rechnerisch zu Druck. Vor allem aber belastet der Ausfall der Lieferung des Rohstoffs Citral durch BASF. Das trifft die ganze Branche und verteuert diesen wichtigen Aroma- und Duftinhaltsstoff kräftig. Das aber ist ein vorübergehendes Phänomen, über das Anleger hinwegsehen sollten. Auch der Effekt aus der Preiserhöhung anderer Rohstoffe ist kein Grund zur Sorge. Givaudan ist ein Topunternehmen. Gemessen daran sind die Titel nicht teuer: Kaufen

Trotz Rekordkurs 10 Prozent verloren

Barry Callebaut ist gut im Schuss. Doch die Vergleichsbasis wird anspruchsvoller. Das setzt den Aktien zu. Im zweiten Quartal konnte der Schokolade- und Kakao­konzern das Wachstumstempo gut halten und den Markt erneut klar schlagen. CEO Antoine de Saint-Affrique bezeichnete den Semesterausweis an einer Analysten- und Medienkonferenz vergangene Woche als «starkes Ergebnis». Er sagte aber auch, dass dieses Wachstum im zweiten Halbjahr kaum gehalten werden könne. Es war diese Einschränkung, auf die die Anleger hörten. So kam es, dass die Barry-Callebaut-Aktien bis zum Wochenschluss gegen 10 Prozent verloren, obwohl das Unternehmen auf Rekordkurs ist. Dass der Effekt der günstigen Rohwarenpreise zurückgehen dürfte, wog schwer im Markt. Die hohe Bewertung der Titel hielt den noch höheren Ansprüchen der Investoren nicht stand. Die meisten Analysten stufen Barry Callebaut mit Halten ein, Vontobel stufte die Papiere gar auf Verkaufen zurück. Kurzfristig könnte die Volatilität anhalten. Mit Blick auf das langfristige Potenzial des Unternehmens sind die Erholungschancen allerdings intakt. Dosiert kaufen

Marktbedingungen bleiben schwierig

Ich mag normalerweise keine Wortspiele, aber dieses muss einfach sein: Den Aktien von Gurit ist der Wind aus den Segeln genommen worden. Seit Anfang Februar haben sie 25 Prozent nachgegeben. Die Zahlen 2017 hatten zum Teil die Erwartungen nicht erfüllt. Zudem war der Ausblick verhalten. Das Unternehmen erwirtschaftet 60 Prozent der Einnahmen im Geschäft mit Windenergie. Während der Formenbau boomt, bleiben die Bedingungen im Markt für Windenergieanlagen 2018 schwierig. Es herrscht weiterhin Preis- und Margendruck. Immerhin sollte der wichtige Markt Indien ab dem zweiten Quartal wieder in Fahrt kommen. Am Freitag meldete Gurit zudem einen Auftrag über 64 Millionen Franken mit einer Laufzeit von drei Jahren für die Lieferung von Balsaholz für Rotorblätter. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 auf Basis der Gewinnschätzung für 2018 zählen sie zu den günstigsten Industriewerten. Kaufen

Die Unsicherheit bleibt

Die US-Sanktionen gegen russische Oligarchen haben Sulzer in eine heikle Lage gebracht, denn Viktor Vekselberg, bis Mittwoch Mehrheitsaktionär des Industrieunternehmens, ist von den Sanktionen betroffen. Sulzer war während dreier Tage quasi von der Welt abgeschnitten, denn wich­tige Kunden durften wegen des US-Verbots keine Aufträge mehr platzieren und die meisten Banken keine Finanztransaktionen mehr mit Sulzer tätigen. Am Donnerstag entspannte sich die Lage, Sulzer kaufte mit Einwilligung der US-Behörden Vekselberg ein Paket eigener Aktien ab, wodurch dessen Anteil auf unter 50 Prozent fiel. Damit war Sulzer von den Sanktionen befreit. Die ganze Sache hatte den Börsenwert von Sulzer-Aktien um rund 10 Prozent beeinträchtigt, der Tiefststand lag bei rund minus 23 Prozent. Soll man jetzt die Aktien kaufen? Nein, es ist unklar, wie sich die Tage des Boykotts auf Sulzer ausgewirkt haben und wie sich die Kunden künftig verhalten. Eigentlich hat in der wichtigsten Kundenbranche, dem Öl- und Gassektor, ein Aufschwung eingesetzt. Und Sulzer hat ein mehrjähriges Sparprogramm durchgezogen. Die Kombination aus Aufschwung und Sparen sollte deutliche Gewinnverbesserungen bringen. Doch eben, es bleibt die Unsicherheit über die Auswirkungen der Nähe zu Vekselberg, auch wenn Sulzer formell von den Sanktionen befreit ist. Abwarten

Margen weiter unter Druck

Das ist eher ungewöhnlich: Die erfolgsverwöhnte Burkhalter musste für 2017 einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen. Entsprechend ist auch der Kurs des Elektroinstallateurs auf Talfahrt. Ganz unerwartet kam das nicht: Hauptgrund ist der Wegfall des Gotthard-Projektes. Bedenklich ist der harte Preiskampf in der Branche, obwohl eine Übernachfrage besteht. Das geht nicht zuletzt darauf zurück, dass in Bedrängnis geratene Stromproduzenten – oft staatlich beherrscht – in den Installationsmarkt drängen und mit niedrigen Preisen Aufträge «kaufen». Dadurch sind die Margen zusätzlich unter Druck geraten. Ich traue Burkhalter allerdings zu, ­diese Phase unbeschadet zu überstehen, auch wenn sich der Markt 2018 noch nicht entscheidend entspannen wird. Kommt hinzu, dass Burkhalter-Titel zuvor sehr hoch bewertet waren. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt auch nach den Kursrückgängen nach wie vor auf gut 20. Abwarten

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