Mit dieser Hypothek profitiert nur die Bank

Nutzen Sie den Spielraum aus: Gegenofferten geben Zinsverhandlungen eine neue Dynamik. Foto: iStock
Mein Kollege ist gegen 80 und besitzt ein Haus in der Agglomeration von Bern. Vor sieben Jahren nahm er bei der Valiant Bank eine Hypothek von 100’000 Franken mit Laufzeit 10 Jahren auf, zum Zinssatz von 2,55 Prozent. Nun hat er den Betrag um 50’000 Franken aufgestockt und bezahlt bis zum Ablauf der alten Hypothek auch dafür 2,55 Prozent. Ich selber zahle für meine Hypothek deutlich weniger und habe den Eindruck, dass mein Freund überrumpelt wurde. Was ist Ihre Meinung? H.S.
Festhypotheken mit Laufzeiten von zehn Jahren sind derzeit nach wie vor zu sehr günstigen Zinsen zu haben. Die Zinssätze bewegen sich bei den meisten Instituten in der Bandbreite zwischen rund 1,3 und 1,8 Prozent. Ohne dass ich die Details kenne, habe ich den Eindruck, dass Ihr Freund tatsächlich einen sehr hohen Zins zahlt.
Fixe Preise gibt es bei den Hypotheken schon lange nicht mehr. Je nachdem wie die Bank die finanzielle Situation Ihres Freundes einstuft, bekommt er bessere oder schlechtere Konditionen.
Allerdings schreiben Sie mir, dass Ihr pensionierter Freund finanziell recht gut gestellt ist und eine hohe Rente erhält, womit die Belastung der Hypothek problemlos gedeckt werden kann. In seinem Fall scheinen ja auch die strengeren Tragbarkeitsregeln für die Vergabe von Hypotheken nicht das Problem zu sein, sonst wäre die Bank nicht bereit gewesen, die bestehende Hypothek noch aufzustocken.
Ich habe den Eindruck, die Bank hat einfach die Gunst der Stunde genutzt und ein aus ihrer Sicht gutes Geschäft gemacht: Sie hat im Rahmen des bestehenden Vertrages die Kreditsumme ausgeweitet und bekommt so auch bis zum Ende der Laufzeit den hohen Zins, obwohl Hypotheken auf dem Markt derzeit deutlich günstiger abgeschlossen werden.
Ob das fair ist oder nicht, darüber kann sich jeder selbst seine Gedanken machen. Natürlich hätte Ihr Freund nie dazu Hand bieten sollen.
Wenn ihm die Bank für die zugegebenermassen kleine Tranche von 50’000 Franken nicht eine separate Hypothek zu günstigeren Konditionen hätte geben wollen, hätte er damit wohl besser abgewartet, zumal kein dringender Handlungsbedarf für die Hypothek bestand.
Probleme bei Hypotheken gibt es aus Kundensicht oft, wenn für die Bank kein Konkurrenzdruck besteht. Wenn die Bank hingegen weiss, dass der Kunde auch Konkurrenzofferten einholt und seinen Vertrag künden könnte, ist sie in der Regel bereit, attraktivere Zinskonditionen zu bieten, sofern die Kreditwürdigkeit des Kunden gut ist.
Darum empfehle ich bei der Verlängerung oder der Aufstockung von Hypotheken immer auch ein Gespräch mit einer Konkurrenzbank zu führen. Manchmal ergeben sich in solchen Gesprächen Alternativlösungen.
Allein schon die Tatsache, dass die Hausbank weiss, dass man auch mit der Konkurrenz spricht und ein Angebot in der Tasche hat, erhöht die Wahrscheinlichkeit für bessere Zinskonditionen deutlich.
Die Banken haben bei den Zinsen durchaus Spielraum. Denn die Zinssätze für die Refinanzierung sind extrem günstig und die Bank kann bei der Festlegung ihrer Marge den Spielraum nutzen.
4 Kommentare zu «Mit dieser Hypothek profitiert nur die Bank»
Das ist doch eine atypische Situation und der Ratschlag auch nicht zweifelsfrei, denn bei einer anderen Bank eine so kleine Hypo aufnehmen verursacht Kosten. Schuldschein eröffnen, nur im 2. Rang etc.
Ich behaupte, der Senior war bei seiner Hausbank wohl gut beraten.
Der Zinssatz von 2,55% für eine 10jährige Festhypothek anno 2011 ist marktkonform. Da die Erhöhung nur CHF 50’000 betragen hat, wurde diese Tranche offenbar als variable Hypothek ausgestaltet, da viele Banken eine Mindestgrenze für Festhypotheken kennen. Somit ist der angewendete Zinssatz von 2,55% für eine variable Hypothek ebenfalls realistisch.
Sehr erstaunlich, dass „Finanzexperte“ Spieler nicht auf diesen Umstand hinweist.
Auch der Hinweis auf eine Konkurrenzofferte ist nicht zielführend, da bei einer laufenden 10jährigen Festhypothek die Bank wegen der hohen Auflösungskosten kaum gewechselt wird.
Somit erschöpft sich der Artikel auf eine Ansammlung von Binsenwahrheiten.
Her Graf. teile Ihre Meinung gerne. Der Hypo-Differenz von ca, 1% auf Fr. 50 000.- ist aus meiner Sicht nicht relevant.
Wie sieht es beim libor aus? Gibt es hier auch was zu aushandeln?