Swiss Re: Fünf Prozent Rendite und Kursfantasie

Swiss Re oder Sunrise? Die härtere Konkurrenz unter den Mobilfunkanbietern dürfte die Preise unter Druck bringen – ebenso die Margen und Gewinne. Foto: Keystone
Die Titel Swiss Re oder Sunrise sind momentan meiner Ansicht nach günstig zu erwerben. Welchen Titel würden Sie mir empfehlen? D.S.
Natürlich weiss ich nicht, wie sich Ihr Depot zusammensetzt. Und mir ist auch nicht bekannt, welche Risikobereitschaft Sie mitbringen. Darum kann ich Ihnen nicht einen bestimmten Titel empfehlen. Zudem sind die beiden von Ihnen erwähnten Aktien sehr unterschiedlich und deren Unternehmen in völlig verschiedenen Branchen tätig.
Allerdings kann ich Ihnen gerne sagen, wo ich persönlich mehr Potenzial sehe. Aus diesem Blickwinkel würde ich die Swiss Re vorziehen.
Der Rückversicherer ist anders als etliche andere Aktien nicht sehr hoch bewertet. Die heftige Markt-Korrektur in den Monaten Februar und März hat den Titel noch interessanter gemacht. Zwar hat der Rückversicherer 2017 wegen der hohen Schadenkosten aufgrund von Katastrophen deutlich weniger verdient.
Weil die Rückversicherung von Katastrophen aber zum Kerngeschäft der Swiss Re gehört, konnte der Versicherer die enormen Schäden problemlos decken und verfügt nach wie vor über ein beachtliches Kapitalpolster.
Entsprechend wurde trotz des tieferen Gewinns die Dividende erhöht, was dem Papier mit einer hohen Dividendenrendite von rund fünf Prozent einen zusätzlichen Reiz gibt. Operativ erwarte ich bei der Swiss Re im laufenden Jahr ein deutlich höheres Ergebnis als im letzten Jahr – allerdings hängt dies stark davon ab, ob es erneut zu Katastrophen kommt, bei denen Kunden der Swiss Re involviert sind.
Für Kursfantasie bei der Swiss Re sorgen über das gut laufende operative Geschäft hinaus auch der erneut angekündigte Aktienrückkauf sowie die weiter laufenden Gespräche mit der japanischen Softbank. Die möchte sich als Grossaktionär bei der Swiss Re beteiligen. Sollten die Verhandlungen mit Softbank scheitern, besteht allerdings die Gefahr eines Kursrückschlags.
Auch die von Ihnen ebenfalls erwähnte Sunrise ist eine Dividendenperle, wenngleich nicht im gleichen Umfang wie die Swiss Re. Die vor kurzem erfolgte Ankündigung der bisherigen reinen Mobilfunkanbieterin Salt, mit Kampfpreisen ins Schweizer Festnetzgeschäft einzusteigen, welches derzeit von der Swisscom und Sunrise dominiert wird, setzt dem Kurspotenzial von Sunrise aus meiner Sicht Grenzen.
Die härtere Konkurrenz unter Sunrise, Swisscom und Salt dürfte die Preise in der Branche weiter unter Druck bringen – ebenso die Margen und Gewinne. Sowohl Swisscom als auch Sunrise bleiben auch künftig attraktive Dividendenperlen. Punkto Kurswachstum sehe ich bei diesen Titeln vorderhand aber geringere Chancen.
3 Kommentare zu «Swiss Re: Fünf Prozent Rendite und Kursfantasie»
Ein Berater, welcher sagt, dass die Preise an den Märkten alle vorhanden Informationen und Erwartungen beinhalten, und man genau so gut Würfeln kann zur Titelselektion, ausser man wisse etwas, dass die anderen Markttteilnehmer nicht wissen, aber dann wäre es kriminell dies zu Nutzen an den Märkten, hätte keine Daseinsberechtigung.
Also sagt er, Swiss Re sei unterbewertet, Sunrise aber nicht, die anderen Marktteilnehmer seien dümmer in der Summe als er alleine.
Hohe Dividendenrendite und Aktienrückkäufe sind Indizien dafür, dass Markt und Management keine Wachstumschancen sehen, und damit die Nachhaltigkeit des Geschäfts und aus Sicht des Anlegers der Dividende gefährdet ist: Nur indem laufend die Eigenkapitalbasis verkleinert wird, kann der Ertrag pro Anteil konstant gehalten werden. Aber was nicht wächst, stirbt bald einmal.
Kaufen was teuer aussieht ist im Allgemeinen die bessere Strategie, als zu glauben, die Perle im Billigen zu finden. Letzteres kann allenfalls versuchen, wer sehr viel von dieser Investition versteht: Was teuer ist, ist meistens auch gut. Auf lange Frist fährt besser, wer etwas Gutes teuer kauft als etwas Schlechtes billig, weil für Schlechtes ist eigentlich jeder Preis zu teuer.
Sehr geehrter Herr Spieler,
Einen Aspekt haben Sie meiner Meinung nach vergessen. UPC. Diese hat offen Interesse am Telco Anbieter Sunrise geäussert. Nun da Salt auch auf den 3P-Zug aufgesprungen ist, hat es auf allen Services (Mobile, Internet, TV, Telefonie) mehr als 3 Player im Spiel und ein Zusammenschluss von Sunrise und UPC wäre möglich. Der Einwand des Bakom bezüglich Wettbewerbsfähigkeit wäre nicht mehr gleichermassen relevant, wie damals als Sunrise und Orange sich zusammenschliessen wollte. Wie ist dies (obwohl Spekulation) in der Bewertung der Aktie zu beachten ?
Gruss Franky