Behalten Sie die Inflation im Auge!

Ebbe am Ende des Monats: Die Teuerung steigt, wird aber unter einem Prozent bleiben. Foto: iStock

Die Teuerung frisst den Sparbatzen auf, hiess es früher immer. Lange hatten wir in der Schweiz keine Teuerung mehr. Ist sie jetzt wieder im Anflug? F. W.

Die Teuerung wird in der Schweiz langsam wieder ein Thema. Wir sehen in der Schweiz nach Jahren einer Null- und sogar Minusteuerung wieder eine leicht anziehende Inflation.

Dass wir lange keine Teuerung mehr sahen, hatte mit der Finanzkrise, dem schwachen Konjunkturwachstum, den tiefen Zinsen und dem starken Franken zu tun. Zeitweise sorgten auch sinkende Rohstoffpreise, insbesondere für Rohöl, für eine negative Inflation. Doch damit ist es vorbei.

Aufgrund der deutlich stärkeren Weltkonjunktur sind die meisten Rohstoffnotierungen gestiegen. Der Preis für das Rohöl der Sorte Brent hat sogar die Grenze von 70 Dollar je Fass wieder überstiegen. Dieser Effekt wird einige Produkte verteuern.

Auch der deutlich schwächere Franken wirkt in der Schweiz inflationsfördernd: Importprodukte werden nur schon währungsbedingt teurer, weil der Euro heute einiges mehr kostet als noch vor einem Jahr.

Für eine etwas stärkere Inflation sprechen ebenfalls die positiven Konjunkturaussichten. Die Nachfrage steigt, und die Unternehmen sind zuversichtlicher und damit eher wieder bereit, neue Mitarbeitende einzustellen, was bereits positiv am Arbeitsmarkt zu beobachten ist. Wenn es für die Firmen wieder schwieriger wird, passende Arbeitnehmer zu rekrutieren, könnte dies zu einer steigenden Lohntendenz führen. Lohnsprünge sind allerdings unrealistisch. Auch in Europa und den USA ist ein erfreulicher Aufschwung sichtbar. All das spricht für eine Inflationsbeschleunigung.

Dennoch rechne ich hierzulande nicht mit einem Teuerungsschub. Vielmehr erwarte ich, dass die Inflation in diesem Jahr zwar tatsächlich steigt, aber unter einem Prozent verharren wird. Dafür sprechen die weiterhin tiefen Zinsen und die Senkung der Mehrwertsteuer.

Für Sie als Anleger bedeutet das: Sie sollten die Inflation im Auge behalten. Erstens, weil die Nationalbank die Zinsen normalisieren dürfte, wenn die Teuerung deutlich stärker anzieht. Und zweitens, weil dann die Inflation tatsächlich am Wert des Sparbatzen nagt.

Das allerdings ist bereits heute ein Problem: Weil Sie auf dem Ersparten kaum mehr Zins kriegen und die von den Banken verrechneten Kontoführungsgebühren oft höher ausfallen als die eingenommenen Zinsen, verlieren Sie auf dem Sparbatzen faktisch Geld.

Einen Inflationsschutz bieten Gold, Immobilien oder auch Aktien – die allerdings erhöhte Kursschwankungen mit sich bringen.

14 Kommentare zu «Behalten Sie die Inflation im Auge!»

  • Stephan Nigg sagt:

    Keine Teuerung? Da muss man den Warenkorb anschauen. Immobilien und Krankenkassenprämien steigen jedes Jahr um 4-5%. Das müsste man mal berücksichtigen! Warum beziehen den immer mehr Menschen neben der AHV Ergenzungsleistungen? Sicher nicht weil es keine Inflation gibt.

  • Anton Schneider sagt:

    Was nützt die Inflation Im Auge behalten bei risikobehafteten Alternativen? Ist Gold eine Alternative? Sind es Immobilien in der überteuerten Schweiz? Aktien ja, aber welche bei den derzeitig hohen Bewertungen in eingien bevorzugten Ländern? Es gilt die Kosten im Auge zu behalten un dem Preisdiktat der Banken auszuweichen, ebenso wie den 2 Grossverteilern in der CH, oder der Kontrolle der Autoimporteure etc. Die Inflation, sie kommt schleichend, aber es gibt viele Möglichkeiten für Konsumenten. Mir bereiten die Gesundheitskosten, die Kosten für die Altersvorsorge, die tatenlosen CHer Politiker, Kosten der “Grünen” Politik weit mehr Sorgen, als 1% Inflation! Ja, Augen auf- vielleicht muss sich die Mehrheit der CHer bald ein Pläzchen suchen? Die CHer Politik hat andere Prioritären, leider!

    • U. Schumacher sagt:

      The early Bird geht’s the worm – sagt man.
      Von den den Sachwerten Immobilien, Aktien und Edelmetalle ist m.E. nur noch Gold und Silber unterbewertet. Sie werfen allerdings keine Rendite ab und sind auf den Kapitalstrom in sie angewiesen.
      Gegenparteirisiko haben sie nicht, da der Wert intrinsisch ist – sofern nicht auf Kredit erworben.
      Immobilien haben den Nachteil das grosse Kapitalsummen gebunden sind und Aktien den Vorteil dass dass sie gut handelbar sind. Cash zum Nachkaufen bei Preisstürzen sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Kredit allgemein ist eine gigantische Spekulation in einer Phase in der Schulden abgebaut werden.

  • Peter Aletsch sagt:

    Es nahm mich schon lange Wunder, wie sich eigentlich Hedge Fonds bezüglich Inflation verhalten: entweder: der Einfluss der Inflation wird implizit wie bei Realwerten kompensiert; oder: durch das Hedgen kommt die Inflation zum Tragen wie bei Obligationen, d.h. Wertverlust.

  • Martin Leu sagt:

    „die Nationalbank die Zinsen normalisieren dürfte, wenn die Teuerung deutlich stärker anzieht“
    Solange die EZB die Zinsen tief hält, hat die SNB keinen Handlungsspielraum. Aufgrund der exorbitanten und trotz allem Austeritätsgeschwafel weiterhin steigenden Verschuldung (nicht nur) im Euroraum besteht längerfristig keine Alternative zu tiefen Zinsen, andernfalls würde die nächste Finanzkrise ausgelöst. Mögliche Zinserhöhungen werden lediglich angedeutet, um die Schuldner bei der Stange zu halten. Faktisch wird mit Null- resp. Negativzinsen weitergewurstelt werden, bis die Währungsysteme ihr Verfalldatum erreicht haben und kollabieren. Man bedenke: Im Schnitt wird eine Währung nach 15-20 Jahren reformiert, die D-Mark überlebte immerhin 53 Jahre, nur USD und CHF gibt es noch länger.

    • A. Zimmermann sagt:

      Danke Herr Leu für diesen Kommentar! Dies wird meines Erachtens krampfhaft unter dem Deckel gehalten. Ausserdem steht es um den € und die EU schlecht. Die massiven Stützkäufe der SNB um den CHF niedrig zu halten werden sich in näherer Zukunft bitter rächen, obwohl sie durchaus für die exportierende CH-Wirtschaft und Tourismus teilweise nachvollziehbar waren.

    • Gerhard Engler sagt:

      @Leu: Wie oft sind Währungen in Westeuropa nach dem 2. WK kollabiert?

      • Karl von Bruck sagt:

        Von den FF, Liren, Peseten und Escudos zum Wert bei Kriegsende, sind bei der Korsettierung in den Teuro weniger als 10 Prozent uebriggeblieben. Dafuer gabs kaum mehr Erbschuldsklaverei und Missbrauch des Geldes als Machtmittel, statt nur Tausch- und temporaeres Wertaufbewahrungsmittel….

      • Martin Leu sagt:

        @Gerhard Engler
        Ich habe weder spezifisch von Westeuropa gesprochen noch von der Zeit nach dem WW II, ausserdem von Währungsreformen.
        Z. B. Argentinien: 1822-1826 Real Argentino, 1826-1881 Peso Mondea Corrientes, 1881-1969 Peso Mondea National, 1970-1983 Peso Ley, 1983-1985 Peso Argentino, 1985-1991 Austral, ab 1992 ARS.
        Ich habe Ihnen aber auch ein Beispiel aus Westuropa nach dem WW II:
        Französicher Franc: Abwertungen 1949, 1957 (17%), 1958, 1960 (Streichung von zwei Nullen zum „Nouveau Franc“), 1969 (11%).
        Es ist ja gerade das grosse Problem des EUR, dass insbesondere wirtschaftlich schwache Länder keine eigene Währung mehr haben, die sie abwerten können.

  • Jean Josef sagt:

    Wir leben in einer Geldschwemme. Geschäftsbanken stellen täglich Geld in Milliardenhöhe aus dem Nichts her. Geld wird herbeigezaubert und die Welt versinkt in Schulden. Wann und wie kommt die Korrektur? Meines Erachtens wird es zu einer Geldentwertung in einem unerhörten Ausmass kommen, kommen müssen. Man kann dies auch „Inflation“ nennen.

  • Claude Fontana sagt:

    Da man von den Banken seit Jahren höchstens Negativzinsen kriegt, fressen sie einem ja sowieso das Konto leer, mit ihren Dienstleistungspreisen. Mit der teuerung wird doch nur die Einflussnahme durch Staatskassen gefördert, indem man den Steuerzahler entwertet.

  • Karl von Bruck sagt:

    Nach den Negativzinsen und dem Klau schon einer Billion von der Umlage an die Alten, schmelzen die PK-Renten auch mit der Inflation ab. PK-Renten kosten auch ohne Inflation das Doppelte an Praemien als Umlagerenten. Wobei letztere auch real sicher sind, und sogar nach Kriegen und Megainflationen nach kurzem Stottern wieder voll durchstarten. In Deutschland waeren mit Kapitalabschmelz- statt Umlagerenten schon zwei Generationen verhungert. In Oesterreich ohne PK-Schwindel betraegt der Durchschnitt der Renten 90 Prozent des Lohnes, in der Schweiz nur 45. Schade, dass bis jetzt in den SMM kein Geldberater Umlagerente versus Kapitalabschmelzrente nicht durchgerechnet hat….

  • Martin Leu sagt:

    Die Begriffe „Inflation“ und „Teuerung“ werden fälschlicherweise sehr oft synonym gebraucht. Während „Inflation“ (von lat. inflare = aufblasen) eine Ausweitung der Geldmenge meint, bezeichnet „Teuerung“ einen Preisanstieg. Wie die letzten Jahre gezeigt haben, führt eine Ausweitung der Geldmenge nicht zwingend zu einem Anstieg der Konsumentenpreise, da das zusätzliche Geld weniger in den Konsum als an die Börsen und Immobilienmärkte geflossen ist.
    Ebenso sollte bei der Betrachtung der Zinsen der reale Wert nach Abzug der Teuerung berücksichtigt werden. 0% Zins bei -1% Teuerung ergeben einen Kaufkraftgewinn von 1%. 8% Zins bei 10% Teuerung (wie in den 80er-Jahren), einen Verlust von 2%. Es ist somit unsinnig, die höhe der Zinsen isoliert zu betrachten.

    • Karl von Bruck sagt:

      Dass die – bereits bestehende – Inflation noch nicht auf die Teuerung durchgeschlagen hat, ist nur dem neofeudalen Lohnabbruch, statt Teuerungs- und Produktivitaetsfortschrittausgleich zu verdanken. Aber wenn die Spirale mal – wie in den USA bereits mit Leitzinserhoehungen losgetreten – am Drehen ist, wirds spaetestens dann kein Halten mehr Geben, wenn sich die Millionaere, Milliardaere und bald auch Billionaere in Sachwerte zu retten versuchen. Es ist keine Frage, dass der seidene Faden dieses Daomklesschwertes reissen wird, sondern nur noch wann….

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.