Anlegen statt bunkern

Sparen auf dem Konto bringt Verluste: Rendite erzielt man mit Anlagen in günstige ETF oder Dividendenperlen. Foto: Gabriele Putzu/Keystone

Sparen auf dem Konto bringt Verluste: Rendite erzielt man mit Anlagen in günstige ETF oder Dividendenperlen. Foto: Gabriele Putzu/Keystone

Seit sieben Jahren habe ich einen Teil meines Pensionskassengeldes bei der Migros-Bank-Vermögensverwaltung konservativ angelegt. Der Wert der Anlage nahm von 300’000 auf 360’000 Franken zu. Der Gewinn in Form von Dividenden, Ausschüttungen und Coupons usw. betrug 2100 Franken, die Gebühren betrugen aber 2600 Franken. Damit bin ich nicht zufrieden. Zudem steigen die Kosten 2018 auf mindestens 3000 Franken. Soll ich aussteigen und den ganzen Betrag aufs Sparkonto legen? Ist ein Crash absehbar? Dann braucht es wieder Jahre, auf den jetzigen Stand zu kommen. R. P.

Sie können den erzielten Buchgewinn realisieren und die 360’000 Franken aufs Konto legen. Damit verlieren Sie aber Geld. Denn inzwischen haben wir nicht mehr eine Negativteuerung, sondern eine leichte Inflation. Wenn Sie das Geld einfach auf dem Konto liegen lassen, wo es keinen Zins abwirft, nimmt der Wert Ihres Kapitals über die Jahre hinweg stetig ab. Wenn Sie all Ihre Wertschriften behalten, gehen Sie in der Tat das Risiko ein, dass Sie die erzielten Buchgewinne verlieren, falls die Märkte noch stärker korrigieren.

Sie haben aber auch die Chance, dass Sie weitere Kursgewinne erreichen. Alles ist möglich. Einen Crash erwarte ich momentan nicht, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Aktien nach wie vor attraktiv sind. Geopolitische Verwerfungen oder andere unerwartete Ereignisse können aber jederzeit zu heftigen Marktturbulenzen führen. Sicher ist, dass Sie mit erhöhten Kursschwankungen rechnen müssen, wenn Sie die Papiere im Depot behalten. Mit diesem Risiko müssten Sie leben.

Sie freuen sich auf der einen Seite über den Wertzuwachs Ihrer Anlagen, sind aber unzufrieden mit dem jährlichen Ertrag in Form von Zinsen und Dividenden, zumal die Gebühren den gesamten Ertrag wegfressen. An sich könnten Sie versuchen, die Rendite zu erhöhen, indem Sie höhere Risiken in Kauf nehmen. Wie Sie mir schreiben, möchten Sie das indes nicht, was ich verstehe. Als Alternative zur bisherigen Vermögensverwaltung, die Ihnen zu teuer ist, könnten Sie zu einer Vermögensverwaltung wechseln, welche ausschliesslich auf kostengünstigen Exchange Traded Funds (ETFs) basiert und je nach Anbieter rund die Hälfte der Gebühren für die Verwaltung belastet.

Möglich wäre aber auch, dass Sie tatsächlich Ihre Buchgewinne realisieren, einen Drittel stockkonservativ auf dem Bankkonto parkieren, einen weiteren Drittel in einen oder mehrere passiv geführte und damit günstige Obligationenfonds oder Exchange Traded Funds, welche an Anleihen gekoppelt sind, sowie Immobilienfonds fliessen lassen und das letzte Drittel in klassische Dividendenperlen wie Swiss Re, Zürich, Swisscom, Nestlé, Roche, Novartis, Adecco, LafargeHolcim oder Swiss Life investieren.

Damit erreichen Sie auf Basis von investierten 120’000 Franken durchaus einen jährlichen Dividendenertrag von mindestens 3 Prozent – also 3600 Franken, wobei Titel wie die Swiss Re oder Zürich eine Dividendenrendite von 5 Prozent oder mehr aufweisen. Punkto Gebühren fahren Sie so günstiger – es bleibt Ihnen somit mehr Ertrag auch nach Gebühren. Der Nachteil dieser Strategie liegt darin, dass die Dividenden nie hundertprozentig garantiert sind und Sie bei den Aktien mit stärkeren Kursschwankungen konfrontiert sind. Diese müssten Sie ausblenden können, da Sie die Aktien bewusst nicht verkaufen, sondern langfristig wegen der hohen Dividenden halten möchten.

Den Rest des Kapitals hingegen hätten Sie dann sehr konservativ investiert und sich damit teilweise abgesichert. Sie müssen sich gut überlegen, ob und wie viel Risiken Sie tragen können und möchten. Da Sie mir schreiben, dass Sie auch noch eine Festhypothek halten, würde ich mir überlegen, ob Sie diese nach Ablauf nicht amortisieren möchten. Dann sparen Sie wenigstens die Zinsen für die Bank, zumal die Zinsen mittel- bis langfristig steigen dürften. Allerdings müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie im Alter wohl eher keine neue Hypothek mehr erhalten.

7 Kommentare zu «Anlegen statt bunkern»

  • Leo Schmidli sagt:

    Ich kann nicht verstehen, wie man in der heutigen Zeit mit den vielfältigen Möglichkeiten, die wir haben, noch tausende von Franken für die Vermögensverwaltung ausgeben kann!

  • Stefan sagt:

    Ihre Vermögensverwaltuns-Summe beträgt 360’000.-. Die erwähnten Kosten sind 2600.- bis 3000.-. Das macht somit ca. 0.80%.
    Dies ist meiner Ansicht eine sehr preiswerte Vermögensverwaltung. Bravo Migros Bank! Viele Banken verlangen 1.5% bis 1.8%

  • Robert Spiegel sagt:

    Gibt es auch empfehlenswerte ETFs auf Dividendenperlen? National und International?

    • Hans sagt:

      Sie brauchen keine ETFs um einzelne oder wenige Aktien abzubilden. Das macht nur für Indizes oder ansonsten schlecht handelbare Anlagen wie Commodities Sinn.
      Sie sind besser beraten, wenn Sie die einzelnen „Dividendenperlen“ direkt kaufen.

  • Christoph M. Meyer sagt:

    Herr Spieler, Sie erwarten derzeit keine Crash, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Aktien nach wie vor attraktiv sind. Nun, nach so einer langen Börsenhausse steigt aber die Wahrscheinlich stetig, dass es zu einem grösseren Crash kommen könnte. Ich würde zwei Drittel der Kursgewinne realisieren. Damit würde ich die Hälfte in Cash halten und die andere Hälfte in Gold bzw. Goldminen. Da Immobilien und Obligationen ebenfalls sehr hochbewertet sind, ist auch da mit einem Crash irgendwann zu rechnen. Gold und Goldminen sind derzeit als einzige Anlageklasse nicht überbewertet. Wie ist die die fragestellende Person übrigens? Das finde ich schon noch relevant für die Beratung

  • Stefan sagt:

    Es gibt auch noch die Möglichkeit, ein Depot bei einem Online-Broker (Swissquote, Postfinance, etc) zu halten. Jahresgebühr u.U. weniger als 100.-

  • René sagt:

    Sehr geehrter Herr R.P.
    Sie sollten mit der Wertzunahme Ihrer Anlage zufrieden sein !!!
    Oder haben Sie vergessen, dass Sie vor 7 Jahren auf eine konservative Vermögensverwaltung gesetzt haben ???
    Warum muss es immer mehr sein ??? Wenn Ja, dann setzen Sie doch auf eine
    agressive und höchst riskante Anlageform. Ihr Bankberater wird Sie sicher gerne beraten.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.