Wer nur einen Fonds hält hat ein Klotz am Bein

Achtsam bleiben beim Anlegen: Auch scheinbare Top-Fonds können Risiken bergen. Foto: Getty Images

Wir (80 und 83 Jahre) haben ein Depot bei der ZKB. Aufgrund der Vorschläge unseres Beraters haben wir all unsere Anlagen verkauft und neu über 300’000 Franken in den Fonds AA CHF-Swisscanto (CH) Portfolio Fund I-Select angelegt. Nun sind uns Zweifel aufgekommen. Haben wir richtig gehandelt, alles in nur einen Fonds zu investieren? Haben wir ein Klumpenrisiko? F.L.

Ja, Sie gehen aus meiner Sicht ein Klumpenrisiko ein.

Der Fonds selbst bietet zwar den Pluspunkt, dass er breit diversifiziert ist. Das Kapital wird weltweit in verschiedene Anlageklassen investiert – in erster Linie in Obligationen, wobei die Fondsmanager je nach Lage an den Finanzmärkten eine Bandbreite zwischen mindestens knapp der Hälfte und bis zu 90 Prozent wählen können. Zusätzlich fliessen mindestens 10 Prozent und maximal 35 Prozent der Gelder des Fonds in Aktien.

Aktuell sind rund 11 Prozent am Geldmarkt, 36 Prozent in Schweizer-Franken-Anleihen und fast 16 Prozent in Fremdwährungsanleihen parkiert. Rund 6,5 Prozent des Kapitals investiert der Fonds in Immobilien in der Schweiz, 4 Prozent in Rohstoffe, rund 13 Prozent in ausländische Aktien und ebenso viel in Schweizer Aktien, wobei die grössten Aktienpositionen Schweizer Bluechips wie Novartis, Nestlé, Roche, UBS und Swiss Re ausmachen.

Bei den Anleihen entfallen grosse Positionen auf sichere Pfandbriefe von Schweizer Hypothekarinstituten, Schweizer Kantonalbanken und die Zürcher Kantonalbank, welche über ein Top-Kreditrating verfügt.

Positiv ist auch, dass der Fonds eine regelmässige Ausschüttung bietet, welche zuletzt rund 1,5 Prozent betrug. Mit Dividendenperlen wie Zürich, Swiss Re, Swiss Life, Nestlé oder Swisscom würden Sie einen höheren Ertrag erzielen, würden aber ebenfalls ein Klumpenrisiko tragen und wären stärkeren Kursschwankungen ausgesetzt.

Wie die meisten vergleichbaren Portfoliofonds ist Ihr Fonds nicht billig. Die in der Kostenkennziffer Total Expense Ratio (TER) ausgewiesenen Kosten von 1,34 Prozent, welche dem Fonds belastet werden, schmälern letztlich Ihre Rendite. Auch habe Sie keine Garantie gegen Kursrückschläge.

In den letzten Jahren hat sich der Kurs zwar mehrheitlich positiv entwickelt. Wenn es an den Finanzmärkten aber zu Turbulenzen kommt, müssen Sie auch bei diesem Vehikel mit Rückschlägen rechnen. Der Fonds kommt für Sie nur infrage, wenn Sie bereit sind,  Kursschwankungen zu tragen, und das Geld kurzfristig nicht brauchen.

Trotz der breiten Diversifikation innerhalb des Fonds finde ich es nicht sinnvoll, nur einen einzigen Fonds zu halten – erst recht nicht bei einem Vermögen von 300’000 Franken. Denn sollte sich der Fonds trotz der guten Diversifikation einmal doch enttäuschend entwickeln, können Sie das nicht durch andere Anlagen kompensieren.

Problematisch finde ich die Investition des gesamten Vermögens in diesen Fonds auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Sie für den Lebensunterhalt jährlich rund 30’000 bis 40’000 Franken von Ihrem Geld brauchen. Bei einem Vermögen von 300’000 Franken würde ich das Kapital auf eine Vielzahl von verschiedenen Fonds und Exchange Traded Funds verteilen und damit auch bei den einzelnen Papieren eine Diversifikation sicherstellen.

Ihre Hausbank bietet Ihnen im Rahmen ihrer neuen Anlagewelt Produkte an, um – je nach Ihrem individuellen Risikoprofil – ein möglichst optimales Rendite-Risiko-Verhältnis zu erreichen. So die Strategie von Chief Investment Officer Christoph Schenk. Ich würde mir diese Möglichkeiten mal vorführen lassen.

4 Kommentare zu «Wer nur einen Fonds hält hat ein Klotz am Bein»

  • ZKB Kunde sagt:

    Zurzeit kontaktiert die ZKB aktiv ihre Kunden und schlagen ihnen diesen Fonds (AA CHF-Swisscanto (CH) Portfolio Fund I) vor. Es sei ihre neue Anlage-Strategie. Man kann nur noch die Risikostufe wählen (Relax, Select, etc.). Bestehende Fonds heisst es, werden von der ZKB nicht weiter betreut und man sei selber für diese verantwortlich. Viele Kunden möchten diese Eigenverantwortung nicht übernehmen und gehen folglich auf die neue ZKB Anlage-Strategie ein.

  • Daniel Keller sagt:

    Hat nichts mit dem Artikel von heute zu tun: wie richtet man eigentlich eine Leserfrage an Sie, Herr Spieler? Gibt es ein Kontaktformular dazu?

  • Simona sagt:

    Wer aber diesen Fonds anschaut, wird feststellen, dass er sich seit 2013 in einer Range zwischen 1’150 und 1’230 seitwärts bewegt.
    Ich weiss nicht, wie man mit diesem Fonds eine anständige Rendite bei diesen horrenden Kosten erzielen kann.
    Das gleiche Investment in Einzeltitel war im obengenannten Zeitraum viel lukrativer. Die üppigen Dividenden kommen dann noch dazu.
    Jeder ist selbst verantwortlich, ob er das hart verdiente Geld mit einem Fondsmanager teilen will, oder es selber investieren möchte.

  • Paul Kellenberger sagt:

    Ob ein Titel oder mehrere Titel. Die ZKB wird ihnen vorwiegend eigene Titel, also Swisscato Titel verkaufen. Damit macht die ZKB gleich mehrmals Kasse: Mit den Depotgebühren, allfälligen Gebühren für die Vermögensverwaltung uns dann noch durch den Verkauf der eigenen Produkte. Machen Sie einen Vergleich bei anderen Banken und Finanzdiensleistern. Machen Sie auch einen Vergleich mit dem VZ Vermögenszentrum. Die sind unabhängig, verkaufen keine eigenen Produkte, haben vergleichsweise tiefe Depot Gebühren und haben eine excellente Beratung.
    Die quartalsweise Abrechnung ist sehr detailliert und völlig transparent inklusive allfälligen Vergütungen von Retrozessionen.

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