Für Anlegerinnen bleibt es stürmisch

Hastiger Blick auf die Kurse: Experten erwarten in diesem Jahr mehr Börsenschwankungen. Foto: Reuters

Ich möchte wieder 50’000 auf drei Papieren verteilt anlegen. Was würden Sie mir empfehlen? Soll ich noch warten, bis der Markt ruhiger wird? D.S.

Ihrer Depotaufstellung, die Sie mir geschickt haben, entnehme ich, dass Sie sich auf Schweizer Aktien fokussieren und neben Schwergewichten wie Nestlé, Roche, ABB oder Givaudan auch Papiere von kleineren und mittelgrossen Unternehmen wie Georg Fischer, Siegfried oder OC Oerlikon halten.

Aufgefallen ist mir bei der Durchsicht Ihres Depots, dass Sie keine Aktien von Novartis besitzen, welche neben Nestlé und Roche zu den bedeutendsten Börsenfirmen in der Schweiz gehört und auch auf dem internationalen Parkett ein starkes Gewicht als eines der weltweit erfolgreichen Pharmaunternehmen hat. Ich kenne Ihre Überlegungen nicht, würde aber einen Kauf von Novartis in Erwägung ziehen, zumal der Konzern derzeit recht gut unterwegs ist und sich auch durch eine erfreuliche Dividende auszeichnet.

Ebenso ist mir aufgefallen, dass Sie auch praktisch keine Finanztitel halten. Bezogen auf die Grossbanken UBS und CS, welche in den letzten Jahren aus Aktionärssicht immer wieder mal für herbe Enttäuschungen gesorgt haben, kann ich das gut nachvollziehen. Ich würde aber zumindest die grossen Schweizer Versicherer wie Zurich und Swiss Re genauer anschauen. Gerade die Swiss Re ist anders als manche andere Titel keineswegs teuer bewertet und verfügt aus meiner Sicht über Aufholpotenzial. Auch der diskutierte Einstieg der japanischen Softbank bringt zusätzliche Fantasie. Sowohl Zurich als auch Swiss Re sind zudem zwei Dividendenperlen mit einer Dividendenrendite von fünf Prozent und mehr.

Unabhängig von diesen Titeln sollten Sie auch eine internationale Diversifikation vornehmen. Ein alleiniger Fokus nur auf den Schweizer Markt beinhaltet Risiken – etwa dann, wenn sich dieser in einem Jahr mal unterdurchschnittlich entwickelt. Allerdings rate ich Ihnen von ausländischen Einzelaktien eher ab, da Sie nur mit sehr grossen Summen eine genügende Diversifikation erreichen.

Problemlos in europäische oder auch amerikanische Aktien investieren können Sie über günstige Exchange Traded Funds, welche an einen europäischen oder einen amerikanischen Aktienindex gekoppelt sind. Da gibt es auf dem Markt eine Vielzahl von Produkten.

Noch ein Wort generell zur Diversifikation: Wenn Sie ausschliesslich in Aktien investieren, haben Sie zwar interessante Renditechancen, Sie gehen aber auch überdurchschnittlich hohe Risiken ein. Senken könnten Sie diese, indem Sie auch in andere Anlageklassen wie Obligationen, Immobilien oder Rohstoffe investieren.

Gerade Franken-Obligationen bieten wegen der tiefen Zinsen allerdings nur sehr geringe Renditen. Falls Sie sich bewusst entschieden haben, ausschliesslich in Aktien zu investieren, müssen Sie einfach die erhöhten Risiken kennen und bereit sein, in schwierigen Börsenphasen deutliche Rückschläge zu verkraften. Kaufgelegenheiten dürften Sie in diesem Jahr noch einige haben.

Ich rechne damit, dass wir in diesem Jahr deutlich stärkere Kursschwankungen an den Aktienmärkten sehen werden als noch im letzten Jahr und noch die eine oder andere Korrektur erleben werden. Auch wenn dies in Haussephasen, wie wir dies in den letzten Jahren hatten, manchmal vergessen geht: An den Börsen sind starke Kursschwankungen und Korrekturen eigentlich der Normalfall.      

4 Kommentare zu «Für Anlegerinnen bleibt es stürmisch»

  • Marco Muster sagt:

    Einzelne Aktien zu empfehlen, da die Unternehmen „zur Zeit gut unterwegs sind“ ist einfach nur amateur hour – dies ist alles schon eingepriced und ist keiner Art und Weise ein Hinweis darauf, wie sich die Aktie in Zukunft entwickelt.

    Diversifikation ist immer gut aber lieber konsequent in ETF investieren. Wenn aus emotionalen Gründen (oder die GV Gipfeli besonders gut sind) einzelne Aktien noch dazu gekauft werden fährt man in langer Sicht immer noch besser im Schnitt.

    Für 99.9% der Anleger gilt: passiv, breit investieren und regelmässig dazu kaufen, ohne den Markt timen zu wollen.

    • Hans Hödli sagt:

      Besser ist es Genossenschafter bei Raiffeisen zu werden, es lockt nämlich regelmässig eine schmackhafte Naturaldividende an der GV in Form von Fleischvogel mit Hördöpfelstock.

  • Roland Hugeli sagt:

    Bleibt’s nur für AnlegerINNEN stürmisch, für Männer aber nicht? Und was ist eigentlich mit Transgendern und Neutrums (gibt’s tatsächlich!)?
    Deren Portfolio wird sich sicher aufgrund ihres diversifizierten Geschlechts ganz anders entwickeln – nicht wahr?
    Muss wirklich immer vor der feministischen Sprach-Verhunzung, die ständig dort das Geschlecht betonen muss, wo’s einfach keine Rolle spielt, der Kotau gemacht werden??

  • Alain Surlemur sagt:

    Zitat: „die Grossbanken UBS und CS“

    Entschuldigen Sie bitte Herr Spieler aber diese Titel sind nur etwas für Zocker. Für langfristige Anlagen sind sie absolut nicht geeignet. Läuft das Geschäft gut sprudeln die Boni in der Teppichetage und der Aktionär schaut in die Röhre, läuft das Geschäft schlecht blutet zuerst der Aktionär. Kopf ich gewinne, Zahl du verlierst.

    Also Finger weg von solchen Aktien

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