Ohne Risiko schmilzt selbst der Altersbatzen

Nervenspiel für Senioren: Wer Sicherheit will, muss den Turm des Ersparten abbauen. Foto: Shutterstock

Wir sind in Rente, meine Frau 67 und ich 66 Jahre alt. Wir haben ein Eigenheim im Kanton Schwyz und sind mit unserem Leben sehr zufrieden. Nur mit unserem Vermögensverwalter sind wir nicht mehr zufrieden. Wir wollen das jetzt selber anpacken und ertragsreicher investieren. Unser Ziel ist es, das Vermögen zu erhalten, von der Rendite zu leben und mit dem Geld zu arbeiten. Was raten Sie uns? E.K.

Wie Sie mir schreiben, haben Sie einen Teil Ihres Vermögens von einem Vermögensverwalter investieren lassen. In den letzten drei Jahren resultierten für Sie aus diesem Mandat allerdings nur Kosten, aber kein Gewinn.

Ohne im Detail zu wissen, wie Ihr Vermögensverwalter das Kapital angelegt hat, halte ich die enttäuschende Entwicklung für verwunderlich, zumal sich die Finanzmärkte in dieser Zeit mehrheitlich sehr positiv entwickelt haben und die Aktienmärkte sogar Rekordstände verzeichnen.

Sie schreiben mir auch, dass ein Grossteil Ihres weiteren Vermögens noch in Freizügigkeitsstiftungen und auf einem Freizügigkeitskonto parkiert ist, welches Sie in den nächsten zwei bis drei Jahren beziehen müssen und Sie zudem eine Hypothek im Umfang von 450’000 Franken unterhalten. Hier stellt sich die Frage, ob Sie diese auch im Alter langfristig stehen lassen können und wollen, oder ob die Bank allenfalls eine Teilamortisation verlangt, was für Ihre weitere Vermögensplanung wichtig ist.

Fest steht, dass Sie zusätzlich zu Ihrer AHV-Ehepaarrente für die Bestreitung Ihres Lebensunterhalts im Alter auf Ihr Vermögen angewiesen sind. Ihr Ziel ist es, sowohl das Vermögen zu erhalten, aber gleichzeitig von der Rendite zu leben. Das kann ich gut verstehen, ist aber angesichts der rekordtiefen Zinsen gar nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Denn mit sehr sicheren Anlagen erreichen Sie nur sehr mickrige Renditen. Mit Bundesobligationen der Eidgenossenschaft zum Beispiel verlieren Sie trotz neustem Renditeanstieg nach Gebühren meist sogar Geld. Auch mit vielen anderen sehr sicheren Frankenanleihen resultiert nach Abzug aller Gebühren oft eine Negativrendite oder fast nichts.

Wenn Sie also eine Rendite erwirtschaften möchten und von dieser leben möchten, müssen Sie bereit sein, höhere Risiken einzugehen. Ein Beispiel: Verschiedene Schweizer Qualitätsaktien wie Nestlé, Roche, Novartis oder Versicherer wie Swiss Re, Swiss Life oder Zürich werfen attraktive Dividendenrenditen ab. Je nach Unternehmen liegen Dividendenrenditen zwischen zwei bis fünf Prozent drin. Damit kämen Sie Ihrem Ziel, vom Vermögen leben zu können, schon etwas näher.

Der Haken an der Sache ist aber das erhöhte Risiko. Bei Aktien müssen Sie mit deutlich stärkeren Kursschwankungen rechnen – das haben die jüngsten Börsenkorrekturen gut vor Augen geführt. Auch bei Obligationen können Sie mehr Rendite erzielen, etwa indem Sie Fremdwährungsanleihen wählen oder Anleihen von Schuldnern mit nicht so guter Schuldnerqualität. Doch auch dies beinhaltet höhere Risiken. Eine höhere Rendite hat immer einen Preis: Noch mehr Risiko.

Wer im Alter vom Vermögen leben will, muss Risiken eingehen. Risikolose Anlagen werfen kaum mehr Renditen ab und sind nach Gebühren oft ein Minusgeschäft. Sie müssen sich somit gut überlegen, wie viel Risiko Sie für mehr Rendite eingehen können und möchten.

Aus meiner Sicht würde eine breite Diversifikation Sinn machen: Einen Teil Ihres Vermögens können Sie sehr konservativ investieren und sich somit auf den Vermögenserhalt fokussieren, und einen anderen Teil können Sie riskanter investieren und damit eine höhere Rendite erreichen, wobei Sie hier mit stärkeren Schwankungen rechnen müssen. Um einen Vermögensverzehr dürften Sie selbst dann kaum herumkommen.

Doch dafür ist das Altersgeld ja auch da: dass Sie Ihren Lebensunterhalt im Alter finanzieren können. Obwohl Sie enttäuschende Erfahrungen mit Ihrem Vermögensverwalter gemacht haben, würde ich trotzdem für die gesamte Verwaltung Ihres Vermögens konkrete Offerten von drei bis vier Banken, inklusive der zu erwartenden Gebühren, einholen.

So bekommen Sie viele Impulse und können eher abschätzen, welcher Weg für Sie passend ist. Die wichtigste Arbeit müssen Sie aber selbst erledigen: Die Frage klären, wie viel Risiken Sie wirklich eingehen möchten. Erst wenn Sie darüber Klarheit haben, ist der Zeitpunkt gekommen, um eine auf Ihre Bedürfnisse und Risikofähigkeit zugeschnittene Strategie für die Verwaltung des Vermögens zu erarbeiten.

17 Kommentare zu «Ohne Risiko schmilzt selbst der Altersbatzen»

  • Anh Toàn sagt:

    Im Alter sollte man damit leben können, dass sich das Vermögen reduziert, man hat es ja für das Alter angespart. Das Problem dabei ist, dass die Angst, nicht genug zu haben, nicht vom Vermögen abhängt, sondern ausschliesslich vom Alter.

  • Hans Schmid sagt:

    Die Frage des „Altersbatzen“ im Alter zieht die Frage nach der Höhe einer garantierten, staatlichen Rente (AHV-Vollrente) gleich mit und ist die Kernfrage nach der Verteilung des gesellschaftlich erzeugten Reichtums. Wer bekommt wie viel vom Kuchen? Es ist die grundsätzliche Frage, die direkt zu einer weiteren Frage führt, die sich beim Sozialabbau immer wieder stellt: In was für eine Gesellschaft wollen wir leben? In einer, in der viele RentnerInnen am Hungertuch nagen müssen, aber dafür die Manager nicht beitragspflichtige Dividenden ausbezahlt bekommen, um weniger AHV-Beiträge zu leisten? Die 2. Säule entpuppt sich als Desaster für die arbeitende Bevölkerung. Von was für ein Risiko ist hier die Rede?

  • martin ammann sagt:

    Die Mär vom schmelzenden Altersbatzen hat noch so manchen angstgetrieben in die Fänge von redegewandten Fondsverwalter gesteuert…und sich dann gewundert, dass der Altersbatzen tatsächlich geschmolzen ist, auch wenn man doch eben gerade dachte alles versucht zu haben, dies zu „verhindern“. Solange wir hier keine nennenswerte Inflation haben schmilzt mittelfristig rein gar nichts, einzig die Kommissionen der Finanzintermediäre. Es besteht kein Handlungsbedarf, es sei denn, man sei von Geiz und Gier getrieben.

  • Alexander Wetter sagt:

    schon allein in Europa gibt es genügend Beispiele, die sehr klar zeigen, wohin Altersarmut führt, selbst in reicheren Ländern wie zB die CH, D, uA – die Hauptgründe sind meines Erachtens das Konzept der Altersvericherung / Altersvorsorge die den Anforderungen und Realitäten der Zeit nicht entsprechen, zu hohe Wohnungskosten (Mieten), Krankenversicherung und Steuern. Das sind die vier Kernprobleme, die das Leben der Rentner zur Hölle machen. Nicht alle sind Beamte, Unternehmer oder sonstige Glückspilze. Die Politik kann dem mit etwas mehr gesundem Menschenverstand und ehrlicher Sozialpolitik erheblich helfen, um auch die unvermeidbare Sozial-Zeitbombe zu entscherfen

    • Hans Schmid sagt:

      Alexander Wetter, Die bürgerlichen, – können Sie im Bundesarchiev nachlesen, – haben in den letzten 10 Jahren durch gezielte Politik der AHV über Sparprogramme über 10 Mrd. Fr. entwendet, um sich danach medial als Retter der AHV aufzuspielen. Jeweils verpackt in allgemeinen Sparpaketen hat der Bund seinen Beitrag an die AHV-Einnahmen gedrosselt. In den letzten Jahren wurden Prämienverbilligungen, Sozialhilfeleistungen oder Stipendien gekürzt und Steuervergünstigungen für Grossverdiener durchgeboxt. Und was sagen die „Bürgerlichen“ dazu, dass die Pensionskassenrenten der künftigen Rentner/innen drastisch gesenkt werden? – Sie schweigen. Bund und Kantone wollen auf dem Buckel der ärmsten Rentnerinnen und Rentner fast eine halbe Milliarde Franken sparen an EL. Es ist ein Frontalangriff.

  • Gerda Schuurman sagt:

    Ich wohne Hypothekfrei, habe ein sehr geringes Einkommen und fast kein Vermögen. Es beruhigt mich, dass ich keine Wohnkosten mehr habe und mein Geld teils gegen die Inflation geschützt ist.

    • Benni Aschwanden sagt:

      Und was tun Sie ohne Einkommen und Vermögen, wenn am hypothekenfreien Haus mal grössere Reparaturen/Renovationen unvermeidlich werden?

    • Hans Schmid (der andere) sagt:

      Grundsätzlich ein sinnvolles und nachhaltiges Konzept, im Alter im abgezahlten Haus zu wohnen.
      Leider wird dies in der Schweiz aufgrund des unsinnigen und schikanösen Eigenmietwerts vielen verunmöglicht.

  • Andreas Bollner sagt:

    Die Sache mit dem „Altersbatzen“ basiert auf der Frage, ob man während der beruflichen Tätigkeit etwa zur Seite gelegt hat oder nicht. In meiner Jugendzeit wurde man noch auf Sparsamkeit hin erzogen und vor allem auf Vermeidung von Schulden. Heute sieht die Sache doch ziemlich anders aus. Das billige Geld verleitet zum Ausgeben und Schuldenmachen. Die Zinslosigkeit erschwert gleichzeitig den „Alten“, ihr Angespartes wirtschaftlich zu verwalten. Der aktuelle Trend ist somit doppelt schädlich!

  • groeg sagt:

    G.Schuurmann:Gute Strategie. Aber Sie erwähnen nicht, dass man Ihnen mit den Einkommenssteuern eine weitere, erhebliche Steuer aufbrummt, nämlich den ver… Eigenmietwert.Allein dieser generiert ein „künstliches“ Einkommen, das sie schon einmal versteuert haben, in der Höhe von F. 15’000.- bis 50’000.-, je nach Schätzwert Ihrer Liegenschaft.Etwas stimmt nicht in Ihren Angaben.Bitte erklären, wir möchten lernen.Sind Sie Sozialhilfebezügerin?

  • groeg sagt:

    Das „ANGSTPROFIL“ bei Pensionierten mit Vermögen von weniger als 2-3 Millionen ist die potentielle Gefahr mehrjähriger Pflegeaufenthalte. Bei Jahreskosten von bis zu Fr. 150’000.- zerrint ein Vermögen für Vollzahler sehr rasch, währenddessen andere sich an EL halten……………………………………………

    • Hans Schmid sagt:

      groeg, Sie sind nicht mehr auf dem laufenden und plappern der SVP-FDP Propaganda ungeprüft nach. Der Bundesrat hat dem Druck der Kantone und der bürgerlichen Parteien nachgegeben und will nun auch bei den EL eine Sparübung durchziehen. Dies wird vor allem die rund 50’000 EL-Bezüger hart treffen, die von den EL die Krankenkassenprämien vergütet erhalten. Denn hier schlägt der Bundesrat Kürzungen der Krankenkassenprämien-Rückerstattung von bis zu 40% vor.

  • groeg sagt:

    Hans Schmid:Lächerlich anzunehmen der Bund könne sparen.Noch bei jeder Sparübung kostete es mehr.So ist es auch bei jeder Neuorganisation im Personalwesen.Die sind immer teurer.Das kenn ich doch.Ihnen empfehle ich zu unterscheiden zwischen dem Ausplärren von Absichten und der Tat.Der Bund will ja nur teilweise die Auszahlung der PK erschweren. Da kommt er nicht durch.Die verarmten Rückkehrer aus Thailand und anderswo fallen uns, den Steuerzahlern zur Last.Die EL Kosten explodieren längst.Was nie, nie gesagt wird, ist der %Anteil EL Empfänger und der Vollzahler.Da wird vertuscht was das Zeug herhält.Ich schätze, dass Sie bei der Zahl der EL Empfänger eine Null vergessen haben.Oder ist Ihre Zahl verifizierbar?

  • Hans Schmid sagt:

    @groeg, als Zweitrat behandelt die grosse Kammer am 14. März die Teilrevision der Ergänzungsleistungen (EL). Natürlich kann man diese Zahlen überprüfen:https://www.bsv.admin.ch/bsv/de/home/sozialversicherungen/el/statistik.html Sie bestätigen mit Ihrer Replik meinen Verdacht des „Nachplappern“ – eine Art Volkskrankheit in unserem Land. So schreiben Sie Zitat: „.Die verarmten Rückkehrer aus Thailand und anderswo fallen uns, den Steuerzahlern zur Last“ – Bitte liefern Sie Zahlen in Prozenten. Fakten!. Keine mediale Inquisition. Sie erinnern Sich an die Hetzjagt gegen „IV-Betrüger“? Wir Bürgerinnen und Bürger haben es ja in der Hand, eine Initiative zu starten, die allen Einwohnerinnen und Einwohnern in der ersten Säule (für mich AHV, IV plus EL) ein menschenwürdiges Leben erlaubt.

    • von Büren, Claude sagt:

      Daran stimmt aber etwas. Ich habe Fakten, war gerade mit der TG 970 am 05. März 2018 von BKK nach Zürich zurückgeflogen. Da wurden in Bangkok ca. 8 Gehbehinderte mit Rollstuhl zuerst ins Flugzeug gebracht. Kann ja nicht sein dass so viele Gehbehinderte in Thailand Ferien machen! Wenn das alles verarmte Rückkehrer sind und nur auf einem Flug 8 Personen , dann gute Nacht EL- Zahlungen für die Zukunft !!

    • Hans Schmid sagt:

      @von Büren, Claude, Ihre Ironie erinnert an ein zynisches Spiel von SVP, FDP, Economiesuisse usw. Zuerst kämpfen sie gegen höhere AHV-Renten und drängen so immer mehr Rentnerinnen und Rentner in die Ergänzungsleistungen (EL). Dann setzen sie sich bei der EL-Reform dafür ein, diese Ergänzungsleitungen zu kürzen. Und dann spielen sie sich als Anwälte der EL-Bezügerinnen und EL-Bezüger auf. Was machen die Medien? Klären Sie auf? Informieren objektiv und sachlich? Und was sagen die „Bürgerlichen“ dazu, dass die Pensionskassenrenten der künftigen Rentner/innen drastisch gesenkt werden? – Sie schweigen…..Und sie schrecken nicht davor zurück, Zahlen zu manipulieren, um die Leute hinters Licht zu führen..

  • Vinzenz Bieri sagt:

    Leider erfahren wir Leser nichts über deren Einkommen aus der AHV und Pensionskasse, welches ein monatliches Grundeinkommen darstellt. Das gebunkerte Privatvermögen auf den Banken aber sollte den Senioren zum Lebensunterhalt und nicht zur Spekulation dienen, denn der Anlagehorizont hat mit dem Lebensalter einigermaßen zu harmonieren. In erster Dringlichkeit müsste in diesem Alter die Reduktion der Hypothek mit der Bank ausgehandelt werden. Dann erst könnte ein Budget erstellt werden.

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