Wem sollen wir unser Vermögen anvertrauen?

Wer keinerlei Kenntnisse im Anlagengeschäft hat, kann von einer professionellen Vermögensverwaltung profitieren: Beraterin einer Bank im Gespräch mit Kunden. Foto: Dominik Baur (Keystone)
Wir, ein Rentnerehepaar, haben unsere Eigentumswohnung verkauft und möchten den Erlös im Umfang von einer Million Franken werterhaltend anlegen. Wir benötigen diesen Betrag nicht für unseren Lebensunterhalt. Wir haben mit zwei Banken Gespräche geführt und sind nun nicht sicher, welches der beste Weg ist. Was raten Sie? F.M.
Die Wahl eines passenden Vermögensverwalters ist in der Tat heikel. Sie schreiben mir, dass Sie im Anlagegeschäft nicht versiert sind und daher für Sie eine Investition in Eigenregie nicht infrage kommt. Wenn jemand über kein Fachwissen und keine Erfahrung im Anlagebereich verfügt und auch keine Freude an Geldthemen hat, halte ich eine externe Vermögensverwaltung für sinnvoll.
Es ist gut, dass Sie schon mit zwei Banken ein Gespräch geführt haben. Eigentlich würde ich Ihnen raten, noch weitere Institute in Ihren Auswahlprozess einzubeziehen. Dadurch bekommen Sie selbst einen Überblick über verschiedene Verwaltungsansätze. Denn die Modelle, welche die einzelnen Banken anbieten, sind recht verschieden.
In einem Punkt sind sich die verschiedenen Modelle allerdings oft ähnlich: Meist wird auch bei Vermögen von einer Million Franken eine fondsbasierte Vermögensverwaltung angeboten. Das heisst, die Verwaltung erfolgt standardmässig mittels Einsatz von oft hauseigenen Fonds gemäss den mit Ihnen festgelegten Vorgaben und Risikoprofilen. Auch wenn Berater gerne von individuellem Service schwärmen, ist es in der Praxis so, dass viele Banken letztlich eigentliche Vermögensverwaltungsfabriken sind, wo vieles automatisiert ist. Das muss nicht zwangsläufig negativ sein.
Wichtig ist aber, dass man als Kunde weiss und versteht, was genau mit dem eigenen Geld passiert. Für Sie entscheidend ist, dass Ihr Kapital professionell angelegt wird. Voraussetzung dafür ist die Expertise, welche eine Bank mitbringt. Dabei geht es nicht allein um die eigentliche Anlage des Investitionsbetrages, sondern auch um deren spätere systematische Überwachung gemäss den mit Ihnen vereinbarten Anlagevorgaben und Ihrem persönlichen Risikoprofil.
Das ist meines Erachtens zentral: Je genauer Ihre Bank mit Ihnen abklärt, was Ihre Wünsche und Risikovorstellungen sind, desto eher ist sie in der Lage, das Geld Ihren Vorstellungen gemäss zu investieren. Darum ist es wichtig, dass sie Ihre Lebensumstände, die übrigen Vermögens- und Steuerverhältnisse und Ihre weiteren Lebensziele im Detail kennt und berücksichtigt.
Das alles gibt es natürlich nicht kostenlos. Die Verwaltungsgebühren liegen meist in einer Bandbreite von einem bis zu teilweise sogar knapp zwei Prozent, je nach Komplexität des Mandates. Ein Vergleich der Gebühren lohnt sich, denn diese gehen von Ihrer Rendite weg. Wenn Sie als konservative Anleger in erster Linie auf sehr sichere Frankenobligationen setzen, bleibt nach Abzug der Gebühren oft nicht mehr viel übrig. Zusätzlich verdient Ihre Bank auf den eigenen Fonds, welche sie im Rahmen des Mandates nutzt. Wenn ein Institut vermehrt passive Fonds einsetzt statt aktive, sind die Gebühren geringer.
Bei welchem Modell für Sie ein besseres Resultat herauskommt, kann kaum vorausgesagt werden. Zielrenditen oder vergangene Renditezahlen mit dem entsprechenden Modell sind nie verbindlich. Davon sollten Sie sich nicht blenden lassen. Keine Bank wird Ihnen eine Renditegarantie bieten. Sie müssen sich bewusst sein: Das Anlagerisiko tragen immer Sie selbst.
Darum ist es so wichtig, dass Sie sich genau überlegen, welche Risiken Sie eingehen möchten und können, diesbezüglich klare Anweisungen erteilen und diese schriftlich festhalten. Auch sollte Transparenz herrschen, was mit den Retrozessionen passiert, also mit den Kickbacks der Fondsanbieter an die Banken. Zudem sollten alle Transaktionsgebühren im Verwaltungsmandat eingeschlossen sein, da sonst ein problematischer Anreiz besteht, möglichst viele Depotumschichtungen vorzunehmen, was Ihre Kosten erhöht.
Professionalität, Expertise und Gebühren sind nur ein Teil der Aspekte für die Wahl des Vermögensverwalters. Ebenso wichtig ist das Vertrauen, welches Sie den Beratern und dem Institut gegenüber aufbringen. Hier spielen auch subjektive Faktoren eine Rolle: Ihrem Vermögensverwalter vertrauen Sie viele persönliche Informationen an. Da scheint es mir wichtig, dass Sie zu einer Person auch grosses Vertrauen haben und sich bei ihr wohlfühlen.
Die Professionalität ist eine Grundvoraussetzung – das Vertrauen aber ist keine Selbstverständlichkeit. Darum rate ich Ihnen, noch weitere Gespräche mit Banken zu führen. So können Sie nicht nur die Verwaltungsmodelle und Gebühren vergleichen, sondern können auch menschlich einen Eindruck von den Beratern gewinnen und eher abschätzen, zu wem Sie das nötige Vertrauen aufbauen können.
9 Kommentare zu «Wem sollen wir unser Vermögen anvertrauen?»
Ich würde nie mein Geld einer Bank anvertrauen. Die schauen nur für sich und zocken die Kunden mit hauseigenen schlecht performenden Fonds ab, die aktiv gemanagt werden, um möglichst viel Gebühren zu erwirtschaften auf Kosten des Kunden. 98% aller aktiv verwalteten Fonds performen zudem weit schlechter als der Gesamtmarkt. Somit sind nur Verluste zu erwarten. Nur die Bank profitiert, wie im Casino. Passiv verwaltete ETF sind für einen unerfahrenen Investor das Beste. Vielleicht auch mal das sehr gute Buch von Anthony Robbins zu diesen Themen lesen.
„98% aller aktiv verwalteten Fonds performen zudem weit schlechter als der Gesamtmarkt.“ Wie kommen Sie dazu, hier solche unseriösen, unwahren Behauptungen zu verbreiten? Haben Sie Studien dazu? Können Sie es beweisen? Über welchen Zeitraum sind die 98% gemessen? Was ist die Benchmark, oder in Ihren Worten der „Gesamtmarkt“? Die Aussage ist einfach nur FALSCH!
näht die kohle im kopfkissen ein, verwendet sie für einen lebensabend im ausland, oder legt euch eine (wertmehrende) oldtimer-sammlung zu. alles andere lohnt nicht mehr im bananenstaate schweiz. ps: für spekulative anlagen reicht eine million nicht…
Nähen ist mühsame Arbeit, wenn man nicht mehr so gut sieht. Oldtimer stinken nach Bleibenzin. Den Rest unterschreibe ich sofort, und wenn nicht eine 2. und 3. Million vorhanden ist, keinesfalls alles in den gleichen Topf.
40% in Schweizer Immobilienfonds. Rendite momentan um 3%. 40% in Aktien wie Nestle, Roche, Novartis. Rendite über 3% wahrscheinlich steigend. Man ist auf der ganzen Welt engagiert (professionell) ohne dort in Aktien zu investieren.
10% Gold, 10% Cash. Konto und Depot auf einer Bank die tiefe Gebühren hat, z.B. Migrosbank.
Schön gibt es noch kleine Privatbanken, die keine eigenen Produkte vertreiben und Vermögensverwaltung schon ab 500 Tausend Franken in Direktanlagen möglich ist.
@F. Rosebrock, einverstanden bei Märkten wie DAX, SMI oder S&P 500, bei Märkten mit geringerer Marktkapitalisierung (z.B. Vietnam) oder bei Aktien der Schwellenländer lohnt es sich einen aktiven Manager der passiven Lösung vorzuziehen.
Gehen Sie lieber zu einem unabhängigen Vermögensvewalter, der keine eigenen Fonds und Produkte hat! Es gibt auch Banken, die keine eigenen Produkte haben, z.B. die Gloabalance Bank oder die Rahn & Bodmer, das ist mal schon viel besser!!! Ich habe sehr viel mit Banken und Vermögensverwaltern zu tun und kann Ihnen sagen die Unterschiede sind 180 Grad!!!
Mit Interesse habe ich Ihre Abtwort gelesen, jedoch enttäuscht, dass Sie nur Banken als mögliche Varianten für eine umfassende Vermögensverwaltung empfehlen. Als ehemaliger Banker und selbständiger Vermögensverwalter empfehle ich allen Anlegern auch die Möglichkeit mit einer unabhängigen Vermögensverwaltungsfirma zu prüfen und eine Offerte einzuholen. Mit meiner Erfahrung würde ich nie eine Bankenlösung empfehlen zu einseitig und nicht unabhängig ist die Beratung, Auch die Kosten sind bei den unabhängigen Verwaltern erstaunlich attraktiv und sie haben immer den gleichen Ansprechpartner.
Schauen Sie vielleicht auch die Anlagemöglichkeiten in ETF mit Robo-Advisor an (z.B. TrueWealth, VZ, etc.), die Übersichtlichkeit, Transparenz und die Gebühren sind im Vergleich zu einer Bank unschlagbar. Zudem sprechen Sie dieses Thema doch einfach mit Ihrem Bankberater an, fragen Sie ihn was seine Bank besser macht, oder ob er eine höhere Rendite garantieren kann um die höheren Gebühren zu rechtfertigen. Sie werden staunen wie die Reaktion der grossmauligen Banker ausfällt. Denken Sie daran, Sie sind der Kunde, Sie stellen Forderungen und Sie haben Alternativen.