Sieben Prozent Rendite gibt es nicht umsonst

Trügerische Sicherheit: Techaktien wie Apple oder Google versprechen hohe Renditen, sind aber oft überbewertet. Foto: Getty Images
Mein Kundenberater hat mir das Produkt 7.10% ZKB Barrier Reserve Convertible on worst of Microsoft, Apple, Intel, Alphabet zum Kauf empfohlen. Sieben Prozent Zins reizen mich sehr. Wie beurteilen Sie die Risiken? R.O.
Sieben Prozent Zins pro Jahr: Davon kann man als Anlegerin und Anleger im gegenwärtigen Tiefzinsumfeld nur träumen. Anleihen in Schweizer Franken lohnen sich meist nicht und selbst Dollar- oder Euro-Obligationen bringen nur wenig Rendite. Natürlich gibt es die Ihnen in Aussicht gestellte Rendite von sieben Prozent nicht gratis. Den Preis dafür bezahlen Sie mit einem erhöhten Risiko.
Bei dem Ihnen von Ihrem Kundenberater vorgeschlagenen Finanzinstrument handelt es sich um ein strukturiertes Produkt. Wie der schon ziemlich technisch anmutende Produkttitel signalisiert, ist das Instrument an die US-Techaktien Microsoft, Apple, Intel und die Google-Muttergesellschaft Alphabet gekoppelt. Wenn es bei diesen US-Techstars während der einjährigen Laufzeit des Produktes zu einem Kurseinbruch von 40 Prozent oder mehr kommt, müssen Sie einen Verlust einstecken. Dann wird Ihnen nach Ablauf nur noch der von Ihnen investierte Nennwert minus der prozentualen Differenz zwischen dem zum Beginn der Laufzeit fixierten Wert und dem am Ende fixierten Wert des Basiswertes mit der grössten Negativperformance zurückbezahlt.
Konkret: Würde etwa die Aktie von Microsoft crashen und nur noch die Hälfte wert sein, müssten Sie die Hälfte Ihres Einsatzes abschreiben. Immerhin bekommen Sie aber die rund sieben Prozent Zins in jedem Fall ausbezahlt, denn die Couponauszahlung erfolgt unabhängig von der Entwicklung der erwähnten Basiswerte.
Sie spekulieren bei diesem Produkt darauf, dass die Techaktien Microsoft, Apple, Intel und Alphabet sich positiv entwickeln oder zumindest nicht zu stark einbrechen. Nun müssen Sie sich allerdings bewusst sein, dass gerade diese Techstars in den letzten Jahren sehr stark gestiegen sind. Die Bewertung dieser Aktien ist sehr hoch – wahrscheinlich zu hoch. Ich halte das Risiko eines Kurseinbruchs bei diesen Aktien für hoch.
Selbst wenn es zu einem Crash bei den Techtiteln kommt, muss dies aber nicht zwingend bedeuten, dass Sie mit dem strukturierten Produkt einen Verlust einfahren. Solange die Papiere nicht mehr als 39 Prozent tauchen, was sehr viel wäre, sind Sie auf der sicheren Seite. Wenn aber auch nur eine der vier Aktien 40 Prozent oder mehr nachgibt, was möglich ist, verlieren Sie Geld.
Zusätzlich müssen Sie sich bewusst sein, dass das strukturierte Produkt in Dollar herausgegeben wurde. Sie tragen somit ein Währungsrisiko. Sie dürfen sich nicht nur von den hohen, sieben Prozent Zins, welche dieses Instrument bietet, locken lassen. Einsteigen sollten Sie nur, wenn Sie bewusst das erhöhte Risiko, welches mit der Koppelung an die vier hoch bewerteten Techaktien verbunden ist, eingehen können und wollen.
Wie bei allen strukturierten Produkten besteht über das eigentliche Anlagerisiko hinaus zudem ein Emittentenrisiko. Da hinter dem Instrument aber letztlich die Zürcher Kantonalbank steht, welche ein AAA-Rating aufweist, hat das Emittentenrisiko in diesem Fall keine Bedeutung.
4 Kommentare zu «Sieben Prozent Rendite gibt es nicht umsonst»
Ich bin einverstanden mit der Risikoanlage, finde es aber beispielhaft, dass sie gerade mit Microsoft als Beispiel eines Crashes argumentieren. In der Tat liegt das höchste Absturzrisiko bei dieser Gruppe von Tech Aktien aber eher bei den anderen, vor allem bei Apple, welches von einem extremen Höhenflug profitiert. Da ist das Absturzrisiko sehr viel höher als bei Microsoft, welches in den letzten Jahren eigentlich keine grossen Sprünge gemacht hat.
Ein solches Produkt hat mit einer vernünftigen Geldanlage nichts zu tun. Da kann man auch gleich ins Spielcasino gehen.
Bleibt noch zu erwähnen, dass bei einem solchen Produkt die Dividende an den Emittenten geht und nicht an den Käufer des Produkts.
Ist natürlich schwierig einzuschätzen, ohne sämtliche Hintergründe zu kennen, aber dass ein Kundenberater ein solch technisches „Wett“-Produkt einem normalen Privatkunden anbietet, scheint mir ziemlich fragwürdig. Erst recht als Einzelanlage und nicht als kleinen Zocker-Bestandteil eines sehr grossen, ausgewogenen Portfolios.