Wie Senioren ihr neues Haus clever finanzieren

Lebensabend im Eigenheim: Ein später Hauskauf kann neue Sparmöglichkeiten in der Altersvorsorge ermöglichen. Foto: Getty Images

Wir, ein Ehepaar, 55 und 56, ein Sohn, leben in einer Mietwohnung. Wir befassen uns seit einiger Zeit mit einem Wechsel, vor allem im Hinblick auf die Zeit nach der Pensionierung. Jetzt hätten wir die Möglichkeit, eine neue 3½-Zimmer-Attikawohnung zu kaufen. Preis: 940’000 Franken. Wir könnten, ohne Pensionskassen und 3. Säulen einzubeziehen, ein Drittel anzahlen. Zu welchem Finanzierungsmodell würden Sie uns raten? Würde es Sinn ergeben, einen Pensionskassenvorbezug zu machen? Was ist in unserem Alter sinnvoll und realistisch? U. S.

Ein wichtiges Kriterium für die Finanzierung der Eigentumswohnung erfüllen Sie bereits: Indem Sie ein Drittel des Kaufpreises an Eigenkapital einbringen, haben Sie die wichtigste Hürde, an der viele Interessenten für Wohneigentum scheitern, locker genommen. Zusätzlich wird die Bank anhand Ihrer Einkommen die weitere Tragbarkeit abschätzen.

Anhand Ihrer Schilderungen gehe ich davon aus, dass diese machbar ist. Da Sie bereits über genügend Eigenkapital verfügen, ist ein Vorbezug aus der Pensionskasse nicht nötig und aus meiner Sicht auch nicht sinnvoll. Grund: Wenn Sie Kapital aus der Pensionskasse herausnehmen, was für die Finanzierung von selbst genutztem Wohneigentum möglich ist, schwächen Sie Ihre Altersvorsorge und Ihre Risikodeckung. Zwar können Sie diese in den nächsten Jahren mit zusätzlichen Sparanstrengungen wieder stärken. Persönlich halte ich es aber für vorteilhafter, wenn man sein Pensionskassenkapital und die 3. Säule für die Immobilienfinanzierung möglichst nicht antasten muss.

Für die Finanzierung würde ich mit mehreren Banken und Versicherungen, welche auch vermehrt am Hypothekenmarkt aktiv sind, das Gespräch suchen und Offerten einholen. Falls Ihnen das zu aufwendig ist, können Sie sich auch an einen Hypothekenvermittler wenden, wobei Sie sich aufzeigen lassen sollten, welche Provisionen an den Vermittler fliessen und inwiefern diese die Ihnen vorgelegten Offerten beeinflussen. Das persönliche Gespräch mit Banken hat den Vorteil, dass Sie auch über die Zinsfrage hinaus einiges für Ihr Finanzierungsprojekt lernen und sich so eher ein eigenes Urteil bilden können, wem Sie vertrauen möchten. Dabei werden Sie auch die verschiedenen Hypothekenmodelle kennen lernen.

Sehr beliebt sind am Markt derzeit Festhypotheken: Da viele Hausbesitzer damit rechnen, dass die Zinsen irgendwann doch wieder steigen, wollen viele Kunden die tiefen Zinsen möglichst lange fix anbinden. Allerdings haben gerade lang laufende Festhypotheken auch einige Tücken. Wenn Sie in ein paar Jahren aufgrund einer veränderten Lebenssituation Ihre Wohnung vielleicht doch wieder verkaufen möchten, kann sich ein lang laufender Fixvertrag im wörtlichen Sinne als eine Hypothek erweisen.

Solange die Zinsen tief sind, fahren Sie mit Libor-Hypotheken sehr günstig. Hier schlägt ein späterer Zinsanstieg allerdings sehr rasch durch. Darüber müssen Sie sich Klarheit verschaffen, ob Sie in der Lage sind, dieses Zinsanstiegsrisiko zu tragen.

Weit wichtiger als all diese Aspekte sind meines Erachtens die Prüfung Ihrer Altersvorsorge und die Auswirkungen eines Immobilienkaufs auf Ihre Lebenssituation. Da es nicht mehr so lange geht, bis Sie pensioniert werden, sollten Sie sich genau überlegen, ob Sie auch im Alter in der Eigentumswohnung leben möchten und wie dann nach der Pensionierung die Tragbarkeit der Hypothek aussieht.

Zu diesem Zweck empfehle ich Ihnen, noch vor einem Wohnungskauf unbedingt einen Vorsorgecheck durchführen zu lassen, damit Sie sehen, wie solide Ihre Altersvorsorge ist und wo allenfalls doch noch Lücken bestehen. Dies gibt Ihnen auch die Gelegenheit, mögliche Steuersparmöglichkeiten zu prüfen und zu nutzen. Mit der 3. Säule nutzen Sie bereits eine wichtige Möglichkeit.

Je nach Ihrer Altersvorsorge kann zusätzlich ein freiwilliger Einkauf in die Pensionskasse sinnvoll sein, was über mehrere Jahre hinweg attraktive Steuerersparnisse mit sich bringt. Der mögliche Wohnungskauf dürfte sich stark auf Ihre Altersvorsorge und Ihre entsprechenden Sparmöglichkeiten auswirken. Darum sollten Sie die Finanzierung der Wohnung und die Überprüfung Ihrer Altersvorsorge miteinander verbinden und je nach gewonnenen Erkenntnissen die passende Finanzierungsform wählen.

5 Kommentare zu «Wie Senioren ihr neues Haus clever finanzieren»

  • marc keller sagt:

    Aus heutiger Sicht ist es „strafbar“ zusätzlich in die 2. Säule einzubezahlen, wenn man Nachkommen (Kinder) hat, da die beim Ableben nichts vom einbezahlten Kapital in die 2. Säule sehen. Daher lieber selber dieses Vermögen konservativ weiter anlagen.

    • Renata Rubina Rolischo sagt:

      Die Aussage ist zu pauschal. Es gibt verschiedenste Varianten, wie mit freiwilligen Einkäufen beim Todesfalle verfahren wird – hier hilft die Konsultation des Pensionskassen-Reglements. Längst nicht bei allen ist der Betrag verloren.

  • Martina Kaeser sagt:

    Renata möchte ich beipflichten. Nicht in die Pensionskasse einzuzahlen, um zu vererben, diesem Gedanken stünde ich fern. Darf das Ehepaar nicht noch 30+ Jahre erleben? Wozu sonst das Gedankenspiel und die Ansparung für diese Wohnung? Würde langen, um zu vererben; Erbsteuer fällt an. Sie könnte finanzielle Einschränkungen noch sehr viele Jahre fordern. Nicht so bares. Gesicherte Einnahmen in guter Höhe helfen dann auch positive Laune zu halten, wenn man in Pension ist. Vererbgedanken würde ich wenig intensiv spinnen. Wie verhält es ich mit der Einkommenssteuer bei einer ETW von 1 Mio?

  • Gerig sagt:

    Sehr geehrter Herr Spieler
    Wo wohnt dieses Ehepaar?
    Bitte übermitteln Sie dem Ehepaar meine eMail-Adresse.
    Für das aufgeführte Geld biete ich dem Ehepaar
    eine Maisonnette-Dachwohnung, 5,5 Zimmer an unverbaubarer
    bester Lage, ruhige Lage, Sonnenschein vom Morgen bis am Abend an.
    Die Wohnung ist einmalig und es lohnt sich einen Vergleich anzustellen.
    Die Wohnung ist in Henggart. Diese schöne Gemeinde müsste natürlich
    natürlich für das Ehepaar passen.

    Eigentlich nur für interne Zwecke und für Herrn Spieler Martin gedacht.

    Mit freundlichen Grüssen
    Bernhard Gerig

    beni.gerig@bluewin.ch

  • Gerhard Cihak sagt:

    Haben Sie schon an etwaige Erben gedacht und diese in die Finanzierung
    nach dem Ableben einzubeziehen ? Oder die Wohnung auf Leibrente
    zu kaufen / verkaufen ? Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt !

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