Pharma-Aktien: So vermeiden Sie Risiken

Kein Selbstläufer zum Erfolg: Aktien von aufstrebenden Biotechfirmen lassen sich nicht ohne weiteres vergolden. Foto: Getty Images
Ich muss mein Vermögen von 100’000 Franken neu regeln. Seit einiger Zeit beobachte ich die Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes, insbesondere der Biotechfirmen. Dabei sind mir Santhera und Idorsia ins Auge gestochen. Bei beiden möchte ich jeweils mit 25’000 Franken einsteigen, also total mit der Hälfte meines Vermögens. Kurz und mittelfristig bin ich nicht auf dieses Geld angewiesen. Was denken Sie über meine Anlageüberlegungen? T.E.
Wenn Sie den Kursverlauf der Santhera-Aktien betrachten, sieht das Pharmaunternehmen optisch billig aus. Dieses bedeutet aber keineswegs zwingend, dass die Santhera-Papiere tatsächlich günstig sind. Denn ob eine Aktie günstig oder teuer ist, hängt nicht in erster Linie davon ab, ob der Kurs nach oben oder unten zeigt, sondern welches Wachstumspotenzial das dahinter stehende Unternehmen bietet und wie es um dessen Gewinnqualität und -perspektiven steht.
Bei Santhera müssen Sie sich bewusst sein, dass sich die Gewinnaussichten stark verschlechtert haben, nachdem die vorberatende Kommission der Europäischen Arzneimittelbehörde für das Kernprodukt Raxone von Santhera eine negative Einschätzung publik machte. Immerhin ist das Medikament Raxone schon heute europaweit für die Behandlung der Augenkrankheit Lebersche Optikusatrophie zugelassen.
Santhera sieht aber noch weit mehr Potenzial für das Mittel für die Behandlung der Krankheit Duchenne-Muskeldystrophie. Die Kommission der Europäischen Arzneimittelbehörde ist bei dieser Anwendungsmöglichkeit aber skeptisch und zweifelt an der Wirksamkeit des Medikamentes bei dieser Krankheit. Damit rückt eine Zulassung von Raxone in diesem Bereich in die Ferne und für das Unternehmen auch ein vielversprechender Wachstumstreiber, was die Börse mit einem heftigen Kurstaucher quittierte. Da ich derzeit nicht sehe, wie Santhera diesen Rückschlag kompensieren kann, halte ich die Aktien für hoch riskant.
Mehr Chancen orte ich indes bei der zweiten von Ihnen erwähnten Aktie: Idorsia. Das im Sommer 2017 nach dem Verkauf von Actelion an den US-Konzern Johnson & Johnson neu ins Leben gerufene Pharmaunternehmen schreibt zwar noch rote Zahlen, was bei jungen Biopharmafirmen oft der Fall ist. Idorsia verfügt aus meiner Sicht jedoch über eine vielversprechende Produktepipeline.
Getrieben wird das Unternehmen vom Ehepaar Jean-Paul und Martine Clozel, welche ursprünglich schon Actelion gegründet und zum Erfolg geführt hatten und heute mehr als ein Viertel der an der Schweizer Börse gehandelten Idorsia-Aktien besitzen.
Für vielversprechend halte ich auch die erst kürzlich kommunizierte Forschungspartnerschaft zwischen dem Pharmariesen Roche und Idorsia im Bereich Krebs-Immuntherapie. Diese Foschungskooperation bringt Idorsia eine einmalige Vorauszahlung von 15 Millionen Franken sowie Meilensteinzahlungen, Lizenzzahlungen und Umsatzbeteiligungen. Die Tatsache, dass Roche diese Partnerschaft einging, unterstreicht das Potenzial von Idorsia aus Sicht von Roche.
Einiges davon ist allerdings bereits im Kurs der Idorsia-Papiere enthalten. Sollten sich die derzeit bei Idorsia noch im Forschungsstadium befindenden Medikamente erfolgreich durchsetzen, wäre ein weiterer Kursanstieg zu erwarten. Eine Garantie dafür haben Sie aber keineswegs. Es ist genauso wie bei Santhera möglich, dass Idorsia mit einzelnen Wirkstoffen oder Anwendungsbereichen entgegen den Erwartungen keinen Erfolg hat. In diesem Fall müssten Sie mit herben Kursrückschlägen rechnen.
Darum stufe ich trotz der interessanten Chancen auch die Idorsia-Titel als riskant ein. Vor diesem Hintergrund sollten Sie aus meiner Sicht auf keinen Fall die Hälfte Ihres ganzen Vermögens in diese zwei Aktien investieren. Damit würden Sie ein hoch riskantes Klumpenrisiko eingehen.
Stattdessen rate ich Ihnen, Ihr Vermögen breit diversifiziert in verschiedene Anlagekategorien wie Aktien, Obligationen, Liquidität, Immobilien usw. zu investieren, wobei Sie sich genau überlegen sollten, welche Risiken und Kursschwankungen Sie eingehen können und wollen.
Eine Alternative zu den zwei Einzeltiteln wäre ein breit diversifizierter Pharmafonds. Doch auch in diesen sollten Sie nur einen kleinen Teil ihres Vermögens investieren und den Rest des Geldes, je nach Ihrer Risikofähigkeit, in anderen Anlageklassen und Papieren anlegen.
Aktien wie Santhera und Idorsia eignen sich – wenn überhaupt – nur als Abrundung eines breit diversifizierten Depots. Als Einzelanlage ohne notwendige Diversifikation sind diese Papiere riskant.
Ein Kommentar zu «Pharma-Aktien: So vermeiden Sie Risiken»
Investieren Sie das Geld in einen der Fonds von Christian Lach von Adamant. Sie brauchen jemanden, der was vom Markt versteht. Für einen Aussenseiter ist stock picking im Biotech Sektor sehr riskant. Da können Sie auch ins Casino gehen. In Biotech müssen Sie diversifiziert investieren. Good Luck! 🙂