Lockt ein fürstlicher Zins, explodiert das Risiko

Goldgrube Medizinaltechnik? Anleihen der Heart Force AG könnten durchstarten. Aber nur bei medizinischem Erfolg. Foto: Getty Images
Die Heart Force AG gibt eine Obligationsanleihe von 6,25 Prozent über fünf Jahre heraus. Ist das eine sichere Anleihe? G.F.
Die Medizinaltechnikfirma Heart Force entwickelt eine neuartige Technologie zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ziel ist es, eine kostengünstige und präzise Messmethode zu deren Früherkennung auf den Markt zu bringen. Das klingt vielversprechend. Aufwendige und kostenintensive Untersuchungen wären dann nicht mehr oder nicht mehr im gleichen Umfang nötig. Dank der Früherkennung solcher Erkrankungen soll das Risiko eines Todesfalles durch Herzinfarkt gesenkt und Todesfälle sollen somit eher verhindert werden.
Möglich sein soll dies mittels der von der Heart Force AG entwickelten Screening-Methode und der damit verbundenen Medizinaltechnikprodukte Heart Force Cardio Mini für das persönliches Self-Monitoring und Heart Force Cardio Pro für das professionelle Screening für Mediziner. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die Vermarktung von Cardio Mini im ersten Quartal 2019 zu lancieren.
Darin liegt für Sie als Anleger das grösste Risiko: Wenn die Produkte ein Erfolg werden, können Sie erwarten, dass Sie die versprochenen hohen Zinsen jeweils erhalten und auch das aufgenommene Kapital nach fünf Jahren zurückbezahlt wird. Schwierig wird die Lage indes, wenn die in die beiden Produkte gesteckten Erwartungen doch nicht erfüllt werden und die Firma unternehmerisch keinen Erfolg hat oder sogar Schiffbruch erleidet. Im schlimmsten Fall müssen Sie damit rechnen, dass Sie nicht nur keinen Zins bekommen, sondern auch Ihr Geld teilweise oder ganz verlieren.
Wie realistisch die Erfolgschancen bei der Heart Force sind, kann ich als Nichtmediziner nicht beurteilen. Sicher ist aber, dass Sie das unternehmerische Risiko mittragen, wenn Sie in die Anleihe des Unternehmens investieren. Über das eigentliche Produkterisiko bestehen auch bei der Vermarktung Risiken.
Selbst ein gutes Produkt muss optimal verkauft werden, sonst kann der angestrebte Ertrag nicht erreicht werden. Die Heart Force wurde vor acht Jahren unter anderem Namen gegründet und hat heute ihren Sitz in Zürich. Sie allein haftet für das Geld, welches Sie investieren würden. Ein Kreditrating, an dem Sie sich orientieren könnten, wie man es bei grossen Schuldnern kennt, besteht nicht.
Auch einen anderen Aspekt sollten Sie beachten: Die Anleihe mit Laufzeit fünf Jahre ist anders als viele Anleihen von Grossunternehmen, Gemeinden, Kantonen und Ländern nicht an der Börse kotiert. Das bedeutet, dass die Obligation über kein Handelssystem gehandelt wird. Falls Sie diese während der Laufzeit abstossen möchten, müssen Sie damit rechnen, dass Sie allenfalls keinen Käufer finden. Es ist keine Bank da, die Ihnen die Garantie gibt, dass das Papier von jemandem abgenommen wird.
Alles in allem gehen Sie bei dieser Anleihe ein deutlich erhöhtes Risiko ein, worauf auch die Firma selbst im Emissionsprospekt ausdrücklich hinweist. Für konservative Anleger kommt eine solche Obligation meines Erachtens nicht infrage.
Für die erhöhten Risiken werden Sie aber fürstlich entschädigt: 6,25 Prozent Zins sind angesichts der nach wie vor rekordtiefen Zinsen im Frankensegment sehr hoch. Doch auch die Höhe des Zinses, den die Gesellschaft bereit ist zu zahlen, ist für Sie ein Hinweis, dass die Risiken für Sie als Investor beträchtlich sind.
Ein Kommentar zu «Lockt ein fürstlicher Zins, explodiert das Risiko»
Viele Anleger glauben immer noch, dass Obligationen (oder andere festverzinslichen Wertpapiere) sicherer seien als Aktien. Dies trifft sicher zu bei Anleihen von Staaten und grösseren Organisationen. Bei einer „1-Produkt-Firma“ besteht jedoch ein erhebliches Ausfallrisiko.
Wer mehr Zins will und bereit ist, ein gewisses Risiko einzugehen, sollte sich an Firmenanleihen von anerkannten Firmen oder ausländischen Staaten halten. Da bekommt man auch schnell 5% Zins. Gut sind auch devisenstarke Aktien. Da bekommt man auch bei vielen um die 5%.