Ein erfreuliches Jahr für Aktien

Börse in Zürich: Der SMI stieg 2017 um 15 Prozent, der SPI um 20 Prozent. Foto: Steffen Schmidt/Keystone

Schweizer Aktien haben im Jahr 2017 in der Summe viel Freude bereitet. Der gut 200 Valoren umfassende Swiss Performance Index (SPI) gewann 20 Prozent. Der Swiss Market Index (SMI) der 20 schwersten Titel stieg fast 15 Prozent. Für einen Vergleich zwischen den Indizes müssen aber die Dividenden in den SMI eingerechnet werden. Dank einiger dividendenstarker Schwergewichte wie Zurich oder Swiss Re kommt der SMI dann auf eine Jahresperformance von rund 18 Prozent.

Sika und Lonza im SMI

Zum Rückblick gehört auch, dass dieses Jahr mit dem Biotechkonzern Actelion und dem Saatguthersteller Syngenta zwei Schwergewichte übernommen worden sind. Sie wurden im SMI ersetzt durch Sika und Lonza, die 2017 mit ihrer Performance (Kursentwicklung plus Dividende) von rund 63 Prozent auch gleich die Spitzenreiter im Index der Standardwerte waren. Hinter dem Markt zurück blieben Swiss Re (–0,5 Prozent), die überproportional zur Rückversicherungsbranche von Schäden betroffen waren, und auch Geberit (+8 Prozent), deren Bewertung zuvor einfach zu heiss gelaufen war.

Biotech-Titel als Verlierer

Ausserhalb des SMI waren zum Teil fulminante Gewinne zu verbuchen; die Aktien des österreichischen Chipherstellers AMS (+206 Prozent) profitierten von der Fantasie, wonach dessen Technologie künftig eine breitere Anwendung findet als «nur» in den iPhones. Auch Turnaround-Situationen brachten viel ein, wie jene des Solarzulieferers Meyer Burger (+146 Prozent) und des Industrieunternehmens Von Roll (+126 Prozent). Unter den Verlierern sind die Biotechtitel wie Kuros, Newron oder Relief Therapeutics stark vertreten. Santhera erlebte zuletzt eine kleine Erholung, in den Titeln ist meiner Ansicht nach mit Blick auf 2018 immer noch Luft nach oben.

Vorsicht ist geboten

Für 2018 bin ich eher vorsichtig gestimmt. Die konjunkturellen Aussichten sprechen zwar weiter für gute Geschäfte, und die ultralockere Geldpolitik dürfte noch nicht beendet sein. Doch die insgesamt hohen Bewertungen mahnen zur Vorsicht. Gleichwohl gefallen mir viele Aktien auf dem Schweizer Kurszettel. Das sind derzeit etwa Roche, LafargeHolcim, Mobilezone, Sonova oder Siegfried. Risikoerfahrene und -fähige Anleger könnten auch auf Aryzta setzen; in deren Titeln ist viel Negatives im Kurs enthalten.

Untergewichtetes Luxusduo

Was mir von 2017 in Erinnerung bleibt, ist ausserdem die Rückkehr der Schweizer Luxusaktien. Noch vor eineinhalb Jahren hätte kaum jemand einen Rappen auf einen Wendepunkt bei Swatch Group und Richemont gewettet – zu Unrecht. Richemont ist vom Allzeithoch nicht mehr weit entfernt, bei Swatch Group ist der Abstand zu den alten Höhen im Rekordjahr 2013 etwas grösser. Obschon beide Titel 2017 zu den besten SMI-Werten gehörten, bin ich überzeugt, dass sie auch 2018 besser als der Markt laufen werden. Noch immer ist das Luxusduo bei vielen grösseren Investoren untergewichtet, und die Gewinnschätzungen der Marktbeobachter sind recht konservativ. Das birgt positives Überraschungspotenzial. Für mich stellt sich weniger die Frage, ob ich etwas Luxusappeal in meinem Portfolio haben möchte, sondern auf welchen Titel ich setze. Aus meiner Sicht ist das Geschmackssache. Mit Swatch Group bin ich den Launen des Uhrenmarkts ausgesetzt und muss breitere Kursschwankungen aushalten. Als Belohnung winkt ein grösseres Kurspotenzial. Richemont hingegen besticht mit einem gut austarierten Portfolio mit Uhren- und Schmuckmarken sowie Lederwaren. Die Kursentwicklung ist stabiler, dafür mit etwas geringeren Kursgewinnchancen. Kaufen

Erkleckliche Kommissionen

Auf die Aktien des Versicherers Swiss Life tippen viele Analysten. Liest man die Kaufargumente, fällt vor allem eines auf: Bei jedem der oft genannten Zins- und Börsenszenarien wäre Swiss Life Gewinnerin, denn das Unternehmen sei längst mehr als nur ein Lebensversicherer. Richtig ist, dass von Jahr zu Jahr ein steigender Teil des Betriebsgewinns aus Honorareinnahmen stammt, etwa dank Gebühren für die Betreuung von Miet­liegenschaften Dritter oder für die Vermittlung von Anlage- und Versicherungsprodukten fremder Anbieter. Zudem bezieht Swiss Life erkleckliche Kommissionen auf dem expandierenden Geschäft mit Anlagefonds für institutionelle Anleger. Mit solchen Aktivitäten wird auch gutes Geld verdient, wenn die Zinsen niedrig bleiben. Und trifft das Gegenteil ein, dass nämlich das Zinsniveau deutlich steigt, holt Swiss Life mehr Rendite auf Neuinvestments von Kundengeldern am Obligationenmarkt. Eine Steigerung des nächstjährigen Gewinns liegt somit in jedem Fall drin. Kaufen

Profitabler E-Commerce

Seit dem Halbjahresbericht im August hat man von Kardex nichts mehr gehört. Die Zahlen überzeugten, aber die Investoren fragen sich wohl, ob die Luft in den Aktien nach einer fünf Jahre dauernden Hausse draussen ist. Doch Kardex wird auch 2018 erfreuen. Das Unternehmen ist auf Lagerlogistik spezialisiert und wird weiterhin von Trends wie dem E-Commerce profitieren. Auch die Industrie hat sich effiziente Lagerhaltung auf die Fahnen geschrieben. Diese Faktoren dürften das Geschäft von Kardex noch eine ganze Weile beleben. Eine Kursstütze sind auch die 120 Millionen Euro netto, die das Unternehmen liquide hält. Die Frage, ob die Dividende gesichert ist, erübrigt sich. Zudem sind Übernahmen problemlos finanzierbar. Bislang ist Kardex vorsichtig geblieben. Ich rechne aber damit, dass 2018 etwas in Sachen Akquisitionen läuft. Kaufen

 

 

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