Best of: Cash auf mehrere Banken verteilen
Unsere Bloggerinnen und Blogger geniessen derzeit die Feiertage. Wir publizieren deshalb heute diesen Beitrag vom 10. Oktober 2017, der besonders viel zu reden gab.

Geld parkieren: Bei Banken sind die Einlagen bis maximal 100’000 Franken gesetzlich gesichert. Foto: Key
Ich habe kürzlich in der Zeitung gelesen, dass die Postfinance heute keine Staatsgarantie mehr hat. Ich habe dort ein Konto mit etwas mehr als 200’000 Franken. Ist es sinnvoll, 100’000 Franken auf eine andere Bank zu transferieren wegen der Garantie? P. S.
Es ist tatsächlich so, dass die Gelder, welche man bei der Postfinance parkiert hat, seit Anfang Oktober nicht mehr durch den Staat – und damit durch uns Steuerzahlerinnen und Steuerzahler – garantiert sind. Ich habe schon mehrmals in meinen Kolumnen auf den veränderten Schutz hingewiesen.
Bereits am 6. Dezember 2012 hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma der Postfinance die Banklizenz erteilt. Mit diesem wichtigen Schritt wurde aus der Postfinance eine der grössten Banken im Lande. Sie bewegt sich im Inlandgeschäft in der gleichen Top-Liga wie CS, UBS, Raiffeisen und Zürcher Kantonalbank. Der Preis für die Erteilung der Banklizenz vor fünf Jahren war aber, dass der Gelbe Riese die Staatsgarantie verlor. Dies ist nun seit Anfang Oktober der Fall.
Dies bedeutet aber nicht, dass die Einlagen bei der Postfinance nicht mehr sicher wären und nicht geschützt sind. Die Postfinance ist jetzt punkto Sicherheit einfach gleichauf wie die meisten Banken in der Schweiz: Als Kunde darf man nicht mehr auf eine unbegrenzte Staatsgarantie wie ganz früher vertrauen, sondern nur noch auf die gesetzliche Einlagensicherung.
Konkret bedeutet dies, dass heute die Einlagen bei der Postfinance wie bei den meisten Banken nur noch bis maximal 100’000 Franken gesetzlich garantiert sind. Dieser gesetzlich festgelegte Einlagenschutz bezieht sich auf die Kundenbeziehung: Es sind also nicht 100’000 Franken pro Konto, sondern pro Kunde geschützt. Auch wenn Sie mehrere Konten bei der Postfinance unterhalten, sind trotzdem nur 100’000 Franken garantiert. In Ihrem konkreten Fall wäre somit bei einem Bankenzusammenbruch, den ich bei der Postfinance schon fast für unwahrscheinlich halte, nur die Hälfte der Einlagen gesichert. Trotz der verlorenen Staatsgarantie stufe ich die Postfinance als eine sehr sichere Bank ein. Die Kapitallage ist robust und die operative Leistung solide.
Wenn Sie aber möglichst wenig Risiken eingehen und einen möglichst umfassenden Schutz haben möchten, müssten Sie in der Tat die Hälfte Ihres Cashbestandes auf das Konto bei einer anderen Bank transferieren. Da wären wieder maximal 100’000 Franken gesetzlich gesichert.
Oder aber Sie gehen zu einer Kantonalbank mit voller Staatsgarantie, wo die Einlagen über die gesetzliche Einlagensicherung hinaus garantiert sind.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Sie die Hälfte Ihrer liquiden Mittel bei der Postfinance in Fonds mit höheren Renditechancen investieren. Denn diese bleiben auch bei einem Bankkonkurs immer im Besitz der Kunden. Dafür tragen Sie aber das erhöhte Anlagerisiko, welches mit den Fonds verbunden ist.
Eine Diversifikation auf mehrere Banken und allenfalls in Wertschriften empfiehlt sich auch noch aus einem anderen Grund: Solange die Nationalbank an den Negativzinsen festhält, bekommt man auf sehr hohen Cashbeständen einerseits keinen Zins mehr und riskiert anderseits, dass man auf diesen unter Umständen mal doch noch Negativzinsen zahlen muss.
8 Kommentare zu «Best of: Cash auf mehrere Banken verteilen»
Wenn ich über soviel Cash verfügen könnte, würde ich mir ernsthaft überlegen, dies, oder ein Teil davon, als Eigenleistung zum Erwerb von Wohneigentum einzusetzen. In dieser Anlage bringt es Rendite in Form des Eigenmietwertes, die erst noch automatisch indexiert wird und bietet Aussicht auf Wertvermehrung.
Natürlich ist das die beste Alternative, sofern Sie die Immobilie selber bewohnen, Herr Müller. Auf eine Wertvermehrung würde ich aber nicht allzugross spekulieren und wenn ich die Bauerei überall betrachte, so könnte es auch mal einen saftigen Immobiliencrash geben. Sie können aber -sicherlich momentan (tiefe Zinsen) einen saftigen Batzen sparen und es ist auch im Falle eines Immobiliencrashs einfach eine Sache fürs Leben. Wertverlust hin oder her.
Das naheliegendste ist natürlich, die Gelder auf einer Staatsbank zu deponieren. Hier muss man sich allerdings bewusst sein, dass das Verlustrisiko somit auf die Allgemeinheit übertragen wird. Die Risiken der Spargelder muss der Einzelne tragen. Das Ueberwälzen dieses Risikos auf die Steuerzahler ist nicht fair. Hier sollte die Politik nun reagieren. Die Risiken der Staatsbanken sollte auf das EK beschränkt werden. Somit werden auch die Spiesse der Banken gleich lang. Der Einzelne muss das Risiko seiner Kapitalien tragen und nicht die Garantie des steuerzahlenden Mitbürgers in Anspruch nehmen.
Die Entbindung der Allgemeinheit von den Risiken der Staatsbanken sollte nun rasch in die Hände genommen werden. Noch bevor eine weitere Finanzkrise die CH erfasst sollte dies umgesetzt sein.
Es nimmt mich schon wunder, ob diese Garantie im Falle eines Falles auch wirklich zum tragen käme. Glaube kaum, dass wenn es so weit käme vom Kanton St. Gallen diese Fr. 100 000.– erhalten würde wenn ich nun bei der St. Galler Kantonalbank ein Konto hätte. Glaube auch kaum, dass es bei so einem Szenario noch möglich wäre, diese Garantie auf Kosten des Steuerzahlers aufzutreiben.
Hr. Tschirky:
Die SGKB wird bei Schieflage nicht Pleite gehen. Durch die Staatsgarantie kann die Zahlungsunfähigkeit der Bank eigentlich nur bei gleichzeitiger Zahlungsunfähigkeit des Kantons erfolgen. Sie werden somit immer Zugang zu ihrem Bankkonto haben.
Diese Garantie wird letztlich durch den Steuerzahler des Kantons getragen. Diese haften für ihre Einlagen. Hierfür müssen Sie auch nicht im Kanton ansässig sein. Sie müssen somit eventuell nicht einmal “mithaften”. Als Berner können Sie sich somit durch die St.Galler ihr Kapital vor Verlust schützen lassen.
Nur bei den Kantonalbanken von BE, GE und VD wurde die Staatsgarantie aufgehoben. SO hat ihr Institut der Baloise abgegeben. In diesen 4 Kantonen hat die Immobilienkrise der 90er das hohe Risiko der Staatsbanken vor Augen geführt.
vielen Dank, Herr Vetterli! Ich denke, wenn es soweit kommen wird das wohl dann die ganze Wirtschaft auf dem Boden liegt. Folgen davon könnten Kriege oder gewaltige Naturkatastrophen oder auch Seuchen sein. Natürlich denke und hoffe ich, dass so ein Szenario nie eintretten wird. Ich denke mir aber auch, dass bei so einer Apokalyspse dann auch der Staat nicht mehr fähig sein wird, Steuern einzutreiben geschweige den seine Aufgaben noch wahr zu nehmen.
vergessen sie die einlagensicherung, auch in der schweiz. wir sind keine geschützte insel, höchstens eine insel der gutgläubigen. gerade aktuell will die ezb still und heimlich die einlagensicherung von eur 100.000 in der eurozone stark z.l. dem bankkkunden abändern und die limite sogar aufheben. vielmehr will sie ein ablaufplan festlegen, wie bei einem bankrun vorgegangen werden soll. denken sie an zypern. die euro-banken sind auch heute nicht sicher. lesen sie derkursstimmt. junk-kredite von 850 mrd. sind in schieflage. 2018 wird kritisch werden, wenn die zinsen wieder steigen. draghi ist der mann, der bisher den kollaps verschieben konnte. ein flächenbrand kennt keine nationalen grenzen.
Ich denke es mir auch so, Herr Bont. Aufgrund der Wirtschaftlage in Europa sollte die EZB schon lange damit anfangen, die Zinsen zu erhöhen. Aber der grosse „Krach“ wird halt dann kommen, wann dies geschieht, weil dieses Wirtschaftswachstum auf Pump erzeugt wurde. Man kann es aber auch anderes sehen: Die alten Römer konnten so 350 Jahre in Saus und Braus leben und Rom steht immer noch. Glaube manchmal auch, dass die Digitalisierung -sofern man sie sich zunutze macht- gewaltige Veränderungen in das ganze System bringt. Könnte auch ein noch nie gesehenen Flächenbrand und Kollaps auslösen.