Kein Fondskauf ohne zweite Meinung

Wo geht es hier zur besten Rendite? Bei Vorsorgefonds gibt es enorme Unterschiede. Eine Beratung lohnt sich. Foto: Shutterstock

Ich habe mich an einen Finanzplanungsexperten gewandt, um mein 3.-Säule-Geld besser anzulegen. Er empfiehlt Fonds von Fidelity, JP Morgan, Templeton, Julius Bär. Ich hätte dann etwa 1000 Obligationen. Da ich vom Bankwesen keine Ahnung habe, frage ich Sie: Kann man irgendwo eine Zweitmeinung einholen? B. L.

Ja. Dazu würde ich Ihnen sogar dringend raten. Vor allem, wenn Sie wenig Erfahrung und Fachkenntnisse besitzen und unsicher sind, sollten Sie nicht gleich das erste Angebot eines Beraters annehmen. Eine Zweit- oder Drittmeinung bekommen Sie gratis bei Ihrer Hausbank, bei weiteren Konkurrenten aus dem Bankensektor sowie bei Versicherungen. Zeigen Sie diesen den Vorschlag und bitten Sie um einen Gegenvorschlag. Dann sehen Sie rasch die Unterschiede.

Allerdings müssen Sie sich bewusst sein: Jeder hat eigene Interessen, jeder will verkaufen und Umsatz machen. Auch ein Berater, der Sie zu einer neuen Bank und deren Fonds bringt, ist an Provisionen interessiert. Gerade bei 3.-Säule-Fonds sollten Sie auch auf die Gebühren achten, welche in der Gesamtkostenkennziffer Total Expense Ratio zusammengefasst sind. Da gibt es enorme Unterschiede.

Über die vielen Jahre hinweg, während denen Sie die Fonds im Rahmen der steuerbegünstigten 3. Säule liegen lassen, gehen diese Gebührendifferenzen brutal ins Geld. Je höher die Fondsgebühren, desto weniger Geld haben Sie nach all den Jahren auf der hohen Kante. Grund: Die Gebühren fressen Ihre Rendite mehr oder weniger weg. Fragen Sie daher bei Ihrer Bank auch nach passiv verwalteten Vorsorgefonds, welche eine deutlich tiefere Gebühr aufweisen als vergleichbare aktiv verwaltete Instrumente. Solche bieten die meisten Banken an – oft aber nur, wenn Sie danach fragen, da die Institute meist lieber ihre teureren Fonds verkaufen. Kostengünstige Vorsorgefonds bekommen Sie zudem von Avadis, welche aus der früheren Vorsorgestiftung der ABB hervorging, oder bei der Vorsorgeplattform Liberty.

Noch wichtiger als die Frage der Gebühren ist die Strategie: Sie müssen sich gut überlegen, welche Risiken Sie eingehen möchten und können. Mittels Vorsorgefonds können Sie zwar je nach gewähltem Instrument deutlich mehr Rendite erzielen, als wenn Sie Ihr Vorsorgegeld einfach auf dem Konto liegen lassen, wo es praktisch keinen Zins mehr abwirft. Wie bei allen Wertschriften müssen Sie aber auch bei Vorsorgefonds mit mehr oder weniger starken Kursschwankungen rechnen.

Auf einen einfachen Nenner gebracht, können Sie davon ausgehen, dass Sie mit einem sehr konservativen Fonds deutlich geringere Renditechancen haben als mit einem Fonds, der über einen höheren Aktienanteil verfügt. Dafür sind bei Letzterem auch die Kursschwankungen in der Regel heftiger. Wenn Sie diese Fonds aber während mehr als zehn Jahren halten, was bei der 3. Säule meist der Fall ist, relativiert sich das Schwankungsrisiko stark.

Sie schreiben mir, dass Sie von Ihrem Finanzberater einen Vorschlag für Fonds mit vielen Obligationen bekommen haben. Gerade da müssen Sie sich vor Augen halten, dass die Renditen in der Regel sehr gering sind. Viele sehr konservative Fonds mit Anleihen von sehr sicheren Schuldnern sind angesichts der extrem tiefen Zinsen im Schweizer Franken für die Anleger nach Abzug der Gebühren nicht selten ein Negativgeschäft.

Für die sehr langfristig ausgerichtete 3. Säule erachte ich Fonds mit einem zusätzlichen Aktienanteil neben den Anleihen eher für sinnvoll. Wie hoch der gewählte Aktienanteil sein soll, hängt aber von Ihrer eigenen Risikofähigkeit ab. Auch da können Sie sich von verschiedenen Anbietern beraten lassen und dann aufgrund Ihrer persönlichen Bedürfnisse selbst entscheiden.

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