Wie Sie Ihr Vermögen sicher verwalten

Selber machen oder delegieren? Fehlt das Fachwissen, kann eine Vermögensverwaltung Sinn machen. Illustration: Getty Images

Ich habe mein Freizügigkeitskonto von 155’000 Franken bezogen. Nun schlägt unser ZKB-Berater vor, mein Mann und ich sollen das Geld in die Vermögensverwaltung investieren. Wir sind beide nicht so überzeugt. Was halten Sie von dieser Vermögensverwaltung? E.S.

Sie stehen vor einer Grundsatzfrage: Möchten Sie Ihr Geld selbst angelegen oder wollen Sie es verwalten lassen. Wenn Sie sich entscheiden, dass Sie alles selbst machen möchten, müssen Sie dafür die nötige Zeit haben und sich in der Finanzwelt einigermassen auskennen. Oft überschätzt man beim Alleingang seine eigenen Fähigkeiten. Dennoch bin ich der Auffassung, dass viele Privatanleger durchaus in der Lage sind, ihr Kapital selbst zu verwalten.

Wichtig dabei ist, dass Sie eine Anlagestrategie mit einer breiten Diversifikation nach Anlagegruppen erstellen und genau überlegen, welche Risiken Sie eingehen möchten und können. Und dabei nur auf Produkte setzen, deren Vor- und Nachteile Sie wirklich verstehen. Nicht selten läuft man Gefahr, dass man nach dem Zufallsprinzip in Einzeltitel investiert, weil man vielleicht gerade etwas gelesen hat oder sich von einem Trend leiten lässt und dabei die Diversifikation vernachlässigt oder die Gebühren aus den Augen verliert.

Bei der Vermögensverwaltung ist die Systematik eine Voraussetzung für den Erfolg. Wenn man eine Strategie definiert hat, sollte man diese auch konsequent umsetzen und nicht beim geringsten Gegenwind gleich wieder alles über den Haufen werfen.

Natürlich können Sie das Geld auch einfach auf dem Konto liegen lassen. Dann verpassen Sie aber Gewinnchancen und verlieren auf längere Sicht Geld, da die Teuerung, welche momentan zwar sehr tief ist, aber auch wieder steigen kann, an der Kaufkraft ihres Kapitals nagt. Das spricht dafür, dass Sie ihr Geld nicht einfach brach liegen lassen, sondern zumindest einen Teil anlegen.

Wenn Sie die Vermögensverwaltung an Ihre Bank delegieren, müssen Sie sich nicht darum kümmern, was besonders dann Sinn macht, wenn Sie sich kaum dafür interessieren und allenfalls auch keine Fachkenntnisse haben. Der eigentliche Vorteil einer professionellen Vermögensverwaltung liegt darin, dass die Bank mit Ihnen zusammen eine gemäss Ihren Lebensumständen und Bedürfnissen angepasste Strategie entwickelt und diese dann gemäss den schriftlichen Vorgaben umsetzt, das Portfolio laufend überwacht und falls nötig eingreift. Je nach Art eines Mandates können Sie einzelne Teile oder die gesamte Verwaltung delegieren. Dafür bezahlen Sie je nach Umfang der gewählten Dienstleistungen mehr oder weniger hohe Gebühren.

Damit verbunden dürfen Sie den Anspruch haben, dass Sie eine höhere Rendite erreichen, als wenn Sie das Geld einfach liegen lassen und Ihre Risiken dank der Diversifikation breit abgefedert sind. Dennoch haben Sie keine Renditegarantie. Welche Risiken Sie tatsächlich eingehen, hängt von der Anlagestrategie und dem Profil ab, welches Sie zusammen mit Ihrer Bank vorgängig festlegen. Sie müssen sich aber bewusst sein, dass Sie trotz aller Professionalität keine Garantie haben, nicht doch einmal auf Buchverlusten zu sitzen. Das ist der Preis dafür, dass Sie höhere Renditechancen haben.

Selber machen oder delegieren: Ich kann Ihnen nicht eine allgemeingültige Empfehlung abgeben. Vielmehr hängt der Weg, den Sie für sich wählen, von Ihren eigenen Präferenzen und Ihrer Risikotoleranz und Ihren Ertragswünschen für Ihr Kapital ab. Ich würde mir von der Bank die verschiedenen Möglichkeiten und Preise aufzeigen lassen. Anhand der konkreten Vorschläge können Sie entscheiden, was für Sie passt.

Auf keinen Fall sollten Sie sich zu etwas drängen lassen: Letztlich ist es Ihr Geld und Sie allein tragen die Verantwortung dafür – auch dann, wenn es mal nicht optimal läuft. Wenn Sie ein schlechtes Gefühl haben, würde ich darauf verzichten. Die Verwaltung des eigenen Vermögens ist immer Vertrauenssache. Darum sollten Sie nur den Weg gehen, bei dem Sie voll überzeugt sind und Vertrauen haben, dass Ihre Bedürfnisse möglichst optimal berücksichtigt werden.

8 Kommentare zu «Wie Sie Ihr Vermögen sicher verwalten»

  • anton schneider sagt:

    Auf jeden Fall Offerten bei verschiedenen Banken einholen.
    Sich bewusst sein: Die Bank verdient in jedem Fall und die Bank trägt kein Risiko.
    Auf passive Fond (ETF) bestehen, den aktive Fonds haben viel höhere Kosten und schlagen bewiesenermassen nie die passiven ETF. Mit 4-5 Fonds kann die ganze Risikoverteilung vollzogen und global währungsgesichert investiert werden – auch wenn die Banken das nicht gerne hören.
    Die Roboadvisor der Banken sind mE eigentlich ganz gut, in Europa und der Schweiz aber einfach noch immer um Faktoren (zu) teuer.

  • Hansli sagt:

    Noch eine Anmerkung – Geduld ist wichtig. Man muss nicht alles sofort investieren. Die Chance ist hoch bei den Börsenhöchstständen den dümmsten Augenblick zu erwischen. Z.Bsp. jedes Jahr nur 1/5 des Betrages. So wird der Betrag gestreckt. Aber eins darf man nie vergessen, es gibt keine zu 100% sichere Gewinn-Strategie.

  • Treuhänder sagt:

    Wer mit dem Geld „Spielen“ lässt, der muss verlieren können und wer Kapital hat, der weiss auch, dass nur seriöse Liegenschaften die beste persönliche Aktie fürs Alter sein kann. Ich gebe das aus Erfahrung der letzten 40 Jahre bekannt.

  • Alain Surlemur sagt:

    Man rechne:
    – Die Bank nimmt ein Prozent für die „Vermögensverwaltung“
    – Sie steckt 75% des Geldes in einen gemanagten Obligationenfond ( Spesen 0.5% p. a., Rendite Null )
    – Die Restlichen 25% werden in einen gemanagten Aktienfond gesteckt ( Kosten 1.5 p. a. )

    Total Spesen 1.75% p.a. Jetzt soll das Aktienportfolio das ganze Rausreissen. Dazu müsste der Fondmanager den Index um 7% pro Jahr schlagen. Immer, jedes Jahr, ohne Ausname.

    Wie wahrscheinlich ist es dass ein solcher Mann a) das schafft und b) Fondmanager ist und nicht eine besser bezahlte Position annimmt?

    Noch Fragen?

    • Hansli sagt:

      Wobei der Oblifond bei einem Crash ebenso Verluste einfahren wird. Das ist keine Rendite kombiniert mit fasst genauso grossem Verlustrisiko wie bei Aktien.

  • Bruno sagt:

    Warum eigentlich die Vermögensverwaltung einer Bank erteilen und nicht einem unabhängigen Vermögensverwalter? Keine Ahnung, ob diese im Allgemeinen besser (im Sinne von erfolgreicher) arbeiten als die Banken, aber bestimmt individueller (den Kundenbedürfnissen entsprechender), persönlicher und eben Bankenunabhängig.

  • Stef Fröhlich sagt:

    Bin immer wieder überrascht, wie unbeholfen die Leute in Finanzangelegenheiten sind. Heutzutage benötigt man doch keinen überteuerten Bankberater mehr. Etwas finanzielle Bildung (Buchtipp: „Souverän Investieren“ von Gerd Kommer) sowie ein E-Trading-Konto, worüber man breit diversifiziert und passiv in ein paar super-günstige und -liquide ETFs investiert, reichen völlig aus, um eine substanziell höhere Nettorendite (abzüglich Kosten) zu erreichen als mit aktiven Investments durch besagten Bankberater. Denn dieser verursacht viel höhere Gebühren ohne – und dies zeigen unzählige Studien – längerfristig eine Überrendite zu erreichen, was letztlich den Unterschied in der Performance ausmacht.

  • Theo Camenzind sagt:

    Jeder der sich interessiert und bereit ist, zwei, drei gute Bücher (unabhängige Ratgeber, Literatur zu ETF) zu lesen, kann es selber machen. So bleibt man unabhängig und spart viel Geld. Das „Versprechen“ der Vermögensverwalter, es besser zu machen, wird selten eingelöst.

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