Gutes Gewissen bringt keine Rendite

Gutes Gewissen: Nachhaltige Fonds bieten keinen Schutz vor Verlusten. Foto: Getty Images
Wir kauften 1999 und 2000 Aktien der Sustainable Performance Group für alles in allem über 22’000 Franken. Im Jahre 2012 wurden die Titel umgewandelt, und wir bekamen Anteile am Globalance Sicav Sokrates Fund. Der Wert dieser Anteile liegt heute bei rund 9600 Franken. Wir dachten, es wäre eine sinnvolle und gute Sache, in die Sustainable-Performance-Group-Titel zu investieren. Es ist einer der grössten Verluste, die ich je eingefahren habe. Sollte man nicht auch das Negative des nachhaltigen Investierens aufzeigen? H. H.
Ihr Frust ist berechtigt. Die Entwicklung der damaligen Beteiligungsgesellschaft Sustainable Performance Group (SPG) war ein eigentliches Trauerspiel. 14 Jahre nach ihrer Gründung musste die gemäss ihren Angaben damals weltweit erste börsenkotierte Investmentgesellschaft für nachhaltige Anlagen ihre Aktien in einen Luxemburger Fonds überführen. Der Rest der Firma wurde liquidiert.
Schon vor der Überführung in den Globalance Sokrates Fund war die Kursentwicklung der SPG-Aktien enttäuschend. Während Jahren wies der Titel einen hohen Discount im Vergleich zum inneren Wert der Anlagen aus. Nach einem Höchst im Jahr 2000, als Sie eingestiegen waren, verloren die Aktien laufend an Wert.
Der nun von Ihnen gehaltene Globalance Sokrates Fund wird von der Globalance Bank geführt, welche sich ebenfalls auf nachhaltige Anlagen fokussiert und von Reto Ringger gegründet wurde, der bis 2008 CEO des früheren Vermögensverwalters der SPG war. Der Globalance Sokrates Fund legt das Kapital breit diversifiziert in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Immobilien, Rohstoffe und alternative Anlagen an, wobei auch da der Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt wird. Die Globalance Bank preist ihren Fonds als Anlagevehikel mit «positivem Footprint» an. Das mag erfüllt sein. Für Sie als Anleger bleibt unter dem Strich aber ein gewaltiger Buchverlust.
Wie viele andere Privatinvestoren glaubten Sie, dass die nachhaltige Anlagestrategie zu positiven Resultaten führt. Leider stelle ich in der Praxis fest, dass viele Anleger hier einen Überlegungsfehler machen: Nachhaltigkeit sollte man nicht mit sicher verwechseln. Auch einige Nachhaltigkeitsfonds von anderen Anbietern haben sich in der Vergangenheit unbefriedigend entwickelt.
Oft liest man in den Medien nur, dass man mit einer nachhaltigen Anlagestrategie eine gleichwertige oder sogar eine bessere Rendite erzielen könne als mit einer klassischen Strategie, welche sich nicht auf Nachhaltigkeit fokussiert. Die negativen Beispiele werden oft ausgeklammert. Niemand will all jenen, welche mit ihrem wohlwollenden Gedankengut die Welt retten möchten, auf die Füsse treten. Auch als Privatanleger möchte man, dass mit dem eigenen Geld möglichst positive Entwicklungen auf der Welt gefördert werden.
Renditemässig geht die Rechnung aber längst nicht immer auf. Wie bei jeder Strategierichtung gibt es erfolgreiche und wenig erfolgreiche Anbieter. Auf keinen Fall darf man sich im falschen Glauben wiegen, dass man dank einer nachhaltigen Strategie kein Geld verliert.
Man tut mit einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Strategie vielleicht punkto Ökologie und Ethik durchaus etwas Positives, was ich unterstütze. Das bedeutet aber trotz strenger Nachhaltigkeitskriterien nicht zwingend, dass man damit Geld verdient oder sein Erspartes sicher parkiert hat. Auch bei nachhaltigen Anlagen braucht es wie bei jedem anderen Anlagevehikel eine gesunde Portion Skepsis: Auch da muss man genau prüfen, welche Risiken man eingeht, und sich Rechenschaft darüber abgeben, ob man die eingegangenen Risiken tragen kann und möchte. Das Anlagerisiko besteht immer. Der Glaube an das Gute allein genügt nicht und bewahrt einen keineswegs vor negativen Überraschungen.
13 Kommentare zu «Gutes Gewissen bringt keine Rendite»
Nachhaltigkeit ist toll: das Konzept ist derart vage und schwammig, dass sich ein jeder das darunter vorstellen dar.f was er will. Ein perfektes Marketingvehikel. Und Renditen bedingen Wachstum, was sich aber längerfristig eigentlich nicht mit Nachhaltigkeit vertragen kann.
Wer sein Geld im Kapitalmarkt anlegt, spielt nun mal Casino. Nachhaltige Aktien sind auch nur Aktien, nur nicht solche aus der Waffenindustrie. Unser gewählte Fonds hat dieses Jahr über 10% Rendite gemacht, die letzten Jahre weniger, aber nie Verluste.
Angesichts des Inhalts des Artikels ist der Titel absolut irreführend. Nicht ein gutes, neutrales oder schlechtes Gewissen entscheidet über die finanzielle Rendite, sondern die Leistung des Vermögensverwalters. Auch die Binsenwahrheit, dass gutes Gewissen eine Rendite bringen kann, wäre korrekt. Eine nachhaltige Strategie als auf die Ökologie und Ethik positiv wirkend zu bezeichnen, greift aber sicherlich zu kurz. Wer dies, und nur dies, erreichen möchte, ist mit Philanthropie besser bedient. Es sollte eher hervorgehoben werden, dass Investieren und Finanzieren im Grundsatz und ohne Einschränkung unter der Prämisse passieren sollte, dass eine nachhaltige Wirkung für die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft gleichermassen erreicht wird. Kann man ohne dies ein „gutes Gewissen“ haben?
Dass die Performance von Fonds sonderlich viel mit „Leistung“ oder Können des Verwalters zu tun hat, ist ein gängiger Mythos, der sich aber alleine dadurch widerlegen lässt, dass selbst vermeintliche Top-Verwalter in Tests gegen Zufallsgeneratoren, Indices und Affen verlieren.
Entscheidend ist darum meist eher die grundlegende Strategie in Kombination mit Glück und allgemeinen Marktentwicklungen. Und natürlich die Verwaltungskosten. Hat in diesem Fall der Verwalter z.B. mit 3% zugelangt, dann hätte H.H. von 1999 bis 2017 selbst bei einer jährlichen Nullrendite mehr als 9000.- über an Kosten verloren..
Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die zum Schluss kommen, dass nachhaltige Geldanlagen eine zumindest gleich gute Performance wie konventionelle aufweisen. Langfristig ist davon auszugehen, dass Geldanlagen ohne Beteiligungen an Unternehmen, deren Geschäftsmodell die Freisetzung von Schadstoffen in die Umwelt beinhaltet, besser abschneiden werden. Schliesslich soll das Paris-Abkommen durchgesetzt werden, darüber besteht weitgehend Einigkeit.
Die nachhaltigste Investition finden Sie nicht im Finanz-Casino.
Wirklich nachhaltig investieren Sie, indem Sie die lokale Nachhaltigkeit an Ihrem Wohn- und Arbeitsort unterstützen, auch lokale Kultur oder Bio-Märkte und ganz sicher lohnenswert ist ein Investment in die Friedensbewegung.
Denn ohne Frieden ist Alles Nichts.
Vielleicht muss man einfach den Tatsachen in die Augen schauen und akzeptieren, dass diese Art von „Geldmacherei“ per se nicht viel mit „Ökologie und Ethik“ zu tun hat.
Für mich ist das ähnlich wie Abnehmen und Sahnetorte -> das passt ebenfalls per se nicht wirklich zusammen: Wenn du abnehmen willst, verzichte auf die Sahnetorte. Wenn du gerne Sahnetorte hast, dann steh dazu, aber lass das Gerede übers Abnehmen.
Der Vergleich hinkt. Natürlich kann man in Firmen investieren, die für spezifische Ziele stehen und dazu gehört auch „Nachhaltigkeit“, wie genau man diese auch immer definiert. In Ihrem Vergleich ist das eher der Unterschied zwischen Sahnetorte und Salat: nur weil man abnehmen will muss man trotzdem etwas essen.
Viele Anbieter von „Nachhaltigkeits-Anlagen“ verschweigen die Kriterien ganz bewusst. Reines Marketing.
Marktkonforme Renditen werden mit Indexnahen Aktien erreicht, welche zu einem gewissen Prozentsnteil gehalten werden dürfen. Reich ist man geworden mit Bitcoins. Leider ist deren Produktion nicht nachhaltig. Auch das wird irgrndwann anteillmässig erlaubt sein.
Ich würde vorschlagen, dass man auf den irreführenden Titel verzichtet. Oder hat man das nötig, weil der Artikel schlussendlich nichts anderes als eine Binsenwahrheit widergibt: Nämlich, dass man sich nie sicher sein kann, dass eine Investition auch Gewinn abwirft?
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit nachhaltigen Aktienfonds gemacht, man muss genau hinschauen und prüfen, wie es Herr Spieler aufzeigt! Auch beim Finanzinstitut: Raiffeisen und Co machen da gute Arbeit. Postfinance erwähnt zwar x mal das Wort nachhaltig im Leitbild, bietet aber praktisch keine im Fondsparplan an. Wer heute in die Waffenindustrie und CO2 Schleudern investiert, rate ich eine Reise in einKriegsgebiet. War selbst mal dort und sehr geschockt. Also investieren mit Kopf und Herz!
Interessant wäre eigentlich gewesen, etwas mehr über diese Anlageprodukte zu erfahren, sprich in was für Firmen da genau investiert wurde, die Kosten, etc. „Nachhaltigkeit“ ist ein sehr schwammiger Begriff, weshalb sich auch alles Mögliche darunter vermarkten lässt. Oft genug sogar Firmen und Investments, die so ziemlich nicht mit Nachhaltigkeit zu tun haben.
Man sollte in Menschlichkeit investieren können, so selten wie das wird, müsste es super lukrativ sein.