Warum Samsung-Aktien starke Nerven erfordern

Vorstellung des Galaxy Note 8: Die Verkäufe des neuen Samsung-Handys entwickeln sich erfreulich. Foto: AFP
Was meinen Sie zu den Samsung-Aktien: Lohnt sich da der Einstieg? H.B.
Licht und Schatten: So kann man die Entwicklung beim Samsung-Konzern auf einen Nenner bringen. Zu den belastenden Faktoren beim südkoreanischen Technologieriesen gehören die gewaltigen Führungsprobleme. Kwon Oh-hyun, Chef von Samsung Electronics und Nummer zwei der Gruppe, musste im Herbst seinen Rücktritt ankündigen. Der Abgang ist nur einer von mehreren: Jay Y. Lee, der Verantwortliche für die ganze Samsung-Gruppe, wurde im Sommer wegen Korruption zu fünf Jahren Haft verurteilt. Auch weitere Spitzenleute mussten das Unternehmen verlassen. Mehreren Top-Managern von Samsung wird vorgeworfen, Schmiergeld an die abgesetzte südkoreanische Präsidentin Park bezahlt zu haben.
Zu den Schattenseiten gehört meines Erachtens auch das geopolitische Risiko: Angesichts des politisch und militärisch heiklen Streites zwischen Nordkorea und den USA sind die Risiken für Südkorea und damit auch jene für die Unternehmen des Landes gestiegen. Zwar gehe ich nicht davon aus, dass es tatsächlich zu einer militärischen Eskalation zwischen Nordkorea und den USA kommt. Ganz ausschliessen kann man dieses Szenario dennoch nicht. Für Südkorea war dies fatal und die Folgen schwer abschätzbar.
All diese Negativfaktoren stehen im Kontrast zu der starken operativen Leistung von Samsung: Trotz Führungsproblemen erwirtschaftet Samsung beeindruckende Zahlen. So auch im dritten Quartal. Hier hat die hohe Nachfrage nach Speicherchips der Samsung Electronics Rekordgewinne beschert. Und auch der Umsatz nahm um rund 30 Prozent zu. Die Verkäufe beim neuen Galaxy Note 8 entwickeln sich erfreulich und wecken die Hoffnung, dass die Gewinne auch künftig sprudeln. Samsung Electronics produziert aber über Smartphones hinaus auch Speicherchips, Screens, Fernseher und weitere elektronische Geräte.
Für die Aktie sprechen aus meiner Sicht durchaus die positiven Perspektiven beim Galaxy Note 8 sowie bei den Speicherchips. Weil Samsung auch elektronische Bestandteile an Apple und Sony beisteuert, profitiert der südkoreanische Konzern direkt vom Boom bei Apple, obwohl Samsung und Apple bei den Smartphones harte Konkurrenten sind. All dies spricht sehr wohl für die Samsung-Aktien.
Interessanterweise haben weder die enormen Führungsprobleme noch die Nordkorea-Krise die Samsung-Papiere ernsthaft belastet. Dennoch bin ich angesichts der Schattenseiten skeptisch, zumal die Transparenz beim stark von Familienmitgliedern beherrschten Samsung-Konglomerat aus meiner Sicht einiges zu wünschen übrig lässt. Sie müssen sich auch bewusst sein, dass die Samsung-Aktien in diesem Jahr bereits stark gestiegen sind – sogar noch mehr als die Papiere des Smartphone-Konkurrenten Apple, wo ich punkto Bewertung einige Zweifel habe.
Wenn Sie die Aktien von Samsung erwerben oder halten, sollten Sie eine hohe Risikobereitschaft haben. Aufgrund der offensichtlichen hausgemachten Probleme und der geopolitischen Risiken muss man bei Samsung-Titeln trotz vielversprechender operativer Leistung jederzeit mit einer heftigen Kurskorrektur rechnen.
2 Kommentare zu «Warum Samsung-Aktien starke Nerven erfordern»
Der kleine Halbsatz zu Apple: Bei einem KGV von um die 18, welches die enormen Barmittel nicht mal berücksichtigt, ist Apple im Vergleich zu anderen Techfirmen massiv unterbewertet. Dies ergibt sich offenbar daraus, dass die Börse seit Jahrzehnten daran glaubt, dass Apples Erfolg nur vorübergehend sei. Apple steht unter Berücksichtigung der Reserven bei etwa 13-14, und damit z.B. halber Preis von z.B. Google (37). IBM im jahrzehntelangen Siechtum: 13, Microsoft mit sanftem Wachstum, in allen Wachstumsbereichen abgeschlagen: 26. Amazon: knapp 290!
Was primär einmal mehr zeigt, dass das KGV nur ein bedingt tauglicher Indikator ist und nicht überbewertet werden soll. Im übrigen dürfte manch einem Anleger wohl auch suspekt sein, dass ein Konzern mit merhren Milliarden an Kapital effektiv nichts besseres anzustellen weiss, als diese als Offshore-Cash zu horten. Apple ist da nicht alleine, zeigt sich aber in den letzten Jahren besonders wenig innovativ und investitionsfreudig. Da bei Tech-Firmen v.a. Erwartungen verkauft werden ist das darum verständlicherweise nicht vorteilhaft für die Bewertung.