Riesige Unterschiede bei der Altersvorsorge

Vorsorgefonds: Im Alter machen sich geringere Gebühren bezahlt. Foto: Getty

Vorsorgefonds: Im Alter macht sich bezahlt, wenn man auf geringe Gebühren gesetzt hat. Foto: Getty

Man hört immer, man solle wegen der Steuern in die 3. Säule zahlen. Aber die Zinsen sind fast null, und wenn ich Fonds nehme, dann zahle ich hohe Gebühren. Soll ich nicht einfach selbst sparen statt in der 3. Säule? N. S.

Die hohen Gebühren, welche den Vorsorgefonds belastet werden, sind in der Tat ein Ärgernis. Insbesondere wenn man eine sehr konservative Strategie bei einem Vorsorgevehikel wählt, das praktisch nur auf Anleihen setzt, bleibt nach Gebühren oft nichts mehr übrig, oder man legt sogar drauf. Anders als im Lebensmittel-Detailhandel, wo Herr und Frau Schweizer mehrheitlich recht preisbewusst sind und Anbieter mit günstigen Preisen bevorzugen, schauen viele beim Kauf von Vorsorgefonds nicht aufs Preisschild.

Dabei schenken gerade bei der langfristig ausgerichteten Säule 3a Gebührenunterschiede ein. Wenn man 100’000 Franken in Vorsorgefonds hält, macht es über 20 Jahre hinweg viel aus, ob man 0,5 Prozent mehr oder weniger Gebühren abliefern muss. Wenn man über die Zeitspanne von 20 Jahren eine Rendite von 2 Prozent nach Gebühren erreicht, hat man rund 149’000 Franken auf dem Konto. Wer indes nach Gebühren nur 1,5 Prozent erzielt, erhält 14’000 Franken weniger.

Zu den Kritikern der hohen Gebühren in der 3. Säule gehört Hermann J. Stern, Chef der Beratungsfirma Obermatt: «Bei Banken und Versicherungen verschwinden die 3a-Erträge irgendwo in der Bank oder im Versicherungskonzern. Dem Sparer bleiben die viel zu hohen Kosten.» Der Sparer sitze im Säule-3a-Gefängnis. «Die Schuldigen sind nicht einmal die 3a-Anbieter, sondern das Gesetz selbst, welches derart viel Bürokratie aufgebaut hat.»

Natürlich kann man argumentieren, dass man in der freien Vorsorge mittels günstigerer Exchange Traded Funds durchaus eine gute Rendite erzielen kann und frei von gesetzlichen Einschränkungen ist. Allerdings eignet sich diese Form meines Erachtens längst nicht für jeden Privatanleger. Zudem kann man im Rahmen der freien Vorsorge nicht von Steuervorteilen profitieren, die keineswegs unerheblich sind. Wer etwa in der Stadt Zürich als Alleinstehender mit einem steuerbaren Einkommen von 100’000 Franken den Maximalbetrag von 6768 Franken in die Säule 3a einzahlt, spart so rund 1850 Franken Steuern. Über 20 Jahre hinweg führt die Steuerminderung zu einem Vorteil von 37’000 Franken. Selbst wenn man bedenkt, dass das Vermögen beim Bezug versteuert werden muss, bleibt ein Grossteil des Steuervorteils bestehen, da das Vorsorgekapital zu einem reduzierten Satz besteuert wird.

Die Kritik an den hohen Gebühren der meisten Vorsorgefonds halte ich für berechtigt. Das heisst für mich aber nicht, dass man auf die steuerbegünstigte Säule 3a und Vorsorgefonds verzichten soll. Vielmehr muss man vor einem Fondskauf aufs Preisschild schauen und achtgeben, dass man nicht die teuersten Vehikel ins Depot nimmt, die allenfalls auch noch happige Ausgabe- und Rücknahmegebühren verrechnen.

Dass es anders geht, zeigen einzelne Fondsanbieter, die passiv geführte Fonds mit deutlich geringeren Kosten anbieten. Zu diesen zählt etwa die zur Zürcher Kantonalbank gehörende Swisscanto. Deren Swisscanto Fonds 75 passiv, Swisscanto Fonds 45 passiv, Swisscanto Fonds 20 passiv liegen mit einer Gesamtkosten-Kennziffer TER von 0,42 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Weitere Möglichkeiten, um Gebühren bei Vorsorgefonds zu sparen, bietet die unabhängige Vermögensplattform Liberty, die institutionelle Fondstranchen von Anbietern wie UBS, CS oder ZKB auch privaten Anlegern zugänglich macht. Diese sind gebührenmässig deutlich günstiger als klassische Vorsorgefonds und liegen in der Regel klar unter einem Prozent.

Zu Recht mag man einwenden, dass die Gebühren nur die eine Seite der Medaille sind. Es nützt einem nichts, wenn man einen günstigen Fonds hat, dieser aber bei der Anlageperformance floppt. Performancevergleiche belegen allerdings immer wieder, dass hohe Gebühren keine Garantie für eine hohe Performance sind. Oft schneiden passiv verwaltete Fonds ebensogut ab wie aktiv gemanagte Vehikel.

Kunden haben durchaus eine Wahl

Der Ärger über hohe Gebühren bei vielen Vorsorgefonds sollte nicht dazu führen, dass man das Kind mit dem Bade ausschüttet und auf die steuerbegünstigte Säule 3a verzichtet. Vielmehr würde ich die Steuervorteile der 3. Säule nutzen und jährlich nach Möglichkeit den Maximalbeitrag einzahlen, das Kapital aber konsequent nur in passiv verwaltete, kostengünstige Vorsorgefonds oder institutionelle Tranchen mit tiefen Gebühren investieren. Je mehr Anbieter wie Swisscanto mit ihren passiven Vorsorgevehikeln Erfolg haben, desto mehr wächst der Druck auf Konkurrenten, ihre Gebühren zu überdenken. Wie im Detailhandel hat man auch bei Vorsorgefonds durchaus die Wahl und kann qualitativ gute Produkte einkaufen, die bis zur Hälfte oder mehr günstiger sind.

19 Kommentare zu «Riesige Unterschiede bei der Altersvorsorge»

  • Oreg Meyer sagt:

    Leider nimmt grade die ZKB happige Verwaltungsgebühren für ihre Vorsorgedepots.

  • Bieri Roland sagt:

    Und Swisscanto sagt danke für die Werbung. Wäre spannend, wenn Sie die TER von den Pensionskassen (Investment Solutions für Institutionnelle Anleger) auch mal unter die Lupe nehmen, wie viel Geld Vollversicherungen so kosten, was die Legal Quote ist, usw. In der 2. Säule liegt der Reichtum der Schweizer und 99% schauen nicht genau hin.

    • Michael Görlitz sagt:

      Der Schweizer wendet lieber Zeit für die Evaluation einer Aktion für Spaghetti oder Ghackets auf als sich um die dicken Kostenblöcke wie KK-Prämie, Hypothekarzinsen etc. zu kümmern.

  • blume sagt:

    was kaufen diese fonds ……. nestle, roche, novartis, swissre, swisslife, zurich, swisscom — aktien …. selbst wenn ein faules ei darunter ist, nach 20 jahren können sie sicher ein wertsteigerung ernten nebst den jährlich anfallenden dividenden von +/- 4%
    .
    d. h. kaufen sie lieber diese aktien

    • Leo Schmidli sagt:

      Erklären Sie mir doch bitte, wie ich in der Säule 3a direkt in Aktien investieren kann. Ich bin gespannt.

      • Marcel Schmid sagt:

        @schmidli… blume meinte.. anstatt über den Umweg Säule 3a direkt selbst in die genannten Aktien zu investieren!

  • Karl von Bruck sagt:

    Bei der Seule 3a kann jeder frei waehlen, ob und von wem er sich ueber den Tisch ziehen lassen will. Viel schae(n)dlicher ist die 2. Seule. Nebst zum Teil horrender Ab- und Verzocke und den absehbaren Inflationsverlusten wurde schon rund eine Billion Franken von der Umlage an die Alten in die Kapitalspeckulation umgeleitet. Das Baenksterkapital wirft rund 25, das Kapital der Milliardeninvestoren rund 10, und das Pansionskassenkapital mit Mueh und Not eine schwarze 0 ab….

    • Karl von Bruck sagt:

      ….10 Prozent, und….

    • Peter Müller sagt:

      Richtig! Desshalb 2.Säule abschaffen und durch AHV-Vollrente ersetzen. Die 2.Säule ist zudem auch noch volkswirtschaftlich schädlich.

    • Marcel Schmid sagt:

      @bruck… die PK sind zu Recht auch ganz anders reglementiert als normale Investoren.. Lemann Brothers lassen grüssen! Und wie und wo Sie aktuell die von ihnen behaupteten Nettorenditen von 10 bis 25% erzielen wollen müssten Sie mir erst mal noch erklären! Funktioniert wenn überhaupt nur mit einer Hochrisikostrategie.. Lemann Brothers lassen grüssen zum 2ten!

  • erriep sagt:

    Zurück zu den Fakten : als Selbständiger bin ich seit 1989 in der 3. Säule (Hauptanteil : Aktien) engagiert. Fazit nach 28 Jahren : eine Durschnittrendite von knapp 4.0 % p.J. Dafür eine Menge Arbeit und die ganze Schweiz besucht, um den besten Fonds zu erwischen. Beste Jahre : 2005 mit 13.26 % / Worst case : 2008 : – 16.82 % ….und das muss man auch verkraften können !
    VZ hat ein spesenarmes 3. Säule Programm : z.B. Aktien CH : früher nur ETF SLI möglich, heute ETF SLI / SPI Select Div / SPI Extra SMIM usw .
    VZ Lösung hat m.E. eine vernünftige Lösung für jeden, ist aber zu jung (2017) zu bewerten und ich bin zu alt, es zu probieren (64)…Also langfristig planen, hohe Bankgbühren aller Art meiden und sich nicht von der Hausbank blenden lassen. Viel Glück !

    • Widmer sagt:

      Schön, dass sie das VZ so rühmen. In den guten Börsenjahren ist es kein Kunstwerk Gewinne zu erzielen, aber wenn die Kurse unten sind, so ist auch das VZ nicht erfolgreich. Diese sogenannten „Besserwisser“ haben mir über 100’000 Fr. den Bach hinunter gehen lassen. Habe diesem Verein den Rücken gekehrt und bezahle lieber Gebühren bei der Bank, ende Jahr sieht die Bilanz nicht schlechter aus. Die UBS ist zur Zeit am besten aufgestellt.
      Noch fragen?

      • erriep sagt:

        Tut mir leid für Sie aber jede Verwaltungsgebühr über 1.0 % p.J. ist m.E unakzeptabel. Dann Prost mit UBS (siehe Liste auf Moneyland) ! Fazit : keine Lösung ist ideal, jeder kocht nur mit demselben Wasser. Mein Vorschlag war nicht VZ zu rühmen, nur darauf hinzuweisen, dass ETF Anlagen, die Sie nach Ihrem Gusto/Risikoprofil prozentual selbst steuern können, wenige Gebühren verursachen, die den grössten Hindernis für die Rendite darstellen. Aber genau das hat Herr Spieler bestens dargelegt, nicht mehr und nicht weniger.

  • Noah Heusser sagt:

    Ich selber investiere mein 3a Vermögen in Fonds. Das im Artikel aufgezeigte Grundwissen ist mir bekannt. Mir scheint, dass sich die Vorsorgefonds mit wenigen Kennzahlen vergleichen lassen. Aber diese Kennzahlen lassen sich kaum zusammentragen:
    – Kosten beim Kauf
    – Kosten beim Verkauf
    – TER
    – Depogebühren
    – Akienanteil
    – Anteil Schweizer Papiere

    Mir ist es bisher nicht gelungen eine solche Marktübersicht zu finden. Besonders da die für mich besonders interessanten Fonds mit >50% Aktien oft fehlen. Zudem geizen die Anbieter auf ihren Websites mit Infos. Klare Übersichten was wie viel Kostet muss man sich aufwändig zusammensuchen. Ich bin schon gescheitert ZKB, Postfinance und Raiffeisen miteinander zu vergleichen.
    Ich fände eine solche Übersicht wäre einen Artikel wert! Danke

    • erriep sagt:

      Herr Spieler hat bereits am 04.11.2017 ein Artikel „Freizugigkeitsgelder in Fonds investieren“.
      Unter 1. Kommentar finden Sie wohl die Antwort zu Ihrer Frage wegen Vergleich-Liste der Fonds bei http://www.moneyland.ch
      Die Liste heisst genau „Schweizer Vorsorgefonds im Vergleich“.
      Hoffe, Ihnen damit gedient zu haben.

      • Noah Heusser sagt:

        Danke für den Hinweis. Die Übersicht von MoneyLand ist tatsächlich gut. Nur leider enthält sie nur 2 Fonds mit mehr als 50% Aktien. Dagegen fehlt z.B. der „Swisscanto (CH) Vorsorge Fonds 75 Passiv VT“.
        Die Übersicht ist vom April 2017. Bei mir liegt noch eine alte Version von Januar 2016 dort gibt es noch gar keine >50% Aktien Fonds. Vielleicht gibt es ja Anfang 2018 eine aktualisierte Version.

  • rollo sagt:

    viel zu viele bürger lassen sich beim hauskauf durch die bank blenden. wichtig ist: der zinssatz der festhypo richtet sich nach den renditen der eidgenossen. diese sind praktisch 0%. somit ist der zins der festhypothek praktisch nur die marge für die bank. der libor-zinssatz richtet sich nach der gelbpolitik der schweiz. nationalbank bzw. dem libor-zinssatz, der aktuel minus.0.75% steht. die snb ist in heutigen währungslage von der ezb-geldpolitik abhängig. nur wenn die ezb die zinsen erhöht, hat die snb die möglihchkeit den libor-zinssatz zu erhöhen. der beste indikator für sie ist die entwicklung des eurchf. solange er unter eurchf 1.2000 steht, keine chance einer zinserhöhung der snb. ich spreche mit der aktuelle eurchf-erholung nur von einem schönwetterfenster. derkurstimmt.ch

  • erriep sagt:

    Endlich kommt Bewegung in diesem 3. Säule Markt !
    Artikel der Fuw 22.11.2017 S. 14 : Billiganbieter endecken die Säule 3a.
    Habe ich die Vorschläge der VIAC noch nicht geprüft, werde ich aber umgehend tun. Unter http://www.viac.ch
    Dann ist die Gebühr-Abzockerei der Banken hoffentlich vorbei !
    Gefällt mir sehr !

  • Clemens Müller sagt:

    Und auf KEINEN FALL: 3a Versicherungen von unabhängigen sogenannten Finanzberatern aufschwatzen lassen. Gezielt wird auf junge Personen los gegangen. Nach wie vor werden mit Wissen von FINMA, Politik, WAK horrend überrissene Courtagen ausgerichtet. Einzig und allein zu Lasten der Vorsorgewilligen. Im Extremfall bis 11’000.- Fr. (Voraussetzung: junge Person, maximaler jährlicher Beitrag) Das ZEHNFACHE eines angemessenen Betrages.

    Infos dazu finden sich auf Facebook: Finanzinfos Neuhaus

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.