Solar-Aktien sind hoch spekulativ

Der Preis muss stimmen: Solarzulieferer Meyer Burger verlagert die Arbeit teilweise nach China. Foto: Alessandro della Valle/Keystone

Der Preis muss stimmen: Solarzulieferer Meyer Burger verlagert die Arbeit teilweise nach China. Foto: Alessandro della Valle/Keystone

Was halten Sie von den Meyer-Burger-Aktien? Ich habe diese für 40 Rappen gekauft. Dann sind sie rasant gestiegen, bleiben jetzt aber bei rund 1.70 Franken hängen. Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung? Zukaufen oder warten? H. W.

Ein Investment in die Aktien von Meyer Burger halte ich für hoch spekulativ. Noch im letzten Jahr stand der einstige Börsenstar vor dem Ruin, schrieb tiefrote Zahlen und kam nur knapp am finanziellen Kollaps vorbei. Zeitweise gab es Zweifel daran, ob die Firma noch genügend liquide Mittel hätte, um das operative Geschäft betreiben zu können. Inzwischen hat Meyer Burger unter der Leitung von CEO Hans Brändle aber die finanzielle Lage deutlich verbessert und verzeichnet auch operativ grosse Fortschritte.

Das zeigte sich im ersten Semester, in dem der Solarzulieferer deutlich mehr Aufträge verbuchen konnte. Obwohl der Umsatz etwas zurückging, konnte der Reinverlust deutlich verringert werden. Optimistisch stimmen vor allem die zahlreichen Aufträge aus Asien. Hier konnte Meyer Burger in letzter Zeit schöne Erfolge vermelden. Laut dem Management bleiben die Perspektiven hier vielversprechend. Jeder neue Auftrag kann ein Treiber für die Aktie sein. Immerhin nahm das Bestellungsvolumen im ersten Halbjahr um stolze 15 Prozent auf 308,5 Millionen Franken zu.

Skeptisch macht mich allerdings, dass dieses gestiegene Auftragsvolumen im ersten Semester noch nicht zu einem höheren Umsatz geführt hat. Dieser nahm nämlich in den ersten sechs Monaten sogar um 2,5 Prozent auf 212,3 Millionen Franken ab. Damit die Aktionäre wieder vermehrt Vertrauen finden, muss Meyer Burger vor allem die Rückkehr in die Gewinnzone schaffen. Massgeblich dazu beitragen dürfte das umfassende Restrukturierungsprogramm, in dessen Rahmen mehrere Hundert Vollzeitstellen abgebaut wurden und die Produktion schliesslich von Thun nach China verlagert wird.

Rückschlagrisiken bleiben hoch

Allerdings dürfte es künftig schwierig sein, die Kosten weiter zu optimieren, während aufgrund der steigenden Aufträge mehr Ressourcen nötig sind. Das wird für das Management auch punkto Qualität eine heikle Gratwanderung. Zwar bin ich überzeugt, dass der langfristige Trend in der Solarenergie positiv bleibt und der Endkundenmarkt auch künftig stark wachsen wird. Der Preisdruck bei den Modulen dürfte aber kaum abnehmen. Skalenerträge werden wichtiger.

Die Produktionskosten pro hergestellte Einheit Solarmodule müssen mit zunehmender Produktionsmenge abnehmen – entsprechend kam es auch zur Produktionsverlagerung nach China. Tiefere Kosten werden bei der Solarmodulherstellung nur durch Effizienzgewinne erzielt, welche erst durch grössere Mengen rentieren. Das spricht für die Technologielösungen von Meyer Burger.

Dennoch rechne ich bei den Meyer-Burger-Aktien vorderhand nicht mehr mit markanten Kurssprüngen nach oben, da die Anleger zuerst sehen wollen, dass das Unternehmen die Rückkehr in die schwarzen Zahlen schafft. Bis dahin ist es noch ein grosser Weg. Bis dahin müssen Sie bei den Meyer-Burger-Papieren auch weiter mit starken Kursschwankungen rechnen. Die Rückschlagrisiken bleiben aus meiner Sicht sehr hoch. Sollte die Firma die durch das gestiegene Auftragsvolumen gewachsenen Erwartungen doch nicht erfüllen oder sollten technologisch Probleme auftauchen, müsste erneut mit einem heftigen Taucher gerechnet werden. Entsprechend bleiben die Meyer-Burger-Papiere auch in den nächsten Monaten sehr spekulativ und kommen nur für risikobewusste Anleger infrage.

4 Kommentare zu «Solar-Aktien sind hoch spekulativ»

  • Stefan Marti sagt:

    Wenn man das Risiko betrachtet, sind AKW Investitionen ungleich höher Risikobehaftet. Wenn denn die Betreiber das existierende Risiko (Gau) mit Versichern müssten, gäbe es längst keine AKWs mehr. Aber dieses Risiko wird ja locker weggelächelt. Bei der ganzen Diskussion um PVA Anlagen ja oder nein ist bei den Gegnern ein einziges Argument vorhanden: Machtverlust bzw weniger Gewinn. Welcher Politiker bzw welcher Manager hat es denn schon gerne, wenn der Wähler Energie unabhängig wird, bzw der PVA Besitzer sein Enegieverbrauch nicht mehr bezahlen muss. Was für ein Skandal, wenn die Energielobbisten in Bern Arbeitslos würden und die Energiekonzerne ihre AKWs abschalten müssten! Wäre ja noch! Bei der Enegiewende geht es nicht mehr um Gewinn. Es geht um das Ueberleben des Planeten. Denken hilft.

  • Peter Wermelinger sagt:

    Also wenn tatsächlich bei 40 Rp. gekauft, dann würde ich 1/4 – 1/3 zu jeztigen Preisen verkaufen. Der Einstand ist ist mit diesem Verkauf gedeckt und der Rest ist reiner Gewinn. Als Spekulation kann man den noch lange laufen lassen.
    Hab das Gleiche mit Bitcoin gemacht. Mit Glück – gebe ich zu – bis jetzt weit mehr als verdoppelt, die Hälfte verkauft und den Rest lasse ich einfach mal laufen, schauen was passiert… REINE Spekulation…

  • Toess sagt:

    Wenn wir den heimatschutz nicht hätten, hätte ich schon lange panels, statt ziegel auf dem dach. Aber eben, es sind biber ziegel. Altehrwürdig

    • Tinu Tanner sagt:

      Biberschwänze können auf K Objekten durch das MegaSlate System von MB
      ersetzt werden. clevergie punkt ch ist eine gute Adresse

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