UBS: Trotz Fortschritten risikobelastet

UBS: Der Schlüssel zum Erfolg hängt hoch. Foto: Urs Jaudas
Ich besitze 1800 UBS-Aktien. Hier stellt sich die Frage: verkaufen oder behalten? Ich bin 73 Jahre alt und möchte diese leidige Sache aufräumen. F.T.
Seit dem grossen Einbruch in der Finanzkrise hat die UBS enorme Fortschritte gemacht. Sowohl kapitalmässig als auch operativ steht die Grossbank heute wesentlich besser da als noch vor ein paar Jahren. Die Fokussierung auf das Vermögensverwaltungsgeschäft war ein strategisch kluger Schritt und hat dazu beigetragen, dass sich die UBS heute wieder in ruhigerem Fahrwasser bewegt. Das Vertrauen bei den Kunden ist wieder hergestellt. Insbesondere auf dem internationalen Parkett wird die UBS als professionelle und vertrauenswürdige Bank geschätzt.
Die UBS ist denn auch nach wie vor die grösste Privatbank der Welt und verwaltet fast 2,1 Billionen Dollar Vermögen von reichen Privatkunden. Im wichtigen Vermögensverwaltungsgeschäft bleiben aber auch künftig die Margen unter Druck, was die Gewinnperspektiven der Marktführerin im Wealth-Management-Bereich eintrübt.
Immerhin verzeichnet die Bank beachtliche Erfolge bei der Kostenreduktion. Bis Ende Jahr will die UBS Kosteneinsparungen von 2,1 Milliarden Franken erreichen, was angesichts der erreichten Etappen realistisch erscheint. Sorgen macht aber auch in Zukunft die Kernkapitalquote. Hier muss die UBS weitere Fortschritte zeigen. Positiv aufs operative Geschäft wirkt sich immerhin aus, dass die Kundschaft angesichts der erfreulichen Marktentwicklung an den Börsen wieder etwas aktiver ist.
Mit der hohen Bewertung an den Aktienmärkten sind aber gleichzeitig beträchtliche Risiken verbunden. Sollte es in nächster Zeit zu Korrekturen kommen, würde sich dies nach einer ersten heftigen Reaktion auch wieder negativ auf die Kundenaktivitäten auswirken.
Gefahren beinhalten für die UBS auch die zahlreichen geopolitischen Unsicherheiten und die Geldpolitik der grossen Notenbanken. Zwar sind steigende Zinsen für Banken positiv. Wie sich der langsam abzeichnende Ausstieg der Notenbanken aus der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik für die grossen Institute wie die UBS auswirken wird, ist allerdings unklar und beinhaltet beträchtliche Unwägbarkeiten. Dazu kommen weiter offene Rechtsfälle, die auch künftig hohe Vergleichszahlungen oder Bussen nach sich ziehen könnten.
Angesichts der zahlreichen Risiken würde ich weder bei der UBS noch bei der Konkurrentin Credit Suisse Aktien dazukaufen, da bei einer Marktkorrektur oder schwer abschätzbaren geopolitischen Ereignissen bei den Bankentiteln mit erneuten stärkeren Rückschlägen zu rechnen ist. Da Sie die Papiere der UBS aber bereits im Depot halten, würde ich sie derzeit auch nicht verkaufen – vorausgesetzt, dass Sie auf das Geld nicht angewiesen sind und die mit den Titeln verbundenen Risiken tragen können.
Statt die UBS-Papiere abzustossen, würde ich die im Vergleich zu den meisten Frankenanleihen attraktive Dividendenrendite geniessen, welche diese Aktien abwerfen. Vertraut man dem Ausblick des Managements, besteht derzeit auch kein Anlass, dass die Dividende bei der UBS gekürzt wird. Eine weitere starke Kurserholung würde ich trotz der Fortschritte im operativen Geschäft auf dem aktuellen Niveau bei den UBS-Aktien hingegen nicht erwarten.
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