Anleger auf der Achterbahn

Ein Auf und Ab: Bei Newron-Aktien ist alles möglich. Foto: Getty

Ein Auf und Ab: Bei Newron-Aktien ist alles möglich. Foto: Getty

Seit April 2015 habe ich 950 Newron-Aktien, gekauft zu 33.50 Franken. Da der heutige Aktienkurs sehr tief ist, frage ich Sie, was ich mit diesen Aktien machen soll. Einfach verkaufen und diesen Verlust in Kauf nehmen? T.F.

Das italienische Pharmaunternehmen Newron, dessen Aktien an der Schweizer Börse kotiert sind, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die Papiere notierten vor zehn Jahren noch auf rund 80 Franken, wurden dann zeitweise für nur noch gerade 1.70 Franken gehandelt und haben sich bis heute wieder auf über 13 Franken erholt. Da Sie die Papiere vor zwei Jahren für über 30 Franken erworben haben, sitzen Sie auf beträchtlichen Buchverlusten.

Offen gesagt, halte ich bei den Newron-Papieren alles für möglich. Auch künftig müssen Sie mit starken Kursschwankungen rechnen. Immerhin gibt es aber berechtigte Hoffnungen, dass Newron operativ Fortschritte machen und deswegen der Aktienkurs auf Erholungskurs gehen könnte. Mit der Zulassung seines Mittels Xadago in den USA hat die Firma einen wichtigen Meilenstein erzielt. Darüber hinaus verfügt Newron über vielversprechende Pipeline-Projekte.

Einiges Potenzial sehe ich in den Produktekandidaten Sarizotan zur Behandlung des Rett-Syndroms und Evenamide zur Behandlung von Schizophrenie. Laut dem Newron-Management haben diese Produkte sogar Blockbuster-Potenzial – könnten also eigentliche Umsatzrenner werden und den Gewinn des Unternehmens stark positiv beeinflussen.

Im ersten Halbjahr hatte die US-Zulassung für das Parkinson-Medikament Xadago eine Meilensteinzahlung durch den Partner Zambon ausgelöst, was dazu geführt hat, dass Newron schwarze Zahlen schreiben konnte. Nach einem Verlust im Vorjahreszeitraum von fast 9 Millionen Euro resultierte im ersten Semester ein Gewinn von 1,5 Millionen Euro. Die weitere Forschung an den Produktekandidaten und die für die Zulassung nötigen Studien werden die Kosten künftig aber belasten.

Zudem besteht wie bei jeder Pharmafirma ein beträchtliches Risiko, dass die Detailstudien nicht die erhofften Resultate zeigen, was für Newron katastrophal wäre. Die Produktekandidaten Sarizotan zur Behandlung des Rett-Syndroms und Evenamide zur Behandlung von Schizophrenie werden deshalb massgeblich darüber entscheiden, ob eine markante Kurserholung bei den Newron-Aktien drinliegt. Sollten die Studien bei den Produktekandidaten negative Resultate zeigen, müssten Sie gar mit einem weiteren Kursrückschlag bei den Aktien rechnen.

Die Papiere bleiben riskant, allerdings sehe ich aufgrund der Produktekandidaten durchaus eine realistische Chance für eine Erholung. Aber Sie müssen für sich selbst abschätzen, ob Sie das beträchtliche Risiko tragen können.

 

3 Kommentare zu «Anleger auf der Achterbahn»

  • Peter Schneider sagt:

    Nehmen wir mal Santhera, Newron, Basilea, Idorsia und Molecular Partners mit jeweils recht schwachen Pipelines. Man kann darauf wetten, dass aus irgendeiner „die nächste Actelion“ wird, aber wozu? Das sind Geratewohl-Wetten, die irgendjemand eingeht, der weder von Chemie noch Biologie eine Ahnung hat. Selbst wenn es empfohlen wird, muss man darauf vertrauen, dass der „Aktienexperte“ weiss, was er schreibt. Und das kann bei Anlegermagazinen wie z.B. der Aktionär einfach nicht der Fall sein.
    Es gibt zwei Möglichkeiten: ausgewiesenen Experten vertrauen und in einen Biotech-Fonds investieren (z.B. BB Biotech) oder aber den Nasdaq Biotech-Index als ETF kaufen (Source, 25524842, btw. schöner Aufwärtstrend) und damit zumindest recht breit streuen. Aber alleine Newron? Zu abenteuerlich.

  • peter sagt:

    es geht um 30’000 Fr., also halten!

    • Peter Schneider sagt:

      Das ist ein recht abenteuerlicher Vorschlag, weil ein Alternativ-Investment eventuell schneller die Kohlen aus dem Feuer holt. Wer sagt denn, dass Newron nicht noch weiter sinkt bzw. ganz bankrott gehen? Diese „also halten“-Mentalität könnte insofern in Fatalität münden.
      Man müsste zudem noch die Risikofähigkeit des Anlegers überprüfen. Wenn 30 000 CHF in Newron 3% des ganzen Portfolios entspricht: gut, kann man verschmerzen. Sprechen wir hier über mehr als eine Beimischung, würde ich dringend zu mehr Diversifikation raten.

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