Zurich Insurance kommt glimpflich davon

Von Harvey zerstörte Kirche in Port Arthur, Texas. Zurich Insurance rechnet mit 700 Millionen Dollar Zahlungen infolge von Wirbelstürmen und Erdbeben. Foto: David Goldman/AP
Die Zurich Insurance rechnet mit 700 Millionen Dollar Zahlungen an Personen und Firmen, die von den Erdbeben und Wirbelstürmen in Nord- und Zentralamerika betroffen sind. Der Gewinn wird deshalb im laufenden Jahr zurückgehen. Diese erste konkrete Schadenzahl ist weniger dramatisch ausgefallen, als viele Analysten und Investoren befürchtet hatten. Deswegen hat der Aktienkurs gar zugelegt. Die Aktionäre von Versicherungsunternehmen wissen, dass nach schweren Naturereignissen happige Geldzahlungen fällig werden. Die Tropenstürme Harvey, Irma und Maria haben weite Gebiete der Karibik und der US-Südküste verwüstet. Analysten rechnen damit, dass die Versicherungsbranche gesamthaft rund 100 Milliarden Dollar für die Behebung von Schäden oder wegen Betriebsunterbrüchen zahlen muss. Die Not betroffener Menschen wird damit zumindest finanziell gelindert. Die Versicherer stellen für die Deckungszusagen jedes Jahr kräftig Prämien in Rechnung. Sie werden nächstes Jahr wohl die Tarife neuer Verträge erhöhen. Das lässt für 2018 mehr Einnahmen erwarten und nährt die Hoffnung, dass im nächsten Jahr wieder ein kräftigerer Überschuss erzielt wird. Dosiert kaufen
Rückgang um ein Drittel
Vergangene Woche wurde mir die Diskrepanz zwischen Kühne + Nagel und Panalpina wieder einmal richtig bewusst. Beide machen dasselbe: Waren per Flugzeug, Schiff und Fahrzeug von einem Ort zum andern transportieren. Aber wenn ich die Neunmonatszahlen anschaue, trennen die beiden Logistikunternehmen Welten. K+N wächst doppelt so schnell. Dem gestiegenen Margendruck kann auch der weit grössere Konzern nicht entgehen. Der Gewinn stieg nur wenig bis Ende September, aber er stieg. Und Panalpina? Sie musste einen Rückgang um ein Drittel hinnehmen. Die beiden Frachtspediteure haben auch unterschiedliche Finanzziele. Panalpina strebt eine operative Marge in der Flugfracht von 25 Prozent und in der Seefracht von 20 Prozent an. Besonders beim Seefrachtziel bin ich skeptisch, ob das bis 2020 zu schaffen ist. Derzeit schreibt Panalpina in diesem Geschäft rote Zahlen. Meiden
200 Millionen mehr Betriebsgewinn
Kühne + Nagel dagegen kommt in beiden Sparten auf 30 Prozent. Ziel ist es, doppelt so rasch wie der Markt zu wachsen. Das sollte 2017 klappen. Zudem will das Management mittelfristig mindestens 200 Millionen Franken mehr Betriebsgewinn pro Jahr hereinholen. Auch da bin ich zuversichtlich, dass Kühne + Nagel das schafft. Kaufen
Deutlich höheres Niveau
Die US-Schieferölindustrie stehe vor einer Investitionswelle, daran gebe es keinen Zweifel, ist Patrick Pouyanné, Chef des französischen Ölriesen Total, überzeugt. Das sind markige Worte, die mir den Stahlhersteller Schmolz + Bickenbach in Erinnerung rufen. Denn der hat in den USA ein feines Werk, das profitabel, aber nicht ganz ausgelastet ist. Es litt lange unter dem Einbruch der Nachfrage aus der Öl- und Gasschieferindustrie. Ein Blick auf die Zahl der in Nordamerika aktiven Bohrlöcher zeigt zwar seit Juni eine Seitwärtsbewegung, aber ein deutlich höheres Niveau als vor einem Jahr an. Das ist ein positives Zeichen für S+B. Zudem lese ich in Branchenstudien, dass die Stahlpreise weltweit ihren Aufwärtstrend seit Juli im September fortgesetzt haben. Das alles kann nicht einfach eins zu eins auf das Geschäft von S+B übertragen werden, da der Hersteller mit seinen Langstahlprodukten Nischen bedient und hochspezialisiert ist. In der Tendenz aber schon, und die Nachfrage der wichtigsten Abnehmerindustrien Automobil und Maschinenbau ist unverändert gut. Die S+B-Aktien bewegen sich seit einem halben Jahr seitwärts. Im August habe ich empfohlen abzuwarten. Nun haben sich die guten Aussichten gefestigt, und mein Urteil heisst: Dosiert kaufen
Investition von sechs Milliarden Dollar
Wer Mitte Juli dem Rat in dieser Kolumne gefolgt ist, Netflix zu kaufen, hat bisher sechs Prozent Gewinn gemacht – mindestens. Anfang vergangener Woche hat die Onlinevideothek, über die 109 Millionen Menschen weltweit Filme auf Fernseher, Smartphone & Co. laden und anschauen, Bilanz gezogen. Die Zahlen zum dritten Quartal waren nicht schlecht: Klar, ein Gewinn von 130 Millionen Dollar bei einem Umsatz von drei Milliarden reisst niemanden vom Hocker. Aber die Gesellschaft konnte mehr Zuschauer gewinnen als gedacht – und darum geht es. Amazon, Alphabet oder Disney zeigen nämlich auch Ambitionen im Videostreaming. Die Abwehrstrategie von Netflix: in Filme und Serien zu investieren und damit Neukunden anlocken. Sechs Milliarden Dollar hat das im laufenden Jahr gekostet, sieben bis acht Milliarden kostest es 2018. An der Börse wachsen die Zweifel, ob sich die Gesellschaft das auf Dauer leisten kann. Noch aber geht es gut. Noch hält Netflix die Rivalen so auf Distanz. Risikofähige Anleger behalten die Papiere auf ihrer Beobachtungsliste. Abwarten
Ein Kommentar zu «Zurich Insurance kommt glimpflich davon»
Schmolz & Bickenbach ist ein Kauf einverstanden.
Zürich Versicherungen hätte man aber viel früher kaufen sollen, jetzt lohnt es sich höchstens noch wegen der guten Dividende.
Netflix zu kaufen ist viel zu riskant, die Aktie ist letzte Woche sogar auf Allzeithoch gestiegen und wird bei einer Börsenkorrektur mindestens 20 Prozent verlieren.
In den USA sollte man momentan Puts kaufen und da vorallem die Techaktien Amazon, Apple, Facebook, Tesla shorten.