Geld verloren – Vertrauen verloren

Trotz breiter Diversifikation und modernen Ansätzen in der Portfoliotheorie Verluste eingefahren? Wechseln den Vermögensverwalter. Foto: Getty Images

Trotz breiter Diversifikation und modernen Ansätzen in der Portfoliotheorie Verluste eingefahren? Wechseln den Vermögensverwalter. Foto: Getty Images

Nach der Pensionierung haben wir im Mai 2013 beim VZ-Vermögenszentrum 170’000 Franken angelegt. Vor ein paar Monaten haben wir aufgrund der schlechten Zahlen beim VZ vorgesprochen. Die Einlagen waren auf 166’881 Franken geschmolzen, trotz der defensiven Anlagestrategie und Renditeversprechungen. Ausser Verwaltungskosten und Spesen hat sich nichts Positives ergeben. In der Zwischenzeit ist der Kontostand auf 164’238 Franken gefallen. Sollen wir die Vermögensverwaltung kündigen und selbst in dividendenstarke Schweizer Aktien investieren? R. R.

Ich kann Ihre Frustration verstehen. Gerade beim Pensionskapital, das man über Jahre hinweg mit Lohnabzügen hart erarbeitet hat, tun Verluste besonders weh. Das VZ setzt in der Vermögensverwaltung auf eine sehr breite Diversifikation und eine nach modernen Ansätzen der Portfoliotheorie entwickelte Strategie mit kostengünstigen Exchange Traded Funds. Dennoch sitzen Sie jetzt auf Buchverlusten. Das ist ärgerlich.

Offenbar entspricht die gewählte Strategie nicht Ihren Risikovorstellungen, was zweifellos im Gespräch mit Ihrem Vermögensverwalter auf den Tisch gekommen ist. Allerdings kann ich aus der Ferne nicht beurteilen, ob bei der Vermögensverwaltung beim VZ Fehler passierten oder welches genau die Gründe sind, dass Ihr Vermögen in den letzten vier Jahren abnahm. Ihr Vermögensverwalter muss aber in der Lage sein, Ihnen im Detail aufzuzeigen, wo das Problem lag. Entsprechend kann die Strategie für die Zukunft verändert werden.

Mit Banken das Gespräch suchen

Aufgrund Ihres Schreibens habe ich allerdings den Eindruck, dass Sie das Vertrauen in Ihren Vermögensverwalter längst verloren haben. Falls das wirklich zutrifft, würde ich unabhängig von den Gründen für die enttäuschende Performance das Verwaltungsmandat umgehend kündigen und einen neuen Vermögensverwalter suchen, zu dem Sie mehr Vertrauen haben. Vermögensverwaltung ist Vertrauenssache. Wenn das Vertrauen angeschlagen ist oder fehlt, sollte man mit einem Wechsel nicht lange zögern.

Ich rate Ihnen, mit drei Banken das Gespräch zu suchen und Vorschläge für eine Anlage des Kapitals offerieren zu lassen. Dann wird man Ihnen einerseits mögliche Fehler der Vergangenheit und anderseits Alternativen aufzeigen. Vor allem können Sie dann anhand der unterschiedlichen Offerten vergleichen, wobei Sie unbedingt auch die Gebühren beim Vergleich miteinbeziehen sollten. Wunder erwarten dürfen Sie allerdings auch da nicht. Eine Renditegarantie gibt Ihnen niemand. Aber Sie können im Gespräch und anhand der Vorschläge abschätzen, ob Sie das nötige Vertrauen zu einem neuen Vermögensverwalter aufbauen können.

Unabhängig davon fragen Sie mich, ob Sie das Geld nicht lieber selbst in Schweizer Dividendenperlen investieren sollten. Das können Sie selbstverständlich, zumal verschiedene Schweizer Qualitätsaktien hohe Dividendenrenditen von drei bis zu fünf Prozent oder teilweise sogar mehr aufweisen. Sie müssen sich aber bewusst sein, dass Sie mit der Fokussierung auf den Schweizer Markt und auf Aktien eine zu geringe Diversifikation haben und ein Klumpenrisiko eingehen und selbst die Dividenden nicht garantiert sind – etwa wenn sich eine Firma schlecht entwickelt. Vor allem aber setzen Sie sich hohen Kursschwankungsrisiken aus. Also genau dem, was Sie derzeit bei der Vermögensverwaltung beim VZ stört.

Vorstellung der Rendite definieren

Die Börsen sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Es kann durchaus sein, dass die Märkte künftig einbrechen und vielleicht sogar durch eine längere Baissephase gehen, obwohl die Vorzeichen für die Börsen momentan noch gut sind. Falls Sie diese Strategie wählen, müssten Sie in der Lage sein, über die Kursschwankungen hinwegzusehen, da Sie die Titel ja langfristig behalten möchten, und sich nur auf die jährlichen Dividenden zu konzentrieren. In der Praxis ist das oft aber nicht so leicht. Dann nämlich, wenn die Kurse deutlich tiefer notieren, machen sich viele trotzdem Sorgen und werden nervös. Diesen Weg sollten Sie nur gehen, wenn Sie sich all der erwähnten Risiken bewusst sind und diese wirklich eingehen können.

Vor diesem Hintergrund rate ich Ihnen, auf jeden Fall auch noch mit anderen Banken das Gespräch zu suchen. Dann können Sie immer noch entscheiden, welcher Weg für Sie der passende ist. Wichtig ist aber, dass Sie sich genau überlegen, welche Renditevorstellungen Sie haben, und vor allem, welche Risiken Sie mit Ihrem Geld tragen möchten und können. Im Zweifelsfalle würde ich eher weniger Risiken eingehen. Immerhin ist es Ihr Pensionskassengeld, welches Sie für Ihr Alter brauchen.

Dieser Beitrag ist neu unter www.tagesanzeiger.ch/geld-verloren-vertreuen-verloren-649295757745 zu finden.

17 Kommentare zu «Geld verloren – Vertrauen verloren»

  • Peter Meyer sagt:

    ich würde R R raten arbeiten zu gehen, wenn die Person nicht genügend Geld hat.
    Woher kommt die Vorstellung, dass man sich Faul hinsetzen kann und andere für einem arbeiten gehen, um einem die Zinsen zu bringen?

    • Christoph Bögli sagt:

      1. Der Fragesteller ist pensioniert, wieso sollte er noch arbeiten müssen? Für was gibts denn die AHV und Pensionskasse?

      2. Es steht nirgends, dass der Fragesteller grosse Renditen will, gar solche von denen er leben könnte. Im Gegenteil, die risikoscheue Strategie legt eher nahe, dass es darum geht, die Ersparnisse zu erhalten. Und das ist ja wohl noch ein berechtigtes Anliegen.

    • UrsO sagt:

      @ P. Meyer: Ihre Antwort ist Polemik. Erstens ist RR pensioniert und zweitens steht nirgendwo dass RR „nicht genügend Geld“ hat. Ueberdies haben Sie wahrscheinlich auch eine Pensionskasse von welcher Sie erwarten, dass sie eine Rendite einbringt, die Ihnen den unvernünftig hohen Umwandlungssatz garantiert. Sagen Sie also von sich selbst auch, dass Sie faul rumhocken, andere für Sie arbeiten gehen lassen um Ihnen die Zinsen zu bringen?

  • Michi Meyer sagt:

    Wie man in den letzten Jahren Geld an der Börse verlieren konnte, ist mir ein Rätsel. Die Börse zeigte nur nach oben. Das Geld wird beim VZ diversifiziert investiert. Auch ich habe mein Geld beim VZ angelegt und bin seit Jahren sehr zufrieden mit der Rendite. Dazu kommt, dass die Kosten einiges niedriger sind als bei anderen Banken.

  • Cadosch Walter sagt:

    Wir haben genau die gleichen schlechten Erfahrungen mit dem VZ gemacht. Wechseln Sie die Bank! In der Zwischenzeit konnten wir den Verlust wettmachen, ohne hohe und undurchsichtige Gebühren.

  • Rolf Bachmann sagt:

    98% der Vermoegensverwalter haben keine Ahnung von der Boerse. Das System ist auch komplett falsch aufgegleist. Der Vermoegensverwalter bekommt jedes Jahr 1.4 bis 2% des verwalteten Vermoegens., ohne dass er dafuer wirklich etwas macht. War ja zu Zeiten als die Zinsen >5% waren ganz gut. 3.5% Rendite fuer den Kunden 1.5% fuer sich. Nur jetzt wo man auf Zinsbasis nichts mehr verdient sind eben all diese Mainstreamplauderi Anlageberater fehl am Platz.
    Auch die Aktienstrategie buy and hold hat ausgedient. Nur aktive gehandelte Portfolio bringen heute gute Rendite. Bedingt aber dass man von der Sache Ahnung hat.

    • Peter Schneider sagt:

      Aktives Handeln bringt lediglich der Bank Courtagen. Ich bin ganz zufrieden mit meinem passiven Ansatz und mit meinem durchschnittlichen Gewinnen. Unter mir sind aktive Händler, die ins Klo gegriffen haben, oberhalb von mir sind die Profis.

  • Christoph Bögli sagt:

    Es wäre schon interessant zu wissen, wo das ganze Geld denn hin ist. Angesichts des Anlagezeitraums wirkt es jedenfalls überaus bedenklich, dass nicht nur keine Gewinne, sondern sogar Verluste resultieren. Erst recht wenn das Portfolio tatsächlich auch Indexfonds beinhaltet. Denn zwischen 2013 und 2017 sind weltweit die Börsen ja nur in eine Richtung galoppiert, selbst ein blinder Affe würde in so einer Phase mit Zufallsinvestment noch garantierte Gewinne machen. Unter den Bedingungen mit wohl saftigen Gebühren jemandem Verluste zu bescheren hört sich ja schon fast nach ungetreuer Geschäftsführung an.

  • Wild sagt:

    Das ganze ist ziemlich fragwürdig der SMI hat alleine 2017 bis jetzt 12 % zugenommen.
    Rate eigene Portfolio zu erstellen.Am besten mit guten Dividenden Aktien.

  • UrsO sagt:

    Aehniches erfahre ich auch: Seit 4 Jahren habe ich bei der VZ eine „regelbasierte Vermögensverwaltung“ mit einer mittleren Anlagestrategie (50% Aktien), Nettorendite über 4 Jahre: -2% (bei fixen jährlichen Gebühren von 1.59%). Gleichzeitig bin ich im gleichen Umfang direkt an der Börse investiert (100% Aktien) und dabei resultierte über die letzten 4 Jahre eine Rendite von 34%. Ich verstehe den Unterschied nicht. Bin wohl ein blinder Affe (Ch.Bögli)

  • Unknown sagt:

    Wechseln Sie die Bank. Hatte ebenfalls sehr schlechte Erfahrungen mit dem VZ. Was ich so gehört habe, ist das VZ nicht gut für den kleinen Mann wie uns.

  • Peter Hinderling sagt:

    Auch ich habe schlechte Erfahrungen mit dem VZ gemacht. Meine Anlage hat sich nach dem Euroschock nicht mehr erholt, obwohl die Börsen seither stark gestiegen sind. Ich verstehe das nicht. Das kann nur an überhöhten Gebühren liegen.

    • Unknown sagt:

      1. die überhöhten Gebühren und 2. hatten Sie sehrwahrscheinlich Anlagen die in Euro waren und dass obwo man das bei diesem eher tiefen Betrag nicht machen sollte, da Sie das Geld wohl in Schaf brauchen werden.

  • Peter Wermelinger sagt:

    In einer defensiven Anlagestrategie wird hauptsächlich in Oblis investiert. Wie hirnverbrannt kann ein Verwalter denn sein. Die Oblizinsen sind unter Null und werden irgendwie irgendwann steigen (und sind es seit den Tiefst bereits). Der Anteil Obligationen muss somit in Cash bleiben, ev. ganz wenig in High-Yield Funds. 25% Aktien in einem Depot sind immer noch defensiv. Somit Aktienanteil in 4-5 (konservative) Dividendenperlen aufteilen oder in einen Aktienfonds, der in Dividendenperlen investiert. So einfach ist das. Bei mir wären 170′ wie folgt angelegt: 40′ in Dividendenperlen, 10′ in High-Yield Fund, Rest momentan Cash (ev. wenn nicht Eigenheimbesitzer noch 20′ in Immo-Fund, genommen vom Cash-Anteil)

  • Kölbi sagt:

    Auf Mandatsebene macht der VZ nach meinen Erfahrungen einen seriösen Job. Dadurch gewinnt der VZ das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger. Was passiert wenn Sie vertrauen haben zu jemandem?
    Ich habe mir verschiedene Vermögensmandate des VZ in verschiedenen Teilen der Schweiz angesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass nebst der jährlichen Vermögensverwaltungsgebühr viel zu oft Papiere verkauft und gekauft wurden, nur um zusätzliche Kommissionen zu generieren. Kontrollieren Sie einmal sämtliche Transaktionen der letzten Jahre und Sie werden feststellen, dass das Ganze System hat! Nehmen Sie sich die Zeit und erstellen eine Tabelle mit allen Spesen, Gebühren, Kommissionen usw. Sie werden schnell feststellen, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

  • Sander sagt:

    Wer einen „Vermögensverwalter“ braucht um zu investieren hat vermutlich ein grundsätzliches Problem.
    Vor gut 15 Jahren hatte ich, in jugendlicher Naivität & auf Anraten meines Vaters, auch ein bisschen etwas durch einen Vermögensverwalter einer „seriösen“ Bank anlegen lassen. Ich wollte damals eine möglichst risikoarme Strategie, weswegen er mir irgendwelche Fonds empfahl, bei denen nach seiner Aussage ein Verlust unmöglich war, weil dieses Produkt gar nie sinken sondern schlimmstenfalls gleich bleiben könne. Ein paar Jahre später löste ich das Ganze dann wieder auf – inklusive dem „unmöglichen“ Verlust. Der „Vermögensverwalter“ hat dann bei der Auflösung irgend einen Praktikanten vorgeschickt und liess ich nicht mehr blicken.

  • Jan Meyer sagt:

    Auch ich kann vor der Leistung des VZ nur warnen. Diese Firma tätigt hohe Investitionen in Onlinemarketing und ist auf Kundenfang. Ich habe vor 4 Jahren beim VZ in ETF investiert. Die durchschnittliche Rendite p.a. beträgt 0.9%. Versprochen hat man mir anderes. Lasst die Finger vom VZ. Die wirken sehr seriös, die Performance ist aber sehr schlecht. Ich werde meine Anlage auch wechseln.

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