Wachstum oder Ertrag?

Welches Kisterl hättens denn gern? Thesaurierende Fonds reinvestieren Erträge und Gewinne. Foto: Getty Images

Welches Kisterl hättens denn gern? Thesaurierende Fonds reinvestieren Erträge und Gewinne. Foto: Getty Images

Ich kaufe das erste Mal Anlagefonds und habe zwei passende Produkte ausgewählt. Allerdings fragt mich die Bank nun, ob ich einen thesaurierenden Fonds wünsche oder einen mit Ausschüttung. Da verstehe ich Bahnhof. Was ist mit thesaurierend gemeint? N. B.

In der Antike war ein Thesauros ein Ort, wo Schätze oder auch wertvolle Vorräte aufbewahrt wurden. Das davon abgeleitete Verb thesaurieren sagt aus, dass man Gewinne eines Unternehmens oder eines Fonds in der Firma oder dem Fonds belässt, diese also hortet und nicht ausschüttet.

Bei einem thesaurierenden Anlagefonds werden die Erträge und Gewinne laufend wieder investiert. Sie als Inhaberin des Fonds bekommen somit keine Ausschüttung, vielmehr fliessen alle Erträge wie Zinsen und Dividenden in den Fonds, dessen Wert entsprechend steigt. Indem die Erträge über Jahre hinweg reinvestiert werden, profitieren Sie vom Zinseszinseffekt und zumindest theoretisch von einer überdurchschnittlichen Wertsteigerung.

Fonds je nach Alter und Zielen wählen

Natürlich sind auch thesaurierende Fonds dem Auf und Ab an den Finanzmärkten ausgesetzt. Obwohl die Erträge laufend reinvestiert werden, haben Sie aufgrund der Schwankungsrisiken keine Garantie, dass Ihr Fonds später zwingend einen höheren Kurs aufweist. Bei den ausschüttenden Fonds erhalten Sie einen Ertrag ausbezahlt wie bei einer Aktie, wo die Dividende weggeht.

Der Abgang der Ausschüttung belastet aber den Kurs, da das Fondsvermögen durch die Ausschüttung kleiner wird, was dann zuerst wieder wettgemacht werden muss. Bei einem thesaurierenden Fonds setzen Sie auf langfristiges stärkeres Wachstum, beim ausschüttenden Fonds möchten Sie regelmässig von dessen Erträgen profitieren, nehmen dafür aber ein langsameres Wachstum in Kauf. Welche Variante für Sie sinnvoll ist, hängt von ihren persönlichen Zielen ab.

Ältere Menschen sind zur Deckung ihres Lebensunterhaltes neben der Rente von AHV und Pensionskasse meist darauf angewiesen, dass sie auf ihrem Ersparten einen Ertrag erwirtschaften. Sie wählen einen ausschüttenden Fonds. Ein junger Mensch hingegen, der langfristig – beispielsweise für seine Altersvorsorge – spart, ist meist nicht auf die Erträge angewiesen, sondern hat das Ziel, nach einigen Jahren möglichst viel Kapital auf der Seite zu haben. In dieser Konstellation verspricht ein thesaurierender Fonds dank dem Zinseszinseffekt ein höheres Wachstum. Bevor Sie nun die Fondsart wählen, müssen Sie sich im Klaren sein, welche Ziele Sie mit Ihrer Anlage verfolgen. Falls Sie ein langfristiges Wachstum anstreben, würde ich einen thesaurierenden Fonds wählen.

2 Kommentare zu «Wachstum oder Ertrag?»

  • Till sagt:

    Wenn N.B. aktuell mit zwei Fonds startet und diese gut laufen, kommt bald der Moment, in dem man weiter diversifizieren möchte. Da sind ausschüttende Fonds praktischer, da man ohne Courtage an einen Teil des Geldes kommt. Wenn natürlich weiterhin ein externer Geldzufluss besteht, der einem weitere Investition erlaubt, kann sich das Argument auch umkehren: Die Anlage in die beiden bestehenden Fonds findet thesaurierend ohne Courtage statt. Persönlich mag ich ausschüttende Fonds lieber, da sie mir mehr Flexibilität lassen und ich ein Ungleichgewicht im Depot einfacher ausgleichen kann.

    • Peter Schneider sagt:

      Ich finde thesaurierend praktischer, weil – wie Sie das auch bemerken – eben bei der Reinvestition keine Courtage anfällt. Und die Reinvestition fällt zeitnah an, nicht erst, sobald sich Geld angesammelt hat.
      Kommt hinzu, dass je nach Fondsdomizil noch in- oder ausländische Quellensteuern bei ausschüttenden Fonds anfallen. Würde ich als Performance-Bremse ansehen.

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