Risikofreie Anlagen sind kalter Kaffee

Auszahlung und hoher Kurs sind nicht garantiert: Nestlé ist eine Schweizer Dividendenperle. Foto: Gaetan Bally/Keystone

Auszahlung und hoher Kurs sind nicht garantiert: Nestlé ist eine Schweizer Dividendenperle. Foto: Gaëtan Bally/Keystone

Die Postfinance hat mich auf ihren neu lancierten Fonds High Dividend hingewiesen. Damit könne ich fast vier Prozent Rente machen. Ist das eine sichere Anlage? H. E.

Nein. Sie müssen sich bewusst sein, dass der neue Fonds das Kapital praktisch vollständig in Aktien investiert – rund 70 Prozent in Papiere von Schweizer Dividendenunternehmen und rund 30 Prozent in ausländische Firmen mit attraktiven Dividenden. Wenn Sie diesen Fonds halten, sind Sie dem Auf und Ab der Börsen ausgesetzt und müssen mit erheblichen Kursschwankungen rechnen. Falls Sie hohe Sicherheit für Ihr Erspartes suchen, wäre das eine falsche Wahl.

In dieses Vehikel dürfen Sie nur investieren, wenn Sie einen langen Anlagehorizont von fünf bis zehn Jahren haben und das Geld während dieser Zeit sicher nicht brauchen sowie keine schlaflosen Nächte haben, falls Sie während einigen Phasen auf markanten Buchverlusten sitzen. Denn das ist bei diesem Vehikel durchaus möglich.

Die Aktienmärkte sind seit dem Ende der Finanzkrise im Jahr 2009 stark angestiegen und haben eine eindrückliche Performance gezeigt. Das freut die Anlegerinnen und Anleger. Doch die Bewertungen vieler Titel sind hoch. Zwar sind die Rahmenbedingungen für Aktienanlagen weiterhin positiv: Die Konjunkturperspektiven in Europa und den USA sind viel versprechend und die Gewinnaussichten der Unternehmen gut. Auch sind die Zinsen trotz der Zinserhöhungen in den USA weiter tief und die Inflation ist sowohl in Europa als auch in Amerika noch gering. Dennoch kann es jederzeit zu einer Korrektur an den Aktienmärkten kommen. Diese kann nach den vielen Rekorden an den Börsen sogar heftig ausfallen.

Auslöser könnte beispielsweise ein geopolitisches Ereignis sein – etwa eine militärische Eskalation der Krise zwischen Nordkorea und den USA. Der neue High-Dividend-Fonds der Postfinance investiert in Dividendenperlen – also in Unternehmen mit hoher Dividendenrendite. Beispiele dafür sind Nestlé, Swisscom oder die Versicherer Zurich und Swiss Re. Für Anlegerinnen und Anleger, welche sich regelmässig Dividendenerträge wünschen, ist eine solche Strategie an sich sinnvoll. Sie müssen sich aber vor Augen halten, dass Sie nicht nur verstärkten Kursschwankungen ausgesetzt sind, sondern dass auch die Dividenden nicht immer garantiert sind.

Sollte eine Unternehmung operativ schlecht laufen, kann es zu Dividendenkürzungen oder -ausfällen kommen. Dank der breiten Diversifikation im Fonds wird dieses Risiko deutlich abgefedert. Trotzdem dürfen Sie nie mit garantierten Erträgen rechnen. Auch die angebliche Rendite von fast vier Prozent ist keineswegs gesichert. Die Postfinance selbst stellt für den Fonds unverbindlich eine mögliche Rendite von theoretisch 3,55 Prozent in Aussicht, wenn man die gewählte Strategie 2016 umgesetzt hätte. Diese Rendite ist mit der festgelegten Dividendenstrategie machbar, aber nicht garantiert.

Auch ist der Fonds nicht günstig. Zwar bietet Postfinance ihren Kunden eine kostenlose Depotführung an. Für die Verwaltung des Fonds werden aber dem Fondsvermögen jährlich 1,43 Prozent belastet. Günstiger fahren würden Sie mit Exchange Traded Funds, welche sich ebenfalls auf Dividendenperlen fokussieren. Anders als der High-Dividend-Fonds der Postfinance, welcher mit aktiver Strategie den Vergleichsindex zu schlagen versucht, bilden solche ETFs nur passiv den Index ab, an den sie gekoppelt sind, was allerdings nicht zwingend bedeutet, dass sie schlechter abschneiden. Doch auch bei ETFs sind Sie starken Kursschwankungen ausgesetzt und haben ebenfalls keine Renditegarantie. Sie tragen in jedem Fall das volle Risiko.

17 Kommentare zu «Risikofreie Anlagen sind kalter Kaffee»

  • Hansli sagt:

    Die Gebühren sind reinste Abzocke. Viel dreister kann man Kunden nicht ausnehmen.

    • Hans Bon sagt:

      Wer einem Kunden ein Produkt verkauft, das 3 Mal teurer ist als ein ETF, welches über die selbe Anlagestrategie verfügt, ist schlichtweg kriminel. Ich habe das in diesem Jahr auch gesehen, bei einem unabhängigen Vermögensverwalter. Der haut seinen Kunden eine VV Gebühr rein, und bucht dann noch überteuerte Zertifikate in das Depot des Kunden. So kann er ihn 2 Mal abzocken.

      Unsere Regulierung ist schlecht, weil die Regulierungsbehörde nichts vom Markt versteht. Eigentlich schade. Ich werde heute mit meinem Anwalt sprechen, ob ich diesen Vermögensverwalter verklagen soll. Diese Selbstregulierungstruppen wie VSV usw. taugen für den Anlegerschutz einfach nichts.

      • Hansli sagt:

        Ich habe keine Ahnung warum die Kunden blind den Beratern folgen. Irgendwie setzt bei Anlagen der Verstand aus. Neu werden Fintech-Roboteranlagen als günstig angepriesen, die aber nicht weniger abzocken. Bei Roboteranlagen sollten die Gebühren nicht viel über Brokergebühren wie IB liegen.

      • Peter sagt:

        ETF sind Trittbrettfahrer, das kann den Markt-Agierenden, Vollständig informierten, Kurs-Bildenden, plötzlich zu blöd werden. Sowas ist auch Risiko.

  • Stephan Fehlmann sagt:

    Die Postfinance stellt eine moegliche Rendite von etwa 3.5 % in Aussicht. Das ist ja ganz toll! Seit 18 Jahren bin ich in dividenden-starke Aktien investiert und habe ohne die Postfinance eine jaehrliche Performance von ca. 12 % erziehlt. Es geht also auch ohne, dass man das Geld anderen Instituten vertraut, die aber nur eine minimale Rendite schaffen, aber diese eigentlich nur in Aussicht stellen. Schon nur die Dividenden waren bei mir im Schnitt jaehrlich ca. 4% pro Titel. Es wuerde mich auch noch Wundernehmen, was dieser Fond mit all den allfaelligen Kursgewinnen tut. Was ich hier an dieser Stelle auch noch sagen darf, auch ich habe schon in mehrere Fonds investiert, aber kein einziger hat es in den Jahren zu einer minimalen Rendite gebracht. Zufall?

    • Hagmann Werner sagt:

      Fond. Nomen est omen, kommt von Fondre, schmelzen. Da konsumiere ich lieber Fondue und
      Investiere langfristig in Schwergewichte.

  • Peter Müller sagt:

    Schimpfen auf aktive Fonds ist „in“. Alle empfehlen ETFs aufgrund ihrer niedrigen Gebühren. ETFs verfehlen zwingend die Marktperformance, aber eben nur um die Gebühren. Aber wer weiss schon, dass nicht alle ETFs wirklich die Aktien kaufen, die angeblich im ETF sind? Oder was bei einem Crash passiert, wenn die Liquidität austrocknet? Da wird der ETF vielleicht unverkaufbar.

    @Stephan Fehlmann: Die Postfinance spricht von einer Dividendenrendite von 3.5 %. Sie sprechen von ihrer Gesamtrendite von 12 % in der Vergangenheit, davon 4 % als Dividende. Glauben Sie, dass die Märkte von hier weiter 12 % pro Jahr machen? Uebrigens hat der Nasdaq über diesen Zeitraum 16 % pro Jahr zugelegt. Manchmal ist die richtige Fondsauswahl wichtiger als nur der Blick auf die Gebühren.

    • Hans Bon sagt:

      Das haben wir aber auch schon bei Bankprodukten gesehen, welche als AAA verkauft wurden, und dann eben unverkäuflich wurden. Hier geht es nicht um Schimpfen auf aktive Fonds, sondern um Abzocker.
      Einen Basket von Dividendenaktien zusammenstellen und mehr als 1 % verlangen ist Abzockerei. Falls die UBS den Fonds verwaltet, kann ich Ihnen versichern, dass die Strategie vom Delta 1 Desk verwaltet wird und daher die Aktien kaum im Fonds gehalten werden, sonder eben über eine Quant Strategie verwaltet werden, welche das Portfolio repliziert.

    • Stephan Fehlmann sagt:

      Herr Peter Mueller, ich wollte mit meinem Beitrag zeigen, dass jeder etwas realistische und langfristige Anleger selber im Stande ist, eine normale und schoene Rendite mit Aktien zu erzielen. Natuerlich weiss niemand, was die Zukunft bringt, doch Rueckblickend wurde bis jetzt wahrscheinlich jede diversifizierte Anlage mit einer Rendite von ca. 8 % gekroent. Wenn man dieses Risiko scheut, dann eruebrigt sich eine Diskussion ueber Aktien und laesst sein Geld auf dem Konto, das dann halt immer kleiner wird. Auch mir konnte vor 18 Jahren niemand sagen, wie die Welt heute dastehen wird, aber die Chance besteht durchaus, dass sie sich in weiteren 18 Jahren immer noch in die gleiche Richtung dreht. Alles andere waere reine Spekulation, aber das scheuen doch die Anleger!

      • Karl Knapp sagt:

        Wenn Sie vor 18 Jahren (1999) eingestiegen sind, können Sie jetzt endlich aufatmen. Ihre Zwischenberichte von vielleicht 2004 oder 2008 möchte ich schon gar nicht lesen, sonst könnte ich vielleicht kein Auge mehr schliessen. Und auch das ist nämlich wichtig bei der ganzen Geschichte.

  • Alain Surlemur sagt:

    Zitat aus dem Prospekt der Postfinance. „Für die Verwaltung des Fonds werden
    dem Fondsvermögen 1,43 Prozent pro Jahr belastet“

    Dazu kommen ( ab dem 31.10.17 ) noch Ausgabekommission von 1%, „Transaktionskosten mit Ausnahme von Kosten bei Erwerb
    oder Veräusserung anderer Fonds“ und eventuelle Depotgebühren Ihrer Bank. Der Anlagefond berechnet also Fondgebühren dafür dass er andere Fonds kauft die ihrerseits auch wieder Gebühren verlangen.

    Damit ist dieser Fond für mich tot da Abzocke in Reinkultur.

  • Anh Toàn sagt:

    Gerade die „Dividendenperlen“ werden als Ersatz für Zinspapiere gekauft, also von den „zittrigen Händen“, welche nicht langfristig in z.B. Versicherungen investieren wollen, sondern einzig die Dividende kassieren wollen. Sinken die Kurse, geraten die zittrigen Hände in Panik. Eine hohe Dividenrendite drückt aus, dass der Markt zumindest daran zweifelt, dass die Dividenden (und als Voraussetzung dafür) die Gewinne des Unternehmens wachsen. Aber was nicht wächst, stirbt.

    • Anh Toàn sagt:

      Ich halte übrigens 5-10 Jahre für einen deutlich zu kurzen Horizont: Fast jeder weiss heute um die Wichtigkeit von Diversifikation, aber fast alle vergessen die zeitliche Komponente: Gestaffelter Ein- und Ausstieg verlangen eher 20 Jahre als 10.

  • Renatus sagt:

    Lustige Kommentare
    In keinem Moment hat PostFinance eine Garantie erwähnt. Zumindest nicht in diesem Artikel. Dennoch drehen sich alle Kommentare um Garantien und um Kosten.
    Ein kostenloses Fondsdepot, Ausgabekommission von tiefen 0.5%, wenn man es richtig macht und zwar für alle Fonds die PostFinance anbietet und nicht nur die eigenen. Das finde ich relativ stark von diesem Anbieter.
    Zudem haben sie jetzt gerade eine „Aktion“ bei der 2% ausbezahlt wird, wenn man den gewünschten Fonds bis mindestens 31.12.2018 hält. Also Die Fondsperformance (positiv oder negativ) plus 2 % auf die investierte Summe. Aber schaut doch selber mal rein.

  • R. Wenger sagt:

    Als langfristig agierender Anleger halte ich ein Depot von dividendenstarken Aktien. Keine Fonds, denn ich will die erträge nicht mit einem Fondsmanager teilen. Und nie zu viele Eier in einem Korb. Die Börse ist wie ein Paternoster. Durch den Keller fahren, ist nicht gefährlich, man darf nur keine Angst haben. D.h. der Kurs einer Aktie interessiert mich nur bei einem Kauf oder Verkauf. Sonst ist er mir egal. Wichtig sind nur die Dividendeneinnahmen. Mit dieser Strartegie bin ich über Jahrzehnte sehr gut bis ausgezeichnet gefahren, obwohl ein paar Papiere mit einem Totalverlust endeten.

  • Moser Peter sagt:

    @R. Wenger, schön für Sie. Meines Wissen können Börsianer sogar an Katastrophen verdienen.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.