Machen Sie regelmässig einen Depotcheck

Kassenobligationen sind sicher, zahlen aber tiefe Zinsen. Aktien sind risikoreicher, bieten aber mehr Rendite. Foto: Getty Images

Kassenobligationen sind sicher, zahlen aber tiefe Zinsen. Aktien sind risikoreicher, bieten aber mehr Rendite. Foto: Getty Images

Frau, 70, lebt sehr gut von ihrer Pension. Ihr verstorbener Ehemann hat das Vermögen von 700’000 Franken in Aktien selbst verwaltet. Sie ist unsicher. Die UBS hat Ihr neue Anlagemöglichkeiten vorgeschlagen. Meiner Meinung nach wäre eine sichere Anlage wie Kassenobligationen vernünftiger? K. W.

Kassenobligationen halte ich nicht für eine sinnvolle Alternative – erst recht nicht für ein grösseres Vermögen. Denn auf Kassenobligationen bekommen Sie nur noch mickrige Zinsen und man ist trotzdem während mehrerer Jahre gebunden. Mehr Rendite sprechen Anlagefonds wie sie die UBS Ihrer Bekannten vorgeschlagen hat.

Je nach Anlageprofil können mehr oder weniger konservative Anlagestrategien mittels Fonds umgesetzt werden. Der Vorteil liegt darin, dass man eine breite Diversifikation erreicht und damit die Risiken abfedern kann. Entscheidend ist, dass sich Ihre Bekannte genau überlegt, welche Risiken Sie überhaupt eingehen möchte. Generell gilt: Je weniger Risiken man tragen möchte, desto geringer sind die Renditechancen.

Gerade ein Vermögen im Umfang von 700’000 Franken sollte breit diversifiziert angelegt werden. Das Geld einfach aufs Bankkonto zu legen, wäre einerseits zu riskant, da nur maximal 100’000 Franken pro Kunde gesichert sind. Anderseits verpasst man attraktive Renditechancen. Ich verstehe aber, dass man mit 70 Jahren keine grossen Risiken eingehen möchte, da man nicht mehr einen gleich langen Anlagehorizont hat wie Junge. Dennoch macht es Sinn, das Kapital mittels Fonds breit diversifiziert und professionell zu investieren. Allerdings sollte man auch darauf achten, dass man nicht zu hohe Gebühren bezahlt und vergleichen.

Ich empfehle Ihrer Bekannten, von mehreren Banken für das Vermögen je einen konkreten Anlagevorschlag inklusive der zu erwartenden Gebühren einzuholen. Dabei ist es wichtig, dass sie genau schildert, welche Vorstellungen Sie punkto Risiko hat. Dann kann Sie vergleichen. Gleichzeitig würde ich von den Banken das bestehende Konto überprüfen lassen. Möglicherweise muss das Depot gar nicht verändert werden. Alles auf den Kopf zu stellen, bedeutet nicht zwingend, dass es besser wird. Vielleicht hat der verstorbene Ehemann Ihrer Bekannten das Kapital durchaus sinnvoll investiert?

Die Tatsache, dass er offenbar stark auf Aktien gesetzt hat, ist keinesfalls schlecht. Möglicherweise hatte er viele Dividendenperlen im Depot, welche schöne Erträge brachten? Da Ihre Bekannte von der Pension gut leben kann und somit auf das Vermögen nicht direkt angewiesen ist, ist es unter Umständen sinnvoll, die von ihrem verstorbenen Ehemann verfolgte Strategie weiterzuführen. Ich würde auch diese Möglichkeit nicht automatisch ausschliessen, sondern vielmehr von mehreren Banken einen professionellen Depotcheck vornehmen zu lassen. Dann zeigt sich, ob das Depot den Bedürfnissen Ihrer Bekannten noch entspricht und inwiefern es künftig Anpassungen braucht.

5 Kommentare zu «Machen Sie regelmässig einen Depotcheck»

  • Robert Karlen sagt:

    „von mehreren Banken für das Vermögen je einen konkreten Anlagevorschlag inklusive der zu erwartenden Gebühren einzuholen“, und dann hat die Frau einfach mehrere Vorschläge, die sich in aller Regel widersprechen.

  • Peter Wermelinger sagt:

    Immer dieses gebetsmühlemässige Warnen von den CHF 100’000.–, die im Konkursfall geschützt sind. Lehman war ein schlechtes Beispiel zugegeben und die Spar- und Leihkasse Thun oder wie sie hiess in der Schweiz. Bei einer UBS oder CS, KBs etc. würde ich ohne Probleme x-100’000 cash belassen.
    Und immer die Gebühren vergleichen ist wie Äpfel mit Birnen vergleichen. Wenn jemand null Beratung will, dann sicherlich auf Gebühren schauen, aber sich dann nicht bei der Bank beklagen, wenn mal was in die Hose geht.
    Eine GUTE Beratung darf gerne etwas kosten! Und ein Fund, der einen guten Trackrecord aufweist, muss doch nicht gratis sein, auch nicht truckis, welche ich z.B. sehr schätze. Immer muss immer alles billig, billig, billig sein…

    • Peter Schneider sagt:

      Weiss man vorher, ob man eine GUTE Beratung erhält? Weiss man vorher, ob der Fonds mit 2% jährlichen Gebühren tatsächlich hält, was er verspricht? Wenn man sich mit der „Durchschnittsrendite“ arrangiert, und man ETFs kauft, die kostengünstig in der Schweiz und Europa investieren (also mit Gesamtkosten unter 0.4%), dann macht man bestimmt nichts falsch. Ich seh das so: Durchschnittsrendite bedeutet, dass an der Börse einige Leute mehr verdienen und das genausoviele Leute weniger verdienen. Folglich: Taktiken aktiver Vermögensverwaltung sind eben Gebührenintensiver und mit einer Diversifikation mit teuren Fonds kommt halt auch nur die Durchschnittsrendite dabei raus, aber abzüglich der Gebühren.

  • Beni Rekinger sagt:

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Bank all ihre erfundenen Gebühren auftischen wird. Nehmen wir zum Beispiel die Wandlungsgebühr welche zum tragen kommt, wenn ihr Strukturiertes Produkt bereits im Keller liegt. Glauben Sie, dass dies jemand vorab verständlich erklären wird? Wohl kaum! Dies wäre auch zu zeitraubend und aufwendig.
    Ich würde eher bei meinem Coiffeur einen Tip holen wie als Geringvermögender einen Banker um Rat fragen.

  • Anna Romano sagt:

    Wie macht man mit seinem Geld ein kleines Vermögen?
    Richtig, indem man ein grosses Vermögen einer Bank zur Verwaltung übergibt, die Bank wird über kurz oder lang das Vermögen durch Gebührenschinderei /ständiges Kaufen und Verkaufen grösstmöglich schrumpfen lassen, ich würde der Dame empfehlen die Aktien des Mannes liegenzulassen und die Dividende kassieren.

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