Albtraum Traumhaus?

Die Finanzierung des Traumhauses: Eine 10-jährige Festhypothek erlaubt eine langfristige Planung. Foto: Getty Images

Die Finanzierung des Traumhauses: Eine 10-jährige Festhypothek erlaubt eine langfristige Planung. Foto: Getty Images

Ich vergleiche Finanzierungsvorschläge von zwei Banken für mein Traumobjekt. Beide Institute offerieren mir Festhypotheken. Bank A mit Laufzeit fünf oder zehn Jahre. Bank B zusätzlich mit Tranchen, deren Laufzeiten drei und fünf Jahre auseinanderliegen. Ich mache mir Gedanken, welche Strategie für mich die richtige sein könnte. Soll ich eher langfristig auf zehn Jahre abschliessen oder mich nur kurz binden? S. M.

Sie machen es richtig, dass Sie für Ihre Hausfinanzierung Vorschläge von mehreren Banken einholen. Damit können Sie die Zinsen vergleichen. Sie haben das Glück, dass die Zinsen nach wie vor sehr tief sind. Das dürfte nicht ewig so bleiben. Sobald die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik verändert, könnten die Zinsen langsam wieder nach oben zeigen.

Eine rasche Umkehr bei der Politik des spotbilligen Geldes erwarte ich allerdings nicht, da ein solcher Strategiewechsel für die europäische Konjunktur und insbesondere für Schuldenländer wie Italien beträchtliche Risiken beinhalten würde. Vielmehr gehe ich davon aus, dass die Europäische Zentralbank klar signalisiert, dass die Zeiten der rekordtiefen Zinsen langsam dem Ende zugehen, und schrittweise Anpassungen vornimmt.

Für Sie und Ihre Immobilienfinanzierung ist das wichtig, da die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank wegen des Franken-Euro-Kurses in enger Verbindung zu jener der Europäer steht. Konkret heisst das für Hypotheken, dass die Zinsen auch bei uns den Tiefpunkt erreicht haben und in den nächsten Jahren langsam nach oben tendieren könnten. Einen Zinssprung erwarte ich aber auch da nicht. Falls es zu geopolitischen Verwerfungen käme – etwa im Zuge der Nordkoreakrise –, würden die Zinsen sogar noch länger sehr tief bleiben.

Für Ihre Finanzierung ist es wichtig, dass Sie eine Planungssicherheit haben. Darum würde ich in Ihrem Fall wohl tatsächlich wie von Ihren Banken vorgeschlagen Festhypotheken wählen. Wenn Sie selbst mit langsam steigenden Zinsen rechnen, macht es Sinn, die tiefen Sätze länger zu binden, was für eine zehnjährige Festhypothek spräche.

Als Alternative würde ich prüfen, ob Sie nicht besser fahren, wenn Sie zum Beispiel ein Drittel des Kapitals als günstige Liborhypothek beziehen und den Rest als Festhypothek mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Falls die Zinsen noch länger tief bleiben, könnten Sie davon zumindest teilweise profitieren. Als noch wichtiger als die Zinsen erachte ich allerdings einige grundsätzliche Überlegungen: Bevor Sie eine zehnjährige Hypothek abschliessen, müssen Sie sich Gedanken über Ihre Lebenssituation machen.

Wenn das Leben plötzlich eine unerwartete Wende nimmt – etwa in Form einer Scheidung –, erweisen sich zehnjährige Festverträge im wörtlichen Sinne als Hypothek. Sie sind jetzt, wie Sie mir schreiben, knapp 50 Jahre alt. Darum lege ich Ihnen ans Herz, nicht nur die Hausfinanzierung, sondern auch Ihre Altersvorsorge zu überprüfen. Für Ihr Haus benötigen Sie eine hohe Hypothek und nutzen zusätzlich Gelder aus der zweiten und der dritten Säule. Da stellt sich die Frage, ob Sie in der Lage sind, eine höhere Summe in den nächsten Jahren zu amortisieren bzw. Ihre Altersvorsorge wieder zu stärken. Denn Sie müssen sich bewusst sein, dass Ihnen die Banken jetzt zwar gerne eine Hypothek verkaufen.

Wenn Sie aber dann mal pensioniert sind, sieht die Lage anders aus: Dann wird die Bank von Ihnen verlangen, dass Sie die Hypothek wenigstens teilweise abzahlen, da die Tragbarkeit aufgrund der geringeren Einnahmen oft nicht mehr im gleichen Ausmass gegeben ist wie während des Erwerbslebens. Bevor Sie eine Hypothek abschliessen, würde ich daher eine umfassende Vorsorgeanalyse vornehmen und die Auswirkungen der Hausfinanzierung berücksichtigen. Ansonsten kann es Ihnen passieren, dass Sie jetzt Ihr Traumhaus erwerben, später aber nach der Pensionierung unter Umständen gezwungen sind, dieses zu verkaufen, weil es finanziell eng wird und die Bank eine Teilamortisation verlangt.

7 Kommentare zu «Albtraum Traumhaus?»

  • Ploteus sagt:

    Die Banken kann man vergessen für Hypotheken. Wer Geld sparen will geht zur Versicherungsgesellschaft.

    • Peter Wermelinger sagt:

      Bei einem Objekt habe ich eine Hypothek der Bank, bei einem anderen von einer günstigen Versicherung. Mit der Bank gut verhandelt, es ist kaum ein Unterschied vorhanden.

  • Rolf Schultheiss sagt:

    Ein konkretes – fiktives – Rechenbeispiel zum Thema Hypothekenaufnahme – Tragbarkeit während den ersten 10 Jahren und anschliessend bei Uebergang zur Pensionierung wäre für den Leser wertvoll gewesen, es hätte all jenen welche auf dem letzten Drücker – mit Anknabbern der 2. und 3. Säule – die Augen geöffnet.

  • Christoph Bögli sagt:

    Gerade punkto Abzahlung der Hypothek wäre es doch sinnvoll, die Hypothek in Tranchen mit kürzeren und längeren Laufzeiten zu stückeln so dass diese beim Auslaufen direkt amortisiert werden können. Dann hat sich auch das Problem der Pensionierung frühzeitig erledigt. Aber komischerweise findet man es in der Schweiz ja erstrebenswert, das AHV-Alter mit einem möglichst hohen Schuldenberg zu erreichen..

  • naja sagt:

    Komplex, aber falsch
    Folgender Satz ist falsch: „Wenn Sie selbst mit langsam steigenden Zinsen rechnen, macht es Sinn, die tiefen Sätze länger zu binden, was für eine zehnjährige Festhypothek spräche.“ Es ist genau umgekehrt: Jetzt eine kurzfristige oder Liborhypothek, dann gewinnen Sie die Zinsdifferenz zur zehnjährigen Hypothek. Wenn die Zinsen langsam steigen, dann können Sie später erneut eine günstigere, als eine 10-jährige Hypothek abschliessen.
    Im Übrigen: die Zinsersparnis sollten Sie anlegen, um bei Pensionierung direkt amortisieren zu können.

  • Anh Toàn sagt:

    Die ganzen Überlegungen zur zukünftigen Zinsentwicklung sind ja schon in den unterschiedlichen Zinssätzen für 10 jährige oder eben Libor Hypos
    berücksichtigt, nichts ist günstiger oder besser, ausser man glaubt, schlauer als der Markt zu sein: Wer glaubt die Zinsen steigen schneller/stärker, als der Markt glaubt, macht dann ein Festhypo. Für die meisten scheint es richtig, die Hypoform den eigenen Bedürfnissen (also z.B. Amortisationsmöglichkeiten) anzupassen. Festhypotheken würde ich unbedingt staffeln, damit nicht die ganze Summe in einem ungünstigen Zeitpunkt refinanziert werden muss. Libor ist eher was, für was bald zurück bezahlt werden kann, z.B. aus einem Anlageverkauf, oder um nicht die Zinsen auf den ganzen Kredit aufs mal „fest zu machen“.

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