Nicht blind dem Finanzberater vertrauen

Geldberatung durch die Bank: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Foto: Getty

Geldberatung durch die Bank: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Foto: Getty

Meine Tochter (47) hat bereits vier Konten der 3. Säule. Steuertechnisch möchte sie nun ein fünftes Konto eröffnen. Was halten Sie vom Swiss Life BVG-Mix 45? Der Berater empfiehlt, ein Konto von der Bank zu zügeln und in diesen Fonds zu investieren. Ist das schlau? Für das fünfte Konto empfiehlt er den Swiss Life FlexSave Duo. Z. E.

Es ist in der Tat ein Vorteil, mehrere 3.-Säule-Konten zu halten. Das können zwei, drei oder wie im Falle Ihrer Tochter sogar fünf sein. Der Gesetzgeber gibt keine Beschränkung bei der Anzahl Konten im Rahmen der Säule 3a vor. Mehrere Konten haben den Vorteil, dass Sie die Risiken verteilen – etwa bei einem Bankkonkurs –, vor allem aber haben Sie steuerliche Vorteile: Sie können die 3.-Säule-Konten gestaffelt beziehen und sparen so erheblich Steuern.

Dabei müssen Sie immer ein Konto als Ganzes beziehen. Ein gestaffelter Teilbezug von einem Konto ist indes nicht erlaubt. Der Bezug von einem gesamten Konto ist frühestens fünf Jahre vor der Pensionierung möglich. Bei Frauen somit ab 59 und bei Männern ab 60 Jahren. Darum macht es in der Regel wenig Sinn, mehr als fünf Konten zu unterhalten, da sonst der gestaffelte Bezug zeitlich schwierig wird.

Risiken müssen abgewägt sein

Unabhängig von der Anzahl Konten bleibt der Maximalbetrag, den man pro Jahr in die steuerbegünstigte 3. Säule leisten und abziehen darf, immer gleich. Für 2017 sind es 6768 Franken für Erwerbstätige mit Pensionskasse. Dabei ist es durchaus sinnvoll, das 3.-Säule-Geld auch in Fonds zu investieren. Denn so haben Sie die Chance, mehr Rendite zu erzielen, als wenn Sie das Geld einfach auf dem Konto liegen lassen.

Der von Ihnen erwähnte Swiss Life BVG-Mix 45 investiert zu rund 45 Prozent in Aktien, je rund hälftig in Schweizer und ausländische Papiere. Über die Hälfte des Kapitals fliesst in Obligationen, wobei die Ratingqualität bei mindestens A liegt, was eine hohe Sicherheit garantiert. Die Fremdwährungen sind auf rund ein Drittel begrenzt. Die dem Fonds belasteten Kosten liegen im Durchschnitt. Wegen des hohen Aktienanteils muss Ihre Tochter allerdings mit erheblichen Kursschwankungen rechnen und nur in diesen Fonds investieren, wenn sie die damit verbundenen erhöhten Risiken wirklich tragen kann und will.

Auch der zweite von Ihnen erwähnte Fonds, der Swiss Life FlexSave Duo, investiert in Aktien: Ihre Tochter kann sich mehr oder weniger stark zwischen 25 und 100 Prozent an der Entwicklung des Swiss-Market-Index beteiligen und so an dessen möglichem Aufwärtstrend partizipieren. Speziell an diesem Vehikel ist, dass das durch die Partizipation erwirtschaftete Geld jährlich abgesichert wird. Das Verlustrisiko beschränkt sich somit auf das jeweils laufende Jahr. Man profitiert vom Wachstum des SMI, nicht aber von den Dividenden der im Index enthaltenen Titel.

Weitere Vorschläge einholen

Gegen die Fondsprodukte habe ich nichts einzuwenden, habe aufgrund Ihrer Schilderung aber den Eindruck, dass der Berater Ihrer Tochter primär Umsatz mit eigenen Produkten machen will, denn damit kann er seinen Verdienst steigern. Nicht selten sind Berater stark umsatz- und provisionsgetrieben und haben nur bedingt das Interesse der Kunden im Fokus. Ich würde die bestehenden Konten bei der Bank lassen.

Ich rate Ihrer Tochter zudem, von anderen Anbietern zusätzliche Vorschläge für Wertschriftenfonds für die 3. Säule einzuholen. Entsprechende Produkte bieten auch alle Banken an. Dann kann sie unabhängig vom Versicherungsberater vergleichen.

10 Kommentare zu «Nicht blind dem Finanzberater vertrauen»

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    ist so. es gibt wohl kaum so viele unseriöse player wie im finanzdienstleistungs- und garagen-gewerbe.

  • Alexander Wetter sagt:

    es gibt eben Berufe, Banker und „Finanzberater“ gehören dazu, die es mit Ehrlichkeit und beruflicher Ethik wenig zu tun haben. Ihre absolute Priorität ist ihr eigenes Interesse und sicherlich nicht das Interesse ihres Kunden.

  • Bachmann Christian sagt:

    Hr. M. Rittermann …….und bei den Friseuren und beim Verkauf von Kleidern und beim Verkauf von Lebensmitteln und bei der Deklaration und und und …..Hr. Rittermann was Sie hier von sich gaben ist einfach nur FALSCH.

    Zum Bericht selber ……klar kann man 5 auch 10 Säulen der 3a besitzen nur macht es wirklich keinen Sinn dann 5 Konten zu 10’000 – 20’000 zu eröffnen und diese dann gestaffelt auszuzahlen, denn wenn es in einer Gemeinde ist mit einem wachsamen Steuerverantwortlichen, nimmt er auf einmal die Teilbezüge der verschiedenen Jahre zusammen und es gibt Nachsteuern.

    …..bei Beträgen von ab 80’000 bis 100’000.– macht es Sinn diese zu splitten.

  • Bruno Leemann sagt:

    Ich bitte doch darum, die Faktenlagen vor Veröffentlichung genauer abzuklären, um dann auch Leseranliegen seriöser behandelt zu haben. Vor allem um das Produkt FlexSave Duo. Da scheint bei Ihnen einiges im unklaren zu liegen.
    Ich bedanke mich schon jetzt für ein tieferes Interesse bei Ihnen zu diesem Thema.

  • Dönni - der Finanzbutler sagt:

    Beim Swiss Life FlexSave handelt es sich meiner Meinung nach nicht um einen Fonds, sondern um eine Lebensversicherungspolice. Diese unterscheiden sich doch wesentlich voneinander.
    Es ist richtig, dass die Gewinne abgesichert werden. Doch diese Sicherheit ist nicht kostenlos erhältlich. Auch bei der Swiss Life nicht. Umso höher die Kosten, desto tiefer der Ertrag. Ich würde vom Abschluss dieses Produktes abraten.
    Im Weiteren sind beim FlexSave auch Versicherungsleistungen enthalten. Diese müssen mit einem Teil der Prämien finanziert werden. Benötigt die Tochter tatsächlich einen zusätzlichen Schutz, dann kann sie diesen über eine reine Risikopolice abschliessen. Zudem sind solche Policen oftmals (zu) teuer und überhaupt nicht flexibel. Sparen und versichern trennen, heisst meine Devise.

    • R. Wenger sagt:

      Was in der Umgangssprache als Lebensversicherung bezeichnet wird, ist in den allermeisten Fällen eine Mischung aus Versicherung und Sparvertrag. Eine reine Versicherung sieht z.B. so aus: Mit 25 schliesse ich eine solche auf Fr. 1000000.- mit einer Laufzeit von 40 Jahren ab. Falls ich im 1. Jahr sterbe, bekommt die begünstigte Person diese Summe, die sich nun jedes Jahr um 1/40 reduziert. Wenn ich 65 bin, endet die Versicherung und ich bekomme nichts.

      7

      fr

  • bico sagt:

    Der Bericht von Herrn Spieler finde ich sachlich formuliert und gut. Mich stört einzig die Aussage, dass der Berater Umsatz machen will und daher von einem Transfer der 3a Gelder von der Bank zur Swisslife abgeraten wird. Was ist an der Empfehlung des Beraters falsch? Swisslife hat hervorragende Leistungsausweise im Anlagegeschäft (die KGAST Vergleiche beweisen dies). Sind denn die Fonds auf der Bank gratis? Wie finanzieren denn die Banken ihre Luxusgebäuden und ihre Löhne? Und wer war verantwortlich für die Finanzkriese vor paar Jahren?
    Leider teile ich die Meinung der zwei Herren nicht. Bevor sie etwas empfehlen und ein Produkt beurteilen, muss bekannt sein, was der Kunde braucht und wie das Produkt genau funktioniert. Der Berater hat meiner Meinung nach eine saubere Aufteilung

  • bico sagt:

    zwischen Performance und Sicherheit vorgenommen. Logisch, empfiehlt er seine Produkte, immerhin von einer renommierten Firma. Wenn sie oder die Verkaufsabteilung ihres Arbeitgebers einen Kunden beraten, dann versuchen sie ja auch ihr Produkt anzubieten und nicht dasjenige vom Mitbewerber, oder doch?

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.