So erkennt man unseriöse Finanzfirmen

Bremsspuren im Anlagevermögen: Wer bei luschen Finanzfirmen anlegt, verliert sein ganzes Geld. Foto: Getty Images
Ein Kollege empfiehlt mir Devisenanlagen bei seinem Arbeitgeber. Dann könne man zwölf Prozent verdienen. Aber ich müsse mich rasch entscheiden. Er ruft immer wieder an und macht Druck. Ich würde schon gerne mit meinem Ersparten mehr verdienen. Was meinen Sie? B. V.
Lassen Sie die Finger von solchen Devisenanlagen. Die Risiken sind sehr hoch. Aufgrund Ihrer Beschreibung gehe ich sogar davon aus, dass die Finanzfirma, bei der Ihr Kollege arbeitet, unseriös ist. Jedenfalls deutet viel darauf hin.
Zunächst die hohe Rendite, die man Ihnen in Aussicht stellt. Zwölf Prozent Rendite pro Jahr sind sehr hoch. Das ist nicht unmöglich, aber nur mit hohen Risiken machbar. Wenn Sie in Aktien oder wie in Ihrem Fall in Devisen investieren, können Sie im positiven Fall sogar noch mehr Rendite erreichen. Im negativen Fall aber sitzen Sie auf grossen Buchverlusten. Garantiert haben Sie solch hohe Renditen nie. Falls Ihnen eine Finanzfirma dennoch eine Renditegarantie von zwölf Prozent in Aussicht stellt, besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass sie unseriös ist.
Oft lösen solche Unternehmen das Renditeversprechen anfänglich sogar ein und fordern die naiven Kunden auf, noch viel mehr Geld einzuschiessen und Verwandte und Freunde anzuwerben. Wenn dann mal einiges Geld transferiert ist, geht der anfängliche Renditesegen plötzlich zu Ende und das investierte Geld schwindet oder ist ganz weg. Anlegerpech nennen das dann die unseriösen Berater. Dabei hatten sie meist von Anfang an unlautere Absichten.
Dafür, dass die Firma Ihres Kollegen kaum seriös ist, spricht weiter die Tatsache, dass man massiv Druck auf Sie ausübt und verlangt, dass Sie sich schnell entscheiden und somit rasch Geld überweisen. Ja klar: Finanzbetrüger wollen nicht, dass man in Ruhe über das mögliche Investment nachdenkt und sich allenfalls bei verschiedenen Stellen über die Firma und die Anlagemöglichkeit erkundigt. Doch genau das sollte man machen.
Anlageentscheide sollen immer gut überdacht sein. Vor allem sollte man immer genau prüfen, welche Risiken man mit einem Investment eingeht und wie es um das Gegenparteienrisiko steht. Wie sicher ist die Firma, der man sein Geld anvertraut? Sind die gemachten Versprechen realistisch? Wie genau geht die Firma vor und hat sie überhaupt eine Bewilligung? Ob Letzteres der Fall ist, kann man bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) abklären. Diese führt allerdings auch eine Warnliste mit Firmen, die hierzulande aktiv sind, obwohl sie keine Bewilligung der Finma besitzen. Auf dieser Warnliste, welche im Internet einsehbar ist, stehen mehr als 500 Gesellschaften. Schauen Sie nach: Möglicherweise ist der Arbeitgeber ihres Kollegen auch darauf.
Empfehlenswert ist ferner, Abklärungen über eine Firma, die man nicht kennt, vorzunehmen. Ist sie überhaupt im Handelsregister eingetragen? Wie steht es um Betreibungen? Oft reicht es, eine Firma zu googeln, und man trifft auf Opfer von Finanzbetrügern, die von ihren negativen Erfahrungen berichten. Allerdings kann man sich darauf nicht verlassen, da Finanzbetrüger immer neue Finanzfirmen unter neuen Namen kreieren, damit man sie nicht so rasch enttarnt, oder es werden positive Erfahrungsberichte ins Internet gestellt.
Genau anschauen sollten Sie auch, welche Gebühren die Firma abzieht. Manchmal zocken unseriöse Firmen die Kunden auch über branchenunübliche exorbitante Kommissionen ab, welche im Kleingedruckten versteckt sind. Auch so kommen sie an das Geld der Kundschaft. Tauschen Sie sich mit Verwandten und Freunden, denen Sie vertrauen, über die vorgeschlagene Finanzanlage aus oder holen Sie Rat bei Ihrer Hausbank ein. Oft sehen Sie dann schnell, dass bei dem angeblich verlockenden Angebot etwas nicht stimmt oder dass die Risiken, die Sie eingehen, um eine solch hohe Rendite zu erreichen, sehr hoch sind.
Vor allem sollten Sie immer den gesunden Menschenverstand walten lassen und sich nicht von der Aussicht auf das schnelle Geld locken lassen. Hohe Renditen haben immer einen Preis. Überlegen Sie sich gut, ob Sie diesen Preis zahlen möchten und im schlimmsten Fall bereit sind, Ihr investiertes Geld ganz zu verlieren.
19 Kommentare zu «So erkennt man unseriöse Finanzfirmen»
ich würde den Kollegen als Kolleg in Frage stellen 🙂
Ich würde mal den Kollegen fragen, ob er denn auch diese Investition getätigt hat und wieviel Gewinn er bereits gemacht hat. Vermutlich geht es eher in die Richtung, dass der Kollege allfällige Provision für die Vermittlung garnieren darf. Ich rate jedem, er soll nie sein Geld dubiosen Händlern anvertrauen, die einem das Blaue vom Himmel versprechen. Jeder Anleger oder Rendite-Jäger schafft es übrigens locker selber, sein Vermögen an der Börse zu vernichten, für das braucht es keine dubiosen „Bänker“.
Mich kontaktierte ein ebenfalls sehr aggressiver Verkäufer der Westport Energie AG. Angeblich soll man mit 6 Tankstellen in Spanien eine Rendite von über 12% erreichen. Umgerechnet auf den Aktieneinzelpreis hätten die 6 Tankstellen einen Marktwert von über CHF 30 Mio.! Ein weiteres, unseriöses Angebot, welches von der FINMA in keiner Art und Weise sanktioniert wird.
Spannend – wäre das Tankstellengeschäft nicht so lukrativ, so hätten wir sicherlich nicht all diese verschiedenen Marken in unserem Lande.
Avia
BP
Shell
Coop
Migros
Socar
Esso
Rudi Rüssel und Co.
Hohe Renditen mit Devisenspekulationen zu versprechen, ist grundsätzlich unseriös bzw. kriminell. Grund: Der Devisenmarkt ist extrem effizient, was bedeutet, dass neue (Wirtschafts)Informationen sofort in den Devisenkursen reflektiert werden. Das ist auch der Grund, weshalb sich die Banken auf den Devisen-KUNDENhandel konzentrieren.
Es ist absolut unverständlich, dass die Finma in solchen Fällen nicht sofort eingreift bzw. eingriff (Fall „IPCO“ und andere Devisenbetrügereien) – „freie Marktwirtschaft“ hin oder her.
Auch bei der Finma müssten eigentlich Leute mit minimalen Kenntnissen der „MPT“ (modern portfolio theory) zu finden sein.
Wie soll man den Hinweis auf die Markteffizienz deuten, Herr Ganz? Etwa, dass man nur mit Insiderhandel Geld verdienen kann?
Es ist natürlich immer grundsätzlich unseriös, wenn Renditen ohne entsprechende Risikohinweise versprochen werden.
Ja. Im Devisen-EIGENhandel ist das m.E. eindeutig Voraussetzung, um systematisch Geld zu verdienen.
Gewinne im Devisen-Kundenhandel zu erzielen, ist andererseits natürlich einfacher.
Die Wertpapiermärkte sind zum Glück weniger effizient, was Warten Buffett über Jahrzehnte hinweg bewiesen hat.
Im Forex-Bereich ist hingegen kein „Warren Buffett“ bekannt. Selbst Soros soll bei seiner legendären Pfund-Spekulation gute Informationen gehabt haben.
Die FINMA ist nicht mit serioesen Karrierebeamten, sondern Baenksterroteuren besteuckt, die nebst dem mehrfachen Lohn eines hoechstkaraetgen Finanzbeamten aus der Bundeskasse auch noch Pansionszahlungen eines „Beaufsichtigten“ kassieren duerfen. Diese, von einem Schwatzbuden-Baenkster eingefaedelte Masche gleicht dem Einsatz einer Hundemeute zur „Bewachung“ einer Wurstfabrik….
Würden Sie das mit weniger Fehlern und echten Umlauten (die gibt es überall auf der Welt und auf jedem Computersystem) schreiben, würde es sofort etwas weniger unseriös wirken.
Ich denke nicht, dass es viele unseriöse Finanzboutiquen gibt, sondern zuviele gierige Kleinanleger, die Renditeprojektionen, oder Renditeprognosen für bare Münze nehmen. Als El.Ing. bin ich zwar ein ökonomischer Laie, verstehe jedoch etwas über Signal- und Systemtheorie. Betrachtet man die Finanzindustrie als MIMO-System (Mulitple Input, Multiple Output) wird einem rasch klar, dass das gesamte System (bis auf Dividenden) auf mehr oder weniger rationale Erwartungen beruht, die die Einen reich und die Anderen arm machen. Weil das die Basis unserer künftigen virtuellen Wirtschaft sein wird (DL-Jobs werden gerade wegautomatisiert), braucht es viel mehr neuartige, atemberaubende Finanzprodukte, die Gewinne/Verluste fairer verteilen. Eine Art Finanzcasino mit Geschicklichkeitskomponente.
Die von Ihnen gewünschten „Finanzprodukte“ werden kaum je Realität. „Finanzprodukte“ werden vielmehr weiterhin Geldmarkt- und/oder Aktien- und/oder Obligationen-Komponenten aufweisen und im langen Zeitablauf zu einem Vermögenstransfer vom Bankkunden an seine Bank führen.
An dieser Stelle sei an Warren Buffetts „financial weapons of mass destruction“ erinnert ….
Zu „Renditeversprechen“:
Hat jemand DAS todsichere Devisen-(oder Aktien-)System, so wird er theoretisch von jeder Bank unbeschränkt Kredit erhalten, und zwar zum „risikolosen Zinssatz“ plus Marge. Doch leider wird die Bank die Strategie des Kunden im Eigenhandel anwenden – die Marktineffizienz verschwindet deshalb schnell.
Herr Ganz, natürlich werden die klassischen finanzindustriellen Komponenten immer die Basis von Finanzprodukten bilden. Allerdings kann man diese auch synthetisch erzeugen (Z.B. synthetische SBB-Aktien), Derivate bilden, oder Kompositionen machen. Dahinter können komplexe mathematische Funktionen stecken. Mit hinreichend hohen Negativ-Starkzinsen könnte man damit eine ganze virtuelle Volkswirtschaft aufbauen. Im Prinzip ein echtes Second-Life.
Ja, es gibt eine todsichere Geldmaschine: Nennt sich Gebührenerhebung. Alle Banken nutzen diese. Dummerweise bleibt sie dem einfachen Bürger auf ewig verschlossen. Ausser, er schafft es, eine Banklizenz zu lösen. 😉
Gilt das auch für die Banken??? Denke schon. Einem Bekannten von mir wurden die Depots so oft umgeschichtet das er mittlerweile 30% im Minus ist. Vor der Finanzkrise wurden Anlegern Todsichere Produkte empfohlen. Die meisten endeten im Fiasko. War zwar eine andere Ausgangsstrategie aber Verluste sind Verluste. Gewinnen kann man, verlieren muss Mann. Mit Verlusten muss gerechnet werden ob Private Abzocker oder Banken. Bei Privat Abzockern weiß Mann wer es hat. Banken hingegen schieben ihre Unfähigkeit auf andere, wichtig ist das die Bonni stimmt. Der Kunde ist immer der Gooofi.
Dazu kann man nur sagen, Martin Schlegel et al. lassen grüssen. Auf keinen Fall darf auch nur ein Franken bei solchen Firmen „investiert“ werden, ein fataler Verlust ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Bei Schneeballern oder anderen krassen Aussenseitern besteht immerhin die Chance, dass sie wegen Betruges hochgenommen werden und beschlagnahmte Vermoegen eine Teilentschaedigung ermoeglichen. Drehen jedoch wegen Systemrelevanz unberuehrbare Banken einem unbedarften Laien zB wertlosen Hyposchrott aus den USA an, haben die Konsumenten vor den mit Baenkstern und anderen Misswirtschaftsgaengstern bestueckten Handelsgerichten, die vom Bundesgericht gedeckt satt gedeckelt werden, keine Chance….
das ist sicher so. nur. ich zähle unsere beiden grossbanken ebenfalls zu den „unseriösen finanzfirmen.“ weil seriöse zahlen keine bussen in millionen-höhe, oder?
Da haben Sie schon recht. Was ich aber bei Ihnen nie verstehen werde: warum wählen Sie Vertreter dieser Clique? Etwa nur, weil sie auch noch etwas Stimmung gegen Ausländer verbreiten?
Auf die Warnliste der FINMA ist nicht der geringste Verlass. Wenn ein Finanzdienstleister dort reinkommt, ist er bereits bereits pleite, die Protagonisten untergetaucht und die Anlagegelder unwiederbringlich versickert. Ich hatte die FINMA bereits im März 2017 dringlich angeschrieben und ihr die offensichtlich betrügerischen Machenschaften der MDM Group AG in Meggen einlässlich geschildert. Trotz der in der Folge in verschiedenen konsumentenorientierten Publikationen, z.B. K-Tipp, erschienenen ausführlichen Berichte über den Betrugsmechanismus dieser Firma vergingen drei Monate, bis sich die FINMA endlich zur Warnung bequemte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Telefonlinien der Betrüger längst tot. Unfähigkeit, Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit, fehlender Sachverstand – wohl von allem etwas.
Und wenn es bei der FINMA um Schweizer Versicherungen geht, wird gar kein Finger mehr gekrümmt. Da stellt man sich sogar schützend vor die lausig ausgebildeten Abzockerbanden der unabhängigen Finanzberater.
Gezielt abgezockt werden sehr junge Leute mit 3a Versicherungsverträgen, welche unmoralische, unangemessene hohe Courtagen von bis über 10’000.- abwerfen.