Trotz hoher Spesen sogar Geld verloren

Hypothek amortisieren: Besser als hohe, unnütze Verwaltungsgebühren zu zahlen. Foto: Getty
Wir sind in Rente, haben ein Eigenheim und bezahlen für unsere Vermögensverwaltung 20’000 Franken pro Jahr. Unser klares Ziel ist der Erhalt des Vermögens der Familie und nicht eine hohe Rendite. Leider ist es so, dass in den letzten drei Jahren nur die Banken verdienten und sich unser Vermögen leicht verringert hat. Unsere gewünschte Anlagerendite liegt bei 1 bis 1,5 Prozent. Wir möchten auf die Vermögensverwaltung verzichten. Was können wir tun? R. B.
Ich verstehe Ihren Frust: Da zahlen Sie 20’000 Franken für die Vermögensverwaltung pro Jahr, und schlussendlich stellen Sie fest, dass Ihr Vermögen unter dem Strich abgenommen hat. Das kann definitiv nicht der Sinn einer Vermögensverwaltung sein, dass die Bank kassiert und Sie schlechter dastehen, als wenn Sie gar nichts gemacht hätten. Leider kommt es immer wieder mal vor, dass Kunden nach Abzug aller Gebühren nichts verdienen oder sogar Verluste machen.
Darum ist es wichtig, dass man immer auf den Erfolg einer Vermögensverwaltung nach Gebühren schaut. Nur diese Zahl gibt ein reales Bild, denn die Gebühren werden Ihnen auf jeden Fall abgezogen – ganz egal, ob die Vermögensverwaltung erfolgreich war oder nicht. Eigentlich sollten Sie sogar noch einen Schritt weiter gehen und prüfen, wie Ihr Ertrag nach Gebühren und Steuern ausschaut. Wenn man auch den Steueraspekt nicht berücksichtigt, macht man sich unter Umständen ebenfalls etwas vor und glaubt, dass man mit dem Vermögen verdient, obwohl man vielleicht nach Gebühren und Steuern Minus macht.
Gerade bei einer sehr konservativen Strategie machen sich die Gebühren für die Vermögensverwaltung brutal bemerkbar. Da man mit konservativen Anlagen wegen der rekordtiefen Zinsen nur mickrige Renditen erreicht, fressen oft die Gebühren die ohnehin schon tiefe Rendite fast oder sogar ganz auf.
Vor diesem Hintergrund verstehe ich, dass Sie auf die Vermögensverwaltung, die Ihnen Verluste gebracht hat, verzichten möchten. Natürlich könnten Sie prüfen, ob eine andere Bank bessere Leistungen erbringt. Sie können aber auch einfach die Vermögensverwaltung und damit auch die damit verbundenen Gebühren streichen. Da Sie ohnehin eine konservative Strategie verfolgen, können Sie mehrere konservative Strategiefonds halten. Oder Sie könnten einen Teil des Geldes in erstklassige Franken-Unternehmens-Anleihen von Schuldnern mit guter Bonität investieren, einen weiteren Teil konservativ auf dem Konto einer sicheren Bank liegen lassen und einen weiteren Teil in qualitativ guten Dividendenperlen – also in Aktien von Schweizer Top-Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite wie Nestlé, Roche, Novartis, Zurich, Swiss Re oder Swiss Life. Oder in einen Dividendenfonds sowie ausschüttungsstarke Immobilienaktien wie Mobimo, PSP oder Allreal anlegen.
Mit den Unternehmensanleihen erreichen Sie zwar nicht die gewünschte Rendite von 1,5 Prozent. Erst recht nicht mit dem Geld, das Sie auf dem Konto parkieren. Damit aber sichern Sie Ihre Vermögen gegen Rückschläge ab. Die Dividendenperlen hingegen erreichen je nach Unternehmen Dividendenrenditen zwischen 2 und 6 Prozent. So ist es möglich, dass Sie über das Depot hinweg eine Durchschnittsrendite von 1,5 Prozent erzielen und breit diversifiziert sind.
Natürlich gehen Sie mit den Dividendenperlen ein erhöhtes Schwankungsrisiko ein. Falls Sie sich aber entscheiden, dass Sie diese Papiere wegen der Dividende langfristig halten, müssen Sie Kursschwankungen, zu denen es in der Tat immer wieder kommt, nicht wirklich beunruhigen. Denn Sie wollen ja nicht verkaufen. In solche Papiere dürfen Sie selbstverständlich nur investieren, wenn Sie tatsächlich einen langen Anlagehorizont von acht bis zehn Jahren haben und die Titel langfristig behalten möchten. Oder aber Sie könnten – falls Sie noch eine haben – Ihre Hypothek amortisieren und sich so die Zinsen sparen.
Das sind alles nur Beispiele. Auf die Vermögensverwaltung können Sie verzichten, nicht aber auf die Expertise von Banken. Darum würde ich gemäss Ihren individuellen Bedürfnissen mehrere Anlagevorschläge für Ihr Kapital – ohne Vermögensverwaltung – von mehreren Banken einholen. Dann können Sie entscheiden. Da Sie die Papiere langfristig halten und nicht handeln möchten, können Sie das Depot auch selbst halten. Achten Sie aber auch auf die Gebühren, und vergleichen Sie diese ebenfalls – denn diese fressen Ihnen einen Teil der Rendite weg.
36 Kommentare zu «Trotz hoher Spesen sogar Geld verloren»
Grundsätzlich sollte jeder seine Finanzen selber verwalten. Alles andere schafft unweigerlich Verluste. Selbst die 1% Rendite oder leichte Verluste nach den hohen Unkosten werden nur erzielt im Boom der vergangenen Jahre. In schlechteren Zeiten fallen die Verluste erheblich höher aus. Die Aussage „es kommt immer mal vor, dass Verluste auftreten“ ist falsch: die meisten Anleger verlieren Geld (oft ohne dies zu merken), speziell wenn sie sich blind auf ihre sogenannten Berater verlassen, das gilt für Boom-Zeiten und in schwachen Marktzeiten oder Krisenzeiten sowieso. Eines ist klar: die Bank gewinnt immer.