Starker Euro hilft Geberit

Geberit-Einrichtung: Das Unternehmen erzielt gut 90 Prozent der Einnahmen in Europa. Foto: PD

Wechselkurse sind immer gut für eine Überraschung. Wer hätte zu Jahresbeginn gedacht, dass der Euro im August 1.15 Franken kostet? Ich jedenfalls nicht. Nun ist es aber so. Gleichzeitig hat aber der Dollar zum Franken nachgegeben. Wer davon in welchem Ausmass profitiert, lässt sich nicht exakt vor­aussagen, weil Einflussfaktoren wie Absicherungsgeschäfte oder operative Anpassungen zu zahlreich und komplex sind. Aber in der Tendenz lassen sich Gewinner identifizieren, wie etwa Geberit. Das zeigt die Vergangenheit, denn der Frankenschock hatte dem Sanitärtechniker arg zugesetzt. Die operativen Ergebnisse wurden belastet, und in der Schweiz gewährte Geberit sogar Währungsrabatte. Jetzt dürfte Geberit positive ­Effekte verzeichnen. Das Unternehmen erzielt gut 90 Prozent der Einnahmen in Europa. Im ersten Halbjahr, über das Geberit am 17. August berichten will, gab es noch keinen Euroschub. Aber das Management dürfte sich dazu äussern, was die Eurostärke bedeuten könnte. Kaufen

Neue Ertragsquelle

Unter den kotierten Kantonal- und Retailbanken sticht dieses Jahr vor allem die Glarner Kantonalbank (GLKB) hervor. Während im Tiefzinsumfeld viele klassische Hypothekarinstitute Schwierigkeiten haben, Ertrag und Gewinn zu steigern, schafft das die GLKB mühelos, wie das Halbjahresergebnis vergangene Woche beweist. Der Grund liegt in der Digitalstrategie der Bank. Sie war eine der ersten Kantonalbanken, die mit Onlinehypotheken die engen Grenzen des eigenen Kantons überwand. Mit ihrer Plattform Hypomat vergibt sie Hauskredite in der ganzen Schweiz und lizenziert mittlerweile diese Technologie an andere Banken. Zuletzt ging die GLKB noch einen Schritt weiter und besorgt nun unter ihrem Label Kreditfabrik die Hypothekarvergabe und -verwaltung für Pensionskassen und Versicherungen. Damit hat sie sich neben dem klassischen Zinsgeschäft als Auslagerungsdienstleisterin eine neue Ertragsquelle eröffnet. Als eine der wenigen Schweizer Retailbanken besitzt die GLKB dadurch ebenso wie ihre Aktie ein schönes Wachstumspotenzial. Kaufen

Neun Medikamente in der Pipeline

Idorsia, seit der Abspaltung des Biopharma-Unternehmens Actelion im Juni an der Schweizer ­Börse, ist mittlerweile zu einem Viertel im Besitz von Firmengründer Jean-Paul Clozel und seiner Frau. Beim vergangene Woche ­publizierten Halbjahresbericht interessierte mich primär der Ausblick: Bis Ende des Jahres wird Idorsia 180 bis 190 Millionen Franken verbrannt haben. Das überrascht durchaus positiv, hatten doch zum Beispiel die Analysten von Morgan Stanley mit 240 Millionen Franken gerechnet. Das Unternehmen hat derzeit neun Medikamente in der Pipeline, die in klinischen Studien für eine Marktgenehmigung getestet werden. Eine neue Arznei gegen die Schlafkrankheit könnte bald schon in die zu­lassungsrelevante Studienphase 3 ­eintreten, was jedoch mit höheren Kosten verbunden ist. Mit einer Milliarde Franken Cash ist das für Idorsia allerdings auch kein Problem. Auch wenn derzeit die ersten Studien positive Ergebnisse liefern, sollten Anleger vorsichtig sein. Immerhin notieren die Papiere bereits 80 Prozent über dem Emissionspreis von 10 Franken. Meiden

Die Skepsis wird grösser

Aktienanalysten sind Optimisten. Das liegt in der Natur der Sache, mit steigenden Kursen lässt sich mehr Geld verdienen. Werden die Analysten dann einmal skeptisch, ist das ein Warnzeichen, wie nun bei Dufry. Empfahl vor einem Jahr nur einer von 17 Analysten die ­Titel des Reisedetailhändlers zum Verkauf, ist es heute jeder Vierte. Das liegt zum Teil an der guten Kursentwicklung. Dufry-Aktien haben in einem Jahr fast 50 Prozent an Wert zugelegt. Die neue Skepsis hat aber auch mit der Geschäftsentwicklung zu tun. In den vergangenen Quartalen erfüllte der Betreiber von Duty-free-Geschäften mit dem Umsatzwachstum zwar die Erwartungen. Unter dem Strich enttäuschte er aber. Am Montag hat das Unternehmen ausserdem angekündigt, das US-Geschäft an die Börse zu bringen. Dem Unternehmen bringt das zwar Geld ein, die Dufry-Aktio­näre müssen den Gewinn dort in Zukunft aber mit den neuen Eigentümern teilen. Zudem ist weiterhin unklar, was der chinesische Koloss HNA mit seiner Beteiligung von 21 Prozent an Dufry vorhat. Das sind zu viele Fragezeichen. Meiden

Zugang zu Sportinhalten

Der Telecomkonzern Sunrise hat vergangene Woche gleich doppelt überrascht. Und zwar durch die Kooperationen mit der Swisscom-Tochter Teleclub und dem Pay-TV-Riesen Sky und einem dadurch deutlich breiteren Zugang zu Sportinhalten, unter anderem zu Schweizer Erstliga-Fussballspielen. Aktuell hat Sunrise einen überschaubaren Marktanteil von geschätzt 4 Prozent im Markt für Digitalfernsehen. Doch der kleinere Rivale könnte vom Streit der beiden grossen Anbieter Swisscom (32 Prozent) und UPC (28 Prozent) profitieren und deutlich aufholen. Die liegen sich seit Jahren wegen Schweizer Live-Fussball und Live-Eishockey in den Haaren. Mit der Vereinbarung von Teleclub mit Sunrise will Swisscom UPC in die Parade fahren. Swisscom ist es lieber, wenn die Kunden zu Sunrise gehen – teils via gemietete Swisscom-Leitungen – als zu UPC. Für Sunrise-Aktionäre zudem erfreulich: Für den geplanten Verkauf von Mobilfunkinfrastruktur an ein spanisches Konsortium liegen alle Bewilligungen vor. Das spült rund 500 Millionen Franken in die Kasse und führt zu einer noch höheren Ausschüttung für 2017. Es winken bis zu 5,3 Prozent Dividendenrendite. Kaufen

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