Lohnen sich Anleihen mit kurzer Laufzeit?

Bei Obligationen mit kurzer Laufzeit bestehen kaum noch Renditechancen. Foto: Getty Images

Bei Obligationen mit kurzer Laufzeit bestehen kaum noch Renditechancen. Foto: Getty Images

Ich habe Bedenken wegen möglicher Verluste bei den Obligationen, wenn die Zinsen steigen. Sollte man jetzt nur noch Oblis mit ganz kurzen Laufzeiten wählen? F. I.

Obligationen mit kurzen Laufzeiten sind in der Tat weniger dem Zinsänderungsrisiko ausgesetzt. Wenn Sie jetzt eine Obligation mit langer Laufzeit und sehr tiefen Zinsen erwerben und die Zinsen steigen, leiden Sie während langer Zeit unter der geringen Rendite. Entsprechend kommen die Kurse bei anziehenden Zinsen zurück. Kurze Laufzeiten sichern Sie somit gegen die steigenden Zinsen etwas ab.

Allerdings sind die Zinsen bei kurz laufenden Anleihen noch tiefer als bei den meisten übrigen Obligationen. So stellt sich die Frage, ob sich für Sie ein Investment überhaupt noch lohnt. Insbesondere Anleihen in Schweizer Franken sind für viele Investoren ein schlechtes Geschäft – erst recht, wenn Sie sich noch auf kurze Laufzeiten fokussieren. Nach Abzug aller Gebühren kommt es bei erstklassigen Schuldnern immer wieder vor, dass man als Anleger nichts verdient oder sogar Geld verliert.

Da legen Sie das Geld lieber gleich auf das Bankkonto und sparen sich wenigstens die Gebühren. Das Problem ist, dass wir alle nicht wissen, wann denn die Zinsen hierzulande tatsächlich wieder steigen. Vorderhand stufe ich die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Zinsanstiegs in der Schweiz als tief ein. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann nicht unabhängig von der Europäischen Zentralbank agieren und wird frühestens an der Zinsschraube drehen, wenn die Europäer die Zinsen angehoben haben.

SNB-Präsident Thomas Jordan hat im Juni erneut betont, dass der Franken weiterhin überbewertet ist, und signalisiert, dass das Zinsniveau noch einige Zeit sehr tief bleiben dürfte. Wenn Sie in diesem Zinsumfeld nur noch Anleihen mit sehr kurzen Laufzeiten halten, weil sie sich vor steigenden Zinsen fürchten, verlieren Sie wohl Geld. Ich rate Ihnen auch bei den Laufzeiten zu einer breiten Diversifikation: also Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten halten. Keine grossen Kompromisse würde ich indes beim Schuldnerrating machen. Mir fällt auf, dass immer mehr Investoren auf der Suche nach etwas mehr Zins markante Abstriche bei der Schuldnersicherheit machen. Dies würde ich nicht machen, sondern eher auf etwas Rendite verzichten.

Unternehmensanleihen mit gutem Schuldnerrating sind aber durchaus eine sinnvolle Alternative zu Staatsanleihen. Eine weitere Möglichkeit sehe ich auch in der internationalen Diversifikation bei den Anleihen. Sie müssen ja nicht zwingend nur Frankenanleihen halten, welche nichts mehr abwerfen. Mehr Rendite bei den verschiedenen Laufzeiten bieten etwa Dollaranleihen.

Zugegeben: In diesem Fall tragen Sie ein Währungsrisiko. Auf dem aktuellen Dollarniveau halte ich dieses Risiko aber für vertretbar. Dafür generieren Sie bei den US-Anleihen deutlich mehr Rendite, zumal da die Zinsen bereits gestiegen sind. Eine noch breitere Diversifikation erreichen Sie über internationale Obligationenfonds. Diese können auch beim Schuldnerrating eher mal einen Kompromiss eingehen und so eine höhere Durchschnittsrendite erzielen.

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