Mehr Rendite für das Freizügigkeitsgeld

Unterbrechung des Berufslebens: Das Geld auf dem Freizügigkeitskonto sollte sicher angelegt sein und weiterarbeiten. Foto: Key

Unterbrechung des Berufslebens: Das Geld auf dem Freizügigkeitskonto sollte sicher angelegt sein und weiterarbeiten. Foto: Key

Ich bin wieder Mutter geworden und will mich in den nächsten zehn Jahren voll den Kindern widmen. Auf dem Freizügigkeitskonto, auf das ich mein PK-Geld überwiesen habe, gibt es fast nichts mehr. Habe ich Alternativen? C. K.

Ja. Sie können das Freizügigkeitsgeld auf eine Bank transferieren, die auf dem Freizügigkeitskonto etwas mehr Zins zahlt. Zwar gibt es unter den Instituten beträchtliche Unterschiede bei den Zinsen. Dennoch muss ich Sie enttäuschen: Reich werden Sie mit dem Geld auf dem Freizügigkeitskonto nirgends mehr. Die Zinsen sind überall mehr oder weniger mickrig.

Über die Zinsen hinaus sollten Sie auch an die Sicherheit Ihres Freizügigkeitskapitals denken: Bei einem Bankenzusammenbruch sind nur maximal 100’000 Franken des Freizügigkeitskapitals konkursprivilegiert. Darum würde ich bei der Solidität der Bank keine Kompromisse machen, nur damit Sie etwas mehr Zins bekommen. Gerade weil der Schutz des Freizügigkeitskapitals begrenzt ist, würde ich Freizügigkeitsstiftungen von sehr sicheren Banken wie Institute mit Staatsgarantie vorziehen, obwohl sie dort kaum mehr Zins erhalten.

Wenn Sie eine höhere Rendite auf dem Freizügigkeitskapital wünschen, würde ich eher in Betracht ziehen, ein Freizügigkeitsdepot zu eröffnen und Ihr Freizügigkeitsgeld in spezielle Vorsorgefonds zu investieren. Dabei müssen Sie nicht das gesamte Geld in Fonds anlegen, sondern können einen Teil konservativ auf dem Freizügigkeitskonto liegen lassen und einen anderen Teil mutiger in Fonds mit einem höheren Aktienanteil investieren. Auf diesem Teil haben Sie auf längere Sicht deutliche höhere Renditechancen. Dafür sind Sie aber einem erhöhten Schwankungsrisiko ausgesetzt.

Meines Erachtens eignen sich aber gerade das Freizügigkeitsgeld und die 3. Säule für Investments in Fonds mit höherem Aktienanteil, da diese Gelder meist während Jahren liegenbleiben und die wichtige Voraussetzung eines langen Anlagehorizonts von wenigstens fünf bis acht Jahren in der Regel gegeben ist. Bei den meisten Banken können Sie unter verschiedenen Anlagestrategien und BVG-konformen Fonds auswählen. Je nach Ihrer persönlichen Risikobereitschaft können Sie auf einen höheren oder tieferen Aktienanteil setzen. Pauschal gilt: je mehr Aktien, desto mehr Renditechancen und Schwankungsrisiken.

Achten Sie zudem auf die Gebühren der angebotenen Fonds: Denn diese verkleinern Ihre effektive Rendite. Indem Sie einen Teil des Vorsorgegeldes in Fonds anlegen, senken Sie übrigens auch das Ausfallrisiko im Fall einer Bankenpleite, da die Wertschriften selbst im Krisenfall der Bank in Ihrem Besitz bleiben. Dem steht aber das höhere Anlagerisiko gegenüber. Dies ist der Preis für die attraktiveren Renditechancen.

 

9 Kommentare zu «Mehr Rendite für das Freizügigkeitsgeld»

  • Benjamin Zibble sagt:

    Ich finde es nach wie vor völlig Verantwortungslos von seiten der Politik das man jeden unbedarften Arbeiter zwingt das seine Rentengelder in Kapitalmärkten angelegt werden müssen. Wie wäre es den hier mal das Österreichische Rentensystem vorzustellen. Die Österreicher einigten sich mämlich darauf das Umlageverfahren zu stärken, die Jungen explizit mit in das Boot zu holen (anstatt gegen die Alten aufzuhetzen) und den Alten mit Wohlwollen zu begegnen. Dafür wurde das Kapitalsparverfahren hinten angestellt weil das nämlich eh nicht „funktioniert“ und die Branchen die rund um das Alterskapital angesiedelt grosse Teile davon vernichten. In Deutschland sind heute um die 30% der neuen Rentner auf Sozialhilfe angewiesen weil die privaten Rentensysteme unfähig sind Renten zu sichern.

    • Blagojevic M. sagt:

      Da haben sie sicher Recht. Alle die BVG-es sind willkommene Arbeitgeber für all die die es im Bankwesen nicht mehr braucht. Gut untergebracht ( und natürlich gut bezahlt) auf Kosten von Versicherten.

    • I. Bissig sagt:

      Ihr Kommentar ist so falsch, dass nicht mal das Gegenteil davon ein Fünkchen Wahrheit enthält. So sind in Deutschland die alten Leute auf Sozialhilfe (und auch das sind auch weit weniger als die angegebenen 30%) angewiesen, weil das staatliche Rentensystem versagt hat und die Leistungen in den letzten Jahren immer weiter abgesenkt worden sind. Dort schwärmen alle von der schweizerischen 3-Säulen-Lösung.

      • P. Hinterhofer sagt:

        Herr Bissig: Zibble sprach von Österreich, nicht von DE. Die Österreicher haben in dieser Hinsicht jedenfalls viel mehr Augenmass bewiesen als die Deutschen oder auch nur die Schweizer! Hoppla.

      • Lionel Scheffer sagt:

        Ich habe mir ein Haus gekauft und betreibe ein Airbnb. So haben nach meinem Tod auch die Erben etwas davon und nicht die Pensionskasse.

      • Karl Knapp sagt:

        @Scheffer: Bei Freizügigkeitskonten ist im Unterschied zur PK kein WEF-BEZUG möglich. Und mit Kindern noch ein AirBnB führen, das halte ich nicht für hilfreich…

  • Peter Panter sagt:

    Das Freizügigkeitsdepot ist sicherlich eine gute Option, da das Risikoprofil in der Regel gewählt werden kann. Nur sind die Konditionen bei den Anbietern ein Hohn. Wenn der Versicherte/Anleger selber ein Portfolio günstiger zusammenstellen kann als die Anbieter (zB Banken), dann ist das ein Problem. Denn der Anleger hat keine Wahl: der Markt ist den Freizügigkeitsstiftungen vorbehalten.

    • Urs Tarnutzer sagt:

      „Konditionen bei den Anbietern ein Hohn“. So ist es. Die Anbieter (besonders auch die im Artikel erwähnten Staatsgarantiebanken z.B. Kt. Zürich) haben eine Lizenz zum Geldabsahnen mit 0% Risiko, der Kunde darf sich mit minimalster (nach den phantasievollen Gebühren) Rendite und dem Risiko begnügen.

  • Hansli sagt:

    Die Gebühren für diese Fonds sind eine Frechheit. Selbst die ETF-gebühren sind meist zu hoch. Angesichts der Gebühren würde ich trotzdem nur solche nehmen.
    Die Pensionsgelder sind Langfristanlagen und langfristig sind Dividenden für die Rendite ausschlaggeben, ausser man geht höheres Risiko ein. Da genügt Blue Chip Aktien mit guter Dividende ins Depot zu legen und dort zu lassen. Da genügt ganz wenig Analyse zur Verwaltung. Es braucht keinerlei Umschichtung in den persönlichen Depots, es braucht nur eine Analyse was aktuell am besten gekauft wird. Ein Verkauf wäre nur ein Notfall – auch Blue Chip Dividendentitel können schlechter werden. Das alles könnte man auch gut automatisieren.

    Ich baue mir deshalb ein solches Depot persönlich auf. Aber mit mehr Risiko, 50% Wachstumstitel.

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