Soll man sich gegen Internetkriminelle versichern?

Hacker am Werk: Cyberschutz wird von einigen Schweizer Versicherern angeboten. Foto: Getty

Hacker am Werk: Cyberschutz wird von einigen Schweizer Versicherern angeboten. Foto: Getty

Man liest fast täglich von Internetkriminellen und Angriffen auch auf Private. Nun überlege ich mir, dagegen eine Cyberschutzversicherung abzuschliessen. Ist das sinnvoll? G.R.

Das Internet hat sich nicht nur zum grössten Marktplatz für Waren und Dienstleistungen entwickelt, sondern auch zum wohl beliebtesten Ort für Kriminelle. Nirgendwo wird so viel gestohlen und betrogen wie im Internet. Angefangen bei reinem Datendiebstahl, über Rufschädigung bis zum handfestem Finanzbetrug: Die Vielfalt von Delikten ist riesig, ebenso die Grauzone und die immer neuen Methoden der Internetkriminellen.

Antiviren-Software, Firewalls und ein verantwortungsvoller Umgang mit Passwörtern bringen zwar einen gewissen Schutz. Vollständige Sicherheit ist indes eine Illusion. Die Täter finden immer neue Türen, um über das Netz an unsere Daten oder sogar unser Geld heranzukommen. Gerade weil es ähnlich wie beim Einbruchsrisiko bei Wohnliegenschaften auch gegen Cyberattacken keinen absoluten Schutz gibt, ist es naheliegend, dass man sich mit einer Versicherung gegen die möglichen Schäden schützt.

Noch sind Cyberschutzversicherungen allerdings nicht sehr weit verbreitet. Produkte auch für Privatpersonen bieten meines Wissens in der Schweiz unter anderem die Axa, die Zürich, Basler und seit kurzem auch die Mobiliar. Die Produkte sind aber sehr verschieden. Je nach Anbieter kann man sich zum Beispiel mittels Rechtsschutzpolicen versichern gegen die Folgen von Daten und Identitätsdiebstahl, Urheberrechtsverletzungen, Mobbing im Internet und rufschädigenden Inhalten in den sozialen Medien.

Nicht nur Rechtsschutz, sondern weitergehende Leistungen bietet beispielsweise die Mobiliar. Diese verspricht ihrer Kundschaft umfassende «Leistungen rund um das Thema Sicherheit im Internet in einem Paket». So etwa auch im Falle von Kreditkarten- und Onlinekontenmissbrauch. Zusätzlich wird mit «20 GB kostenlosem Datenspeicher in einem hochsicheren Online-Datentresor» geworben. Eine Horrorvorstellung ist für viele der Datenverlust, nachdem die Festplatte von einem Virus angegriffen wurde und so Daten verschwinden. Hier deckt der Versicherer Kosten für die Datenrettung bis zu 5000 Franken. Bei der Mobiliar kann dieser Cyberschutz nur im Rahmen der Hausratversicherung abgeschlossen werden.

Ihre Frage, ob solche Internet- und Cyberschutzversicherungen sinnvoll sind oder nicht, kann ich nicht abschliessend beantworten. Dafür gibt es derzeit viel zu wenig Erfahrungswerte. Aufgrund meines aktuellen Wissensstandes bin ich eher skeptisch. Zumindest ein Teil der in den speziellen Internetschutzpolicen angebotenen Dienstleistungen ist in gängigen Rechtsschutzpolicen oder in Hausrat- und Haftpflichtversicherungen mitversichert.

Wie hilfreich Cyberschutzpolicen im Schadenfall für die Betroffenen sind, kann derzeit nur schwer beurteilt werden. Obwohl das Risiko, von Internetkriminellen angegriffen zu werden, steigt, halte ich spezielle Cyberschutzversicherungen derzeit noch nicht für ein absolutes Muss. Da die Kosten von beispielsweise – je nach Produkt und Anbieter – 100 Franken pro Jahr nicht sehr hoch sind, können sich Sicherheitsbewusste gegen Cyberangriffe absichern. Sie sollten sich aber bewusst sein, dass noch schwer abschätzbar ist, wie gut das Kosten-Nutzen-Verhältnis solcher Policen in der Praxis tatsächlich ist.

8 Kommentare zu «Soll man sich gegen Internetkriminelle versichern?»

  • Thomas Hartl sagt:

    Versicherungen machen im Allgemeinen nur Sinn, wenn das eigene Schadensrisiko deutlich über dem Durchschnitt liegt und man dieses nicht durch andere Massnahme reduzieren kann, oder wenn man sich einen Schadensfall finanziell nicht leisten kann. Oft bleibt dann nur die Haftpflichtversicherung übrig.

    • Max Blatter sagt:

      Ganz genau! Im Fall der Internet-Kriminalität kann man den Satzteil „wenn das eigene Schadensrisiko deutlich über dem Durchschnitt liegt“ wohl sogar ersetzen durch „wenn man überdurchschnittlich blöd ist“.

  • Patrick Biegel sagt:

    Der weitaus grösste Schaden ist normalerweise der Verlust von wichtigen Daten und der Wert dieser Daten ist sehr unterschiedlich und schwer zu beziffern. Sind meine Fotos, ein Buchmanuskript oder Programmcode nun 100.- oder 10000.- Fr. Wert? Abgesehen davon bringt mir eine finanzielle Entschädigung diese Fotos, mein Buchmanuskript oder meinen Programmcode nicht wieder zurück und kaufen kann ich es auch nicht wieder. Was genau ist also der Sinn dieser Versicherung? Diese Versicherung kann vielleicht einen finanziellen Schaden abfedern…

  • Max Blatter sagt:

    „… der Datenverlust, nachdem die Festplatte von einem Virus angegriffen wurde … . Hier deckt der Versicherer Kosten für die Datenrettung bis zu 5000 Franken.“ Schön und gut! Ich hatte schon einmal einen Datenverlust – nicht infolge eines Virus, sondern infolge eines „ganz normalen“ Versagens der Harddisk, das zu einem Totalabsturz des PCs führte. Die Kosten der Datenrettung waren nicht das Problem: Die meisten der Daten KONNTEN schlicht und ergreifend nicht mehr gerettet werden! Ich konnte die Wichtigsten aufgrund vorhandener Ausdrucke mit einigem Aufwand rekonstruieren – von da an habe ich die regelmässige Datensicherung nicht mehr so sträflich vernachlässigt wie zuvor… Ehm, gerade fällt mir ein: Die Sicherung meiner Daten ist mal wieder überfällig! Ich bin dann mal weg…

  • Michael sagt:

    Anstatt in soche ominösen Versicherungen zu investieren, sollte man lieber ein vernünftiges AntiVir Programm und eine BackUp Software kaufen. Dafür ist nur ein einmaliger Betrag von ca. 100 Franken zu zahlen. Jetzt nur noch jeden Monat – oder einem anderen Intervall – eine Komplettsicherung vom System nebst Daten machen und das Gespenst von einem Datenverlust löst sich weitestgehends in Luft auf.
    Im übrigen – das grösste Problem bei all solchen Fällen sitzt vor dem Rechner ! Wer ohne Bedacht unbekannte mails und dann noch deren Anhang öffnet, sich auf diesen Seiten mit den bunten Bildern rumtreibt, supertolle Software aus dunklen Kanälen lädt, wird kurz über lang ein Opfer dieser Internetkriminalität werden. Aber der ist dann auch selber schuld.

  • Roberto Brunazzi sagt:

    Um die Aussagen mit Fokus auf die Mobiliar von Herrn Spieler um eine Facette zu ergänzen: Die Basler bietet einen weiterreichenden Schutz gegen Cyberrisiken an und zwar „stand alone“, ohne die Anbindung an die Hausratversicherung.

  • Daniel Caduff sagt:

    Für Privatkunden sehe ich da wenig Sinn. Den meisten Privatpersonen ist der „emotionale“ Wert der eigenen Fotosammlung etc. viel wichtiger, als der monetäre Wert der Hard- und Software. Eine gratis-cloudspeicher Lösung, wie z.B. Google Fotos kostet nichts und ist für den Durchschnittsanwender einfach zu benutzen und kann „vergessen“ werden. Gegen Malware helfen automatisierte, getrennte Backups von Daten und Systempartitionen, die im optimalen Fall ausser Haus oder in der Cloud aufbewahrt werden.

    Anders sieht es hingegen bei Businessanwendern aus, wo IT für die Prozesssteuerung- oder Überwachung eingesetzt wird. Wenn meine Produktion still steht, weil die Datenbanken verschlüsselt wurden, entsteht sehr schnell ein hoher finanzieller Schaden. Da kann eine Versicherung Sinn machen.

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