Wo fast fünf Prozent Rendite locken

Gebäudetechnik Walter Meier: Gute Aussichten im Verdrängungskampf. Foto: Stefan Schmidlin

Gebäudetechnik Walter Meier: Gute Aussichten im Verdrängungskampf. Foto: Stefan Schmidlin

Ich habe im Verlaufe dieses Jahres Aktien von Walter Meier gekauft. Die Entwicklung ist enttäuschend und für mich unverständlich. Obwohl es für mich kein Problem darstellt, die Aktie weiterhin und längerfristig in meinem Portfolio zu belassen, frage ich Sie: Soll ich einen Verkauf in Betracht ziehen? A.E.

Sie hatten die Aktie praktisch beim Jahreshoch gekauft und sitzen jetzt auf Buchverlusten. Die Titel waren im Frühling mit der Ankündigung der Fusion von Walter Meier und Tobler Haustechnik stark gestiegen. Nicht selten kommt es nach einem Kurssprung nach solch grossen Unternehmensnews später zu Gewinnmitnahmen und einer Ernüchterung. Zudem ist die Dividende weg. Die erste Begeisterung hat sich gelegt, einige Investoren sind wieder ausgestiegen.

Für Sie viel wichtiger ist meines Erachtens die Frage, ob der Zusammenschluss langfristig gelingt und die erhofften Früchte bringt. Der britische Heizungs- und Sanitärgrosshändler Wolseley hat Tobler gegen Aktien und Barzahlung in die Walter Meier eingebracht. Ziel ist es, eine stärkere Marktposition zu erreichen und die Erträge durch den Zusammenschluss zu erhöhen. Ob dies aufgeht, ist noch keineswegs sicher. Fusionen beinhalten immer erhebliche Risiken. Eine Vielzahl solcher scheitert. Während Tobler im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 330 Millionen Franken erwirtschaftete, erreichte Walter Meier einen solchen von 240 Millionen Franken.

Durch den Zusammenschluss entsteht eines der grössten Gebäudetechnik-Unternehmen der Schweiz mit einem breiten Angebot im Grosshandel, Komponenten und Zubehör, im Systemgeschäft sowie im Servicegeschäft. Walter Meier bringt Stärken im Service und Klimabereich ein und Tobler solche im Handelsgeschäft und Sanitärbereich. Die Voraussetzungen für einen Erfolg der Fusion sind durchaus intakt, da starke Synergien bestehen und Kosten gesenkt werden können. Der Zusammenschluss erfolgte im Verhältnis 1:1. Bis in drei Jahren will das Management einen Gewinn (Ebitda) von 60 Millionen Franken erreichen und die Nettoverschuldung stetig senken. Die Umsetzung ist bereits im Gange. Bereits auf Beginn des nächsten Jahres wollen die beiden Firmen unter einem neuen gemeinsamen Namen auftreten.

Für Sie als Aktionär wichtig ist die Ankündigung, dass die Dividende auch künftig attraktiv bleibt und auch nach dem Zusammenschluss mit Tobler zwei Franken je Aktie ausgeschüttet werden sollen. Beim aktuellen Kurs macht dies eine stolze Dividendenrendite von über 4,5 Prozent. Dies soll auch künftig so bleiben, wie VR-Präsident und Grossaktionär der Walter Meier AG, Silvan Meier, gegenüber der «Finanz & Wirtschaft» versprochen hat: «Wir halten an der stabilen Ausschüttung fest und wollen weiterhin 2 Franken Dividende zahlen», sagte er. Darin bestehe zwischen ihm und dem Tobler-Eigner, Wolseley, Einigkeit. Konfliktpotenzial bestehe kaum.

Ein gewisses Risiko sehe ich allerdings in der Tatsache, dass er mit 33,5 Prozent einen kleineren Anteil an der Gruppe hält als der britische Aktionär mit fast 40 Prozent. Auch wenn viele Dinge in einem Aktionärsbindungsvertrag geregelt sind, kann es in einer solchen Konstellation zu Differenzen kommen, die sich nachteilig auswirken. Abgesehen von der Fusion, sollten Sie sich bewusst sein, dass die Branchen Gebäudesanierungen und Neubau schon intensiv gelaufen sind. Ein steiles Wachstum ist hier künftig kaum mehr möglich. Es kommt also vermehrt zu einem Verdrängungswettbewerb. Da dürfte die mit Tobler vereinte Walter Meier Holding meines Erachtens aber eine gute Ausgangslage haben.

Daher würde ich die Titel nicht verkaufen, sondern langfristig behalten. Aufgrund der erwähnten Risiken wegen der Fusion und der Branchenentwicklung müssen Sie aber auch künftig mit stärkeren Kursschwankungen rechnen und bereit sein, die damit verbundenen Anlegerrisiken zu tragen. Allein die Tatsache, dass Walter Meier fast fünf Prozent Dividendenrendite zahlt, macht den Titel angesichts der extrem mickrigen Renditen, welche man auf Unternehmensanleihen bekommt, auch für risikobewusste Privatanleger mit langem Ablagehorizont und diversifiziertem Depot interessant.

 

Ein Kommentar zu «Wo fast fünf Prozent Rendite locken»

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    walte meier ist eine solide firma. man kann wahrscheinlich mit den aktien fast nichts falsch machen, da ihre performance ausgeglichen ist. keine allzu grossen gewinne, aber auch keine verluste. ideal für in’s langzeit-portfolio. hingegen ist der konzern auf die stake-holder ausgerichtet. was die flexibilität am markt hinsichtlich produktivität einschränkt. wachsen tut man eigentlich seit jahren nur noch durch firmen-übernahmen. die jeweilige integration in den konzern gelingt jedoch nicht immer. auch, weil die konzern-führung weit weg ist vom (operativen) „tagesgeschäft.“ eine alternative zu walter meier aktien, im gleichen sektor, stellt belimo dar. hier wird noch durch „eigenleistung“ nachhaltig überzeugt.

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